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26.07.2018 Ältester Nachweis des Pesterregers im Kaukasus geglückt
Der Hügel, in dem das Grab 11 entdeckt wurde, maß 85x110 m und war 6,2 m hoch. Seine Belegung reichte von der Zeit der Majkop- über die Jamnaja-Kultur bis zur Novotitarovskaja-Kultur. Der Hügel war nach 14-C-Daten etwa über 600 Jahre belegt. Grab 11 ist eine Jamnaja Bestattung in Rückenlage. Das Individuum wurde direkt datiert und dürfte zwischen 2875–2699 cal BC (4171 ± 22 uncal BP; MAMS-29816) bestattet worden sein. Es ist damit zusammen mit einem Nachweis aus der Afanasevo-Kultur im Altai gegenwärtig das älteste nachgewiesene Individuum mit dem Erreger Yersinia pestis.
Bemerkenswerterweise gehört es genau in jenen Zeitraum, in den umfangreichere Wanderungsbewegungen nach Mittelauropa stattgefunden haben dürften. Die Verwandtschaftsbeziehungen der Pesterreger aus dem späten Neolithikum und der frühen Bronzezeit legen die Annahme nahe, dass Yersinia pestis etwa um 2800 v. Chr aus der pontischen Steppe nach Mitteleuropa eingeführt wurde. Ob die Menschen den Erreger nach Mitteleuropa brachten, weil sie vor der Pest fliehen wollten oder ob es ein unterschiedliches Resistenzniveau gab, ist noch ungeklärt. Allerdings könnte der Pesterreger erklären, wieso die „neolithische" Bevölkerung Mitteleuropas in kurzer Zeit genetisch so stark zurückgedrängt wurde.
Wie immer die Kausalbezüge in diesem Fall gelagert sind, ist der Nachweis des Pesterregers lange vor den in der Antike nachgewiesenen Epidemien (z.B. Justinianische Pest) ein überaus bedeutsames Ergebnis, das die Archäologie des 3. Jahrtausends v. Chr. verändern wird. Denn bislang spielten weiträumig verbreitete Epidemien im archäologischen Diskurs keine Rolle.
Das Projekt BioArcCaucasus wird vom Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die aktuellen Ergebnisse gelangen einer skandinavischen Arbeitsgruppe um E. Wilerslev und K. Kristiansen, die Untersuchung des Probenmaterials fand am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena statt.
Aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichung:
A. Andrades Valtuena/A. Mittnik/F.M. Key, W. Haak, R. Allmae, A. Belinskij, M. Daubaras, M. Feldman, R. Jankauskas, I. Janković, K. Massy, M. Novak, S. Pfrengle/ S. Reinhold, M. Šlaus, M.A. Spyrou, A. Szecsenyi- Nagy, Mari Torv, S. Hansen, K. I. Bos, P. W. Stockhammer, A. Herbig and J. Krause, The Stone Age plague and its persistence in Eurasia. Curr. Biol. 27, 3683–3691 e3688 (2017).
An BioArcCaucasus beteiligte Wissenschaftler:
Prof Dr. Svend Hansen, Eurasien-Abteilung des DAI
PD Dr. Sabine Reinhold, Eurasien-Abteilung des DAI
Dr. Sandra Pichler, Institut für Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel (IPNA, Schweiz)
Prof. Dr. Kurt Alt, Institut für Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel (IPNA, Schweiz)
Dr. Claudia Gerling, Institut für Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel (IPNA, Schweiz)
Dr. Corinna Knipper (CEZ Mannheim)
Prof. Dr. Alexandra Bushilova, Anthropologisches Institut der Moskauer Staatlichen Lomonosov-Universität (RIMA, Russland)
Dr. Natalja Berezina, , Anthropologisches Institut der Moskauer Staatlichen Lomonosov-Universität (RIMA, Russland)
Dr. Andrej Belinskij, Nasledije, Stavropol, Russland
Aleksej Kalmykov, Nasledije, Stavropol, Russland