Nachricht
Asset Publisher
25.10.2022 Neue Erkenntnisse zu antiken Skulpturen
Über die Objektdatenbank iDAI.objects/Arachne des Deutschen Archäologischen Instituts ist ein besonderes Manuskript-Corpus erstmals für die internationale Forschung online zugänglich. Das ›Corpus Ciacconianum‹ des spanischen Antiquars Alonso Chacón (1530-1599) gehört zu den größten zusammenhängenden Corpora von Antikenzeichnungen des 16. Jahrhunderts. Die heute verstreuten Manuskripte wurden in einem Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Kunstgeschichte und der Abteilung Klassische Archäologie der Universität Bonn erstmals zusammengeführt. Damit werden neuartige Einblicke in Antikensammlungen möglich. Das Material umfasst rund 1.100 Manuskriptseiten und etwa 800 Zeichnungen – größtenteils zu antiken Skulpturen.
Alonso Chacón (1530-1599)
Alonso Chacón, latinisiert Alphonsus Ciacconius, war ein spanischer Antiquar und Gelehrter mit breit gefächerten Interessen. Sie reichten von den römischen Altertümern, über die Katakomben und frühchristlichen Kirchen bis zu einer Geschichte der Päpste. Von 1574 bis zu seinem Tod im Jahr 1599 widmete er sich in Rom vollständig seinen antiquarischen Studien.
Vielfach wird er heute als Begründer der christlichen Archäologie angesehen, da er sich verstärkt um die Dokumentation von Malereien und Mosaiken in Katakomben und frühchristlichen Kirchen bemühte. Der größere Teil seiner Manuskripte beschäftigt sich aber mit den Antiquitates Romanae, den Hinterlassenschaften der römischen Antike.
Bedeutung des Corpus Ciacconianum
Die wichtigsten Alben und Zeichnungskonvolute befinden sich heute in der Biblioteca Angelica (Rom), der Biblioteca Oliveriana (Pesaro), der Biblioteca Marucelliana (Florenz) und dem Herzog Anton Ulrich-Museum (Braunschweig). “Das ›Corpus Ciacconianum‹ gehört zu den größten zusammenhängenden Corpora von Antikenzeichnungen des 16. Jahrhunderts. Sein besonderer Wert liegt in den Kommentaren, mit denen der gelehrte Antiquar rund zwei Drittel der Blätter versah und die neben der Benennung der gezeichneten Skulpturen häufig auch die Namen der Besitzer dokumentieren.“ sagt Prof. Dr. Georg Satzinger vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn. „Dank der Liberalität der besitzenden Institutionen, die das Material in digitalisierter Form zur Verfügung stellten, können die Manuskripte nun von verschiedenen Disziplinen gesichtet und zugeordnet werden.”
“Die Vorlage der Manuskripte zu den Antiquitates des Alphonsus Ciacconius wird unser Wissen zur Entstehung der Altertumswissenschaften im 16. und 17. Jahrhundert auf eine neue Grundlage stellen”, sagt Prof. Dr. Christiane Vorster von der Abteilung für Klassische Archäologie der Universität Bonn. So bietet die große Zahl kommentierter Antikenzeichnungen in den Alben des Alonso Chacón neue und grundlegende Einsichten zu antiken Skulpturen und den Sammlungen des 16. Jahrhunderts. Die Antiken dienten hier als inhaltlich aufgeladene Einrichtungsgegenstände, die viel über Geschmack und Selbstverständnis ihrer bürgerlichen Besitzer verraten. Die Ciacconius-Zeichnungen erlauben es, die Provenienz der Sammlungsstücke bis ins 16. Jahrhundert zurückzuverfolgen, was bislang nur in Ausnahmefällen möglich war. Zugleich eröffnen sie neue Einblicke in die Ausbildung von Künstlern im Rom der Spätrenaissance und in die Wissensordnung und Wissensorganisation im 16. Jahrhundert.
Onlinezugang über iDAI.objects/Arachne
In Kooperation mit dem Forschungsarchiv für Antike Plastik am Archäologischen Institut der Universität Köln werden die Zeichnungen jetzt in die Objektdatenbank iDAI.objects/Arachne des DAI eingepflegt. Diese weltweit größte Datenbank antiker Artefakte erlaubt die vielfältige Verknüpfung von Zeichnungen und Kommentaren mit den dargestellten Objekten und den historischen Sammlungshorizonten. Der erste Teil der Ciacconius-Datensätze wurde vor kurzem freigeschaltet und ist unter https://arachne.dainst.org, Stichwort: “Ciacconius”, frei abrufbar. Die restlichen Datensätze werden im Laufe des Jahres folgen.
Wir danken den Förderern
Volkswagen-Stiftung, Fritz-Thyssen-Stiftung, Philosophische Fakultät der Universität Bonn