Herausforderung angenommen: First Lego League Challenge 2025/26 "Unearthed"
Die Cheops-Pyramide aus LEGO © DAI// Jens Notroff
Weil auch wir am Deutschen Archäologischen Institut viele Zuschriften und Anfragen von interessierten Schüler:innen bekommen haben, haben wir die gesammelt und unsere Kollegin Klara, die an der DAI-Abteilung Kairo in Ägypten forscht, und unseren Kollegen Jens, Wissenschaftskommunikator an der Berliner Zentrale, gefragt, welchen Herausforderungen Archäolog:innen in ihrer Forschung heute oft begegnen. Und mit den zusätzlichen Ressourcen und Links, die wir für Euch zusammengestellt haben, könnt Ihr noch mehr über Archäologie und die Ausgrabungen und Forschungen des DAI erfahren!
Challenge 1 #Fundort: Klara, woher wissen Archäolog:innen eigentlich, wo es etwas auszugraben gibt?
Als Archäologin fühlt man sich manchmal ein bisschen wie eine Detektivin mit Hightech-Ausrüstung. In Ägypten sind archäologische Fundstellen häufig seit Langem bekannt, weil über der Erde noch viele Überreste von Tempeln oder Gräbern sichtbar sind. Wenn das nicht der Fall ist, sind oft Oberflächenfunde wie Scherben von Keramikgefäßen oder Überreste von Stein- oder Metallartefakten ein Hinweis darauf, dass es im Boden noch viel mehr zu erforschen gibt. Häufig treffen wir die Auswahl von Grabungsplätzen aber auch aus der Vogelperspektive, denn auf Luftbildern sind bisweilen Strukturen an der Erdoberfläche zu erkennen, die man vom Boden aus nicht sehen kann. Erweist sich ein Ort als wissenschaftlich lohnenswert, können Archäolog:innen außerdem mit Hilfe von geophysikalischen Messungen in den Boden „hineinschauen“, ganz ohne zu graben. Dafür werden der elektrische Widerstand oder das Erdmagnetfeld gemessen, denn jeder Eingriff in den Boden hat Auswirkungen darauf. Da kann es manchmal eine richtige Herausforderung sein, all diese unterschiedlichen Daten zu interpretieren und zu kombinieren, um zu entscheiden, wo wir am Ende graben.
Mit Hilfe geophysikalischer Messungen können im Boden verborgenen Strukturen ausfindig gemacht werden © DAI// Jens Notroff
Challenge 2 #Fundkontext: Jens, warum dauern Ausgrabungen immer so lange?
Das Umfeld eines archäologischen Fundobjekts kann uns oft viel mehr über dessen Geschichte erzählen als das Objekt selbst © DAI// Jens Notroff
So eine archäologische Ausgrabung ist mehr als nur ein Loch: Wir suchen zwar auch nach Dingen, die frühere Menschen benutzt haben, viel mehr aber kann uns das Umfeld solcher Funde, der Fundkontext, über das Leben dieser Menschen verraten. Also ob ein Gegenstand zum Beispiel in einer Abfallgrube liegt oder der Ascheschicht eines abgebrannten Hauses. Oder welche anderen Funde sonst noch daneben liegen und ob die Erde darüber oder darunter vielleicht anders aussieht. Das kann uns nämlich viel mehr über dessen Geschichte erzählen, als der Gegenstand selbst. Deshalb sind wir bei der Ausgrabung so vorsichtig und müssen wirklich jeden noch so kleinen Arbeitsschritt genau dokumentieren, alles aufschreiben, zeichnen und fotografieren – damit wir diese Informationen nicht verlieren. Moderne digitale Dokumentationsmethoden können hier helfen, diese Arbeiten zu beschleunigen.
Challenge 3 #Kulturgutschutz: Klara, wie kann man archäologische Funde schützen und erhalten? Was passiert mit einer Ausgrabungsstätte, wenn die Archäolog:innen mit ihrer Arbeit vor Ort fertig sind?
Der Schutz und Erhalt von archäologischen Stätten und Funden ist neben deren Dokumentation eine unserer wichtigsten Aufgaben. Denn sobald wir etwas freilegen, ist es nicht nur der Sonne, dem Wind und (auch in Ägypten!) dem Regen, sondern natürlich auch uns Menschen ausgesetzt. Deshalb müssen wir noch vor Beginn eines Grabungsprojektes entscheiden: Wie sichern wir die Stätte und Funde danach am besten? Häufig bedeutet das, dass wir eine Grabungsfläche nach Abschluss der Dokumentation schlichtweg wieder verfüllen. Das mag sich erst einmal ernüchternd anhören, aber es ist nach wie vor eine der effektivsten Methoden, um Lehmziegelmauern, Keramikgefäße oder auch Bestattungen zu schützen. Andere Grabungsorte werden aber auch touristisch erschlossen. Und genau hier liegt die große Challenge: Einerseits wollen wir Kulturerbe bewahren, andererseits möchten wir es erklären und zugänglich machen. Einen spannenden Ansatz hierfür bieten heute auch digitale Rekonstruktionen, die es Besuchende mithilfe virtueller Methoden ermöglicht, durch Tempel, Siedlungen oder Grabanlagen zu spazieren – ganz ohne dass die Überreste vor Ort beeinträchtigt werden. So können Kulturerhalt und Erlebnis miteinander verbunden werden.
Challenge 4 #Desinformation: Jens, bei all den Sensationsfunden, Videos und Informationen über neue archäologische Entdeckungen, die im Internet zu finden sind: Woher weiß man, was eigentlich stimmt und was erfunden ist?
Dass sich so viele Menschen für unsere Arbeit interessieren, freut uns sehr. Tatsächlich gibt es aber gerade im Internet auch viele Beiträge, die archäologische Forschungsergebnisse nicht immer ganz richtig oder sogar völlig falsch darstellen und zum Beispiel behaupten, dass Außerirdische einige der beeindruckendsten Monumente der Vergangenheit wie die Pyramiden in Ägypten oder die Moai-Statuen auf der Osterinsel errichtet hätten. Das ist ein Problem – weil es den Menschen dort die eigene Geschichte wegnimmt und man am Ende gar nicht mehr weiß, was man eigentlich noch glauben soll. Für Archäolog:innen besteht deshalb die Herausforderung darin, unsere Forschungen für jeden verständlich und leicht zugänglich zu präsentieren, damit sich jede und jeder selbst ein Bild machen und nachvollziehen kann, was stimmt und was nicht.
Genaue Kenntnis des Fundkontexts eines Objekts und vergleichbare Funde an anderen Orten helfen Archäolog:innen dabei, dessen Alter einzuschätzen © DAI// Jens Notroff
Weitere Informationen dazu, was wir am DAI, aber auch unsere Teams und Partner überall auf der Welt erforschen – und wie wir das tun, gibt’s im Folgenden:
Was genau machen Archäolog:innen eigentlich?
Mit der Erforschung materieller Überreste der Vergangenheit, also den Orten, an denen frühere Menschen gelebt und den Dingen, die sie angefertigt und benutzt haben, können Archäolog:innen besser verstehen, wie diese Menschen gelebt haben. Die Archäologie kann uns zeigen, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten wir gefunden haben, unser Zusammenleben zu organisieren und wie verschieden Menschen ihre Welt erlebt und Umwelt gestaltet haben. Näheres dazu gibt es hier.
Warum ist Archäologie wichtig für die Gegenwart und Zukunft?
Indem Archäolog:innen erforschen, wie Menschen früher gelebt haben, können wir auch verstehen, mit welchen Herausforderungen sie es zu tun hatten – und wie sie diese Probleme gelöst haben. Manchmal können wir davon lernen und mit diesem Wissen aus der Vergangenheit ähnliche Probleme lösen helfen, die uns heute beschäftigen, z.B. Klimawandel und Umweltveränderung. Hierzu gibt es hier mehr zu lesen.
Mit welchen Werkzeugen und Methoden arbeiten Archäolog:innen heute?
Moderne Archäolog:innen arbeiten nicht nur auf Ausgrabungen und in Museen, sondern auch in Laboren, Archiven und an vielen weiteren Orten. Während bei Ausgrabungen von Spitzhacke und Spaten bis Spitzkelle und Pinsel viele unterschiedliche Werkzeuge zum Einsatz kommen, ist archäologische Forschung heute aber auch ohne moderne technologische digitale Hilfsmittel nicht mehr denkbar: Am Computer werden GPS-Daten verarbeitet und 3D-Modelle generiert, geophysikalische Methoden erlauben einen Blick unter die Erdoberfäche ohne einen einzigen Spatenstich und mit Hilfe von Rasterelektronenmikroskopen können wir selbst kleinste Spuren, Samen und Pollen ausfindig machen. Und auch dazu kann man hier mehr erfahren.
Die First Lego League Challenge richtet sich an Schüler:innen im Alter von 9 bis 16 Jahren, die im Team oder Klassenverband ein Projekt planen und mehrere Wochen gemeinsam konstruieren und programmieren.




