Online–Abendvortrag: Alicia Jiménez – Die Armee der Römischen Republik und die Lager bei Numantia (Renieblas, Spanien, 2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. v. Chr.): neue archäologische Entdeckungen und Interpretationen.

Online-Abendvorträge zur Archäologie der Spätlatène und Römischen Kaiserzeit

In Kooperation mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, der Universität des Saarlandes und der Universität zu Köln führt die Römisch-Germanische Kommission eine digitale Vortragsreihe durch. Durch das Online-Format der Abendvorträge wird der internationale wissenschaftliche Austausch gefördert und Einblicke in neue Forschungen vermittelt. Der Themenschwerpunkt der Vorträge liegt auf spätlatènezeitlicher und frühkaiserzeitlicher Archäologie im Arbeitsgebiet der Römisch-Germanischen Kommission. Betrachtet werden zeitliche und räumliche Übergänge in dieser Kontaktzone provinzialrömischer und benachbarter Kulturen. Spezialisten verschiedener Disziplinen präsentieren ihre aktuellen Ergebnisse und stellen sich danach den Rückfragen des Publikums. Einwahldaten zu allen kommenden Vorträgen sind per email an roman-networks@lvr.de erhältlich.

Der nächste Vortrag der Reihe findet am 13.10.2025 um 18:00 Uhr statt. Alicia Jiménez wird über "Die Armee der Römischen Republik und die Lager bei Numantia (Renieblas, Spanien, 2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. v. Chr.): neue archäologische Entdeckungen und Interpretationen" berichten.

 

Abstrakt: 

Die römischen Lager bei Numantia (Renieblas, Spanien) gehören zu den ältesten und am besten erhaltenen im Mittelmeerraum. Die Lager hatten eine bedeutende Rolle in der spätrepublikanischen Phase der römischen Expansion, der Eroberung der Provinz Hispania (dem heutigen Spanien und Portugal) und der Belagerung der einheimischen Siedlung bei Numantia, die nach 133 v. Chr. zur Annexion großer Teile der Iberischen Halbinsel durch Rom führte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts grub der deutsche Althistoriker Adolf Schulten die Überreste von mindestens fünf sich überlappenden römischen Lagern aus, die grob auf das 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Der Plan des Lagers III (49 Hektar), der damals unter seiner Aufsicht von Topographen des deutschen Heeres erstellt wurde, ist von entscheidender Bedeutung für unser heutiges Verständnis der Grundstruktur der Armee der Römischen Republik. Es wird allgemein angenommen, dass die archäologischen Überreste der Beschreibung der Aufstellung einer in Manipel gegliederten Armee gemäß Polybius (Buch 6, 2. Jahrhundert v. Chr.) und der Unterbringung der verschiedenen Soldatenränge in einem typischen Lager entsprechen.

Trotz der spektakulären Ergebnisse von Schultens Ausgrabungen an der Stätte zwischen 1908 und 1927 bleiben viele grundlegende und wichtige Fragen zu Renieblas unbeantwortet, einschließlich der Chronologie der einzelnen Lager. Seine Interpretation der Lager bleibt problematisch und die Analyse der archäologischen Funde (aufbewahrt im LEIZA in Mainz) ist aufgrund des fehlenden archäologischen Kontexts umstritten. Die Duke University startete 2015 ein neues Ausgrabungsprojekt in Renieblas mit dem Ziel, archäologische Informationen über diese wichtige Stätte zu liefern. Das Team der Universität dokumentierte erstmals eine Reihe von Artefakten im archäologischen Kontext (Keramik, Waffen- und Rüstungsfragmente, Münzen), untersuchte Tierreste und datierte organische Proben (Holzkohle und Knochen) mittels C-14. Durch den Einsatz verschiedenster Techniken (LiDAR, Photogrammetrie, terrestrische Scanner, archäologische Untersuchungen, historische Karten und Luftbilder) wurden in jüngster Zeit neue Daten gesammelt, die hoffentlich neues Licht auf das heikle Problem der Struktur und inneren Anordnung römischer Lager im 2. Jahrhundert v. Chr. werfen werden.

Alicia Jiménez ist Associate Professor am Department of Classical Studies  an der Duke University (USA). Sie forscht zu postkolonialen Theorien, römischem Imperialismus und materiellen Überresten von Gewalt bei der Entstehung der westlichen Provinzen des Römischen Reiches. Sie promovierte an der Universidad Autónoma de Madrid und war Visiting Assistant Professor am Department of Classics an der Stanford University sowie Postdoctoral Fellow an der Brown University (jeweils USA) und dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas in Madrid (CCHS, CSIC). Zu Forschungszwecken war sie an den prestigeträchtigsten Universitäten und Forschungsinstitutionen in Frankreich, Großbritannien, der USA und Deutschland. Sie veröffentlichte eine Monographie über postkoloniale Forschungen zu den Nekropolen der Baetica des 3. bis 1. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Ein zweites Buch wird Nachahmung und Macht im antiken Rom behandeln. Sie gab darüber hinaus Bücher über punische Identitäten und antike Münzen im Mittelmeergebiet heraus und schrieb zahlreiche Aufsätze u.a. in Antiquity, dem Journal of Roman Archaeology und World Archaeology. Als Principle Investigator des Ausgrabungsprojekts der Duke University bei den römischen Armeelagern nahe Numantia, verfasste sie mit Kollegen zudem drei archäologische Berichte zu den römischen Lagern von Renieblas.