Overview
Die seit den späten 1990er Jahren durch geophysikalische Prospektion bekannte und durch gezielte Suchschnitte datierte erste Kathedrale Ostias liegt am südöstlichen Rand des Stadtgebietes. Die rund 50 Meter lange und 25 Meter breite dreischiffige Säulenbasilika konnte als die von Konstantin dem Großen gemeinsam mit einem gewissen Gallicanus etwa 330 gestiftete und bis dato nur aus dem Liber Pontificalis bekannte Kathedrale von Ostia identifiziert werden.
Im 2023 gemeinsam mit den Universitäten Köln und Bonn begonnenen DFG-Projekt geht es um die großflächige Ausgrabung der wichtigsten Areale der Basilika, ihres Baptisteriums und des vermutlichen Bischofspalastes, zugleich wird auch die urbanistische Erschließung untersucht.
In der ersten Grabungskampagne 2023 standen Apsis und Altarzone im Fokus der Untersuchung. Die Kirche wurde im Frühmittelalter aufgegeben und ihr Ostteil vollständig abgebaut. Die erhaltene Fundamentzone lässt wichtige Erkenntnisse zu, etwa zur ungewöhnlichen Apsisform, oder zu neuen Baupahsen, wie dem Einbau einer Solea. Bereits die erste Kampagne veränderte das bisherige Bild des konstantinischen Kirchenbaus in Rom.
Die zweite Kampagne 2024 war dem Westteil der Kirche mit der Fassade und dem Übergang zum Atrium gewidmet. Im Südwesten ist die Kirche über Fundamentniveau erhalten. Hier konnten ein Teil des konstantinischen Mosaikbodens, der ursprünglichen ionischen Säulenordnung und verstürzte Arkadenbögen der Zone zwischen Haupt- und Seitenschiffen freigelegt werden.
In der dritten Kampagne 2025 wurde das Areal südlich vom Atrium bzw. Langhaus bis zur Stadtmauer untersucht. Hier liegt ein rechteckiges Baptisterium mit einem Taufbecken, an das sekundär, wohl erst spät (im 8. Jh.) im Osten eine Apsis angebaut wurde. Völlig einzigartig ist die südlich davon liegende 20x8m große Aula aus konstantinischer Zeit, die mit Fußbodenmosaik und Marmorwandverkleidung reich ausgestattet war. Von Westen war sie über ein Triforium, von Osten über einen weiten Zugang betretbar. Der Ostzugang wurde später für die Anlage einer Apsis mit einem tiefen Wasserbecken aufgegeben. Weitere kleinteiligere Räumlichkeiten wohl des Episcopiums schliessen im Osten an.
Projektbericht
S. Feist – M. Heinzelmann – N. Zimmermann – E. Borgia – H. Boes – A. Schröder – M. Elefante – A. Troiani – F. Russo, Die konstantinische Bischofskirche von Ostia. Vorbericht zur ersten Grabungskampagne 2023, in: Kölner und Bonner Archaeologica 13, 2023, 163–181
S. Feist – M. Heinzelmann – N. Zimmermann – E. Borgia – H. Boes – A. Schröder – M. Elefante – A. Troiani – F. Russo, New Insights into the Building Design and Construction Phases of the Constantinian Bishop's Church at Ostia, in: RM 130 (2024) 207-236
