Munigua

Das ausgegrabene Stadtgebiet von Munigua aus der Luft. © DAI Madrid // Doris Schäffler

Raum & Zeit

Lage

Munigua liegt ca 10 km nördlich des heutigen Villanueva del Río y Minas in der Provinz Sevilla in Andalusien, ca 50 km nordöstlich von Sevilla in den südlichen Ausläufern der Sierra Morena inmitten von Steineichen- und Korkeichenwäldern. Ortsüblicher Name: Castillo de Mulva. Kleines (Stadtfläche ca 4 ha) römisches Munizipium mit Terrassen-Heiligtum, Podiumstempel, weiteren kleineren Heiligtümern, einer doppelgeschossigen Halle, Forum, Thermenanlage, Villen, Stadtmauer und Nekropole. Am Fuße des Stadthügels liegt eine Quelle, die aufgrund einer geologischen Anomalie das ganze Jahr über Wasser führt.

Besiedlungsgeschichte

Die archäologischen Zeugnisse dokumentieren eine Besiedlung des Ortes über mehr als 1000 Jahre. Einer vorrömischen Phase, die nach spärlichen Keramikfunden etwa im zweiten Viertel des 4. Jahrhunderts v. Chr. begonnen haben dürfte, können bisher keinerlei Baureste zugewiesen werden. Erst aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. ist eine Siedlung bekannt, deren Existenz sich wahrscheinlich aus Verhüttungsöfen erklärt, die am Hang des Siedlungshügels in größerer Zahl gefunden wurden. Ein Hospitium-Vertrag auf einer Bronzetafel wohl aus spätaugustäischer oder tiberischer Zeit, das heißt aus den ersten Jahrzehnten unserer Zeitrechnung, dokumentiert die Anwesenheit von Römern auf dem Platz; denn Munigua ist damit eine »civitas peregrina« und besitzt dementsprechend einen Senat. Ab den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. läßt sich der Ausbau der Stadt feststellen, der in seinen wesentlichen Teilen in einem Zuge erfolgt und zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. abgeschlossen ist. Er bedeutete die Aufgabe der geschilderten Öfen am Hang und die entsprechende Umwidmung des bis dahin wirtschaftlich genutzten Areals. Die ältere einheimische Siedlung auf der Kuppe des Stadthügels wurde planmäßig niedergelegt und der anfallende Schutt in die Rostfundamente des neu errichteten Terrassenheiligtums verfüllt, dessen Gestalt typologisch in entsprechenden Anlagen aus dem mittelitalischen Lazium ihre unmittelbaren Vorbilder findet. Ein Einschnitt in der Stadtgeschichte waren Zerstörungen größeren Ausmaßes, als deren Ursache ein Erdbeben im 3. Jahrhundert n. Chr. vermutet wird. Die Bevölkerung richtete sich notdürftig in den Ruinen ein. Repräsentative Neubauten wurden nicht mehr in Angriff genommen. Spätestens im 6. Jahrhundert n. Chr. scheint der Ort nahezu verlassen worden zu sein. Späterhin belegen allein vereinzelte Funde islamischer Keramik noch spärliches Leben am Ort.