Forschung
Aufgrund der Bedrohung des Fundplatzes durch Versalzung sowie der Lage im Bereich eines Großbauprojektes, bedurfte die archäologische Dokumentation einer raschen und umfassenden Aufnahme. So erfolgten vollständige Vermessungsarbeiten für die Topografie und Architektur des Platzes. Nach dem Anlegen eines kompletten Messnetzes nach dem Katar National Grid (QNG), das auf UTM Koordinaten basiert, wurden in dem Areal großflächige geomagnetische Prospektionen durchgeführt. Zum Zweck einer nachhaltigen Dokumentation erfolgten zudem verschiedene Methoden von fotografischen Aufnahmen mittels Drachen- und Dronenbefliegung; aus den georefenzierten Daten konnten Höhenmodelle sowie ein gesamtes 3D-Modell der Siedlung erstellt werden.
Ausgrabungen wurden an mehreren Stellen im Siedlungsbereich sowie in Gebäuderesten auf im Meer vorgelagerten Kalksteinbänken vorgenommen. Die insgesamt nur wenige Fundstücke umfassenden Assemblagen belegten eine Datierung des Ortes in das 19. Jahrhundert n. Chr. Ethnografische Untersuchungen, die teils aus Interviews mit Dorfältesten bestanden, unterstützten diese Datierungen und lieferten darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zur politischen und kulturellen Bedeutung der Siedlung und ihrer Aufgabe. Studien von Kartenmaterial, Münzen sowie Archivalien dienten ebenfalls dem tieferen Verständnis der Ortsfunktion und konnten Aufschluss über die Bedeutung der Perlenfischerei in Umm al-Houl geben.
Im Rahmen eines geomorphologischen Forschungsprojekts zur Küstenbildung und holozänen Schwankungen des Meeresspiegels am Persischen Golf erfolgten ergänzende geomorphologische Bohrungen und Beprobungen.
Die archäologischen Untersuchungen in Umm el-Houl vereinigen Forschungsfragen und Rettungstätigkeiten zum Erhalt von Cultural Heritage in Katar. Aus Gründen der akuten Gefährdung des Platzes durch Überflutung und Überbauung waren primäre Zielsetzungen zunächst darauf konzentriert, den Erhaltungszustand der gesamten Siedlung zu dokumentieren.
Alle oberflächig und durch Geoprospektion sichtbaren Strukturen wurden erfasst und aufgenommen. Gezielte Ausgrabungen dienten der Bestimmung der Gebäudetypen und ihrer funktionalen Aspekte. Weitere Forschungsziele konzentrierten sich auf die geschichtlichen, sozio-politischen und ökonomischen Hintergründe, die sowohl zur Gründung als auch zum Verlassen der Siedlung beigetragen haben.
Neben den Forschungszielen standen Untersuchungen zu strategischen Aspekten wie der Süßwasserversorgung, der Hafensituation und der politischen Bedeutung des Fundplatzes im Mittelpunkt. Von besonderem Interesse war dabei auch die Frage nach der gesellschaftlichen Zusammensetzung und den sozialen Strukturen, die durch politisch bewegte Zeiten während des 19. und 20. Jh. n. Chr. nicht nur das Überleben sondern auch eine Etablierung der Herrscherfamilien ermöglichten.
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