Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte in der Eisenzeit und dem Frühmittelalter im Sahel Westafrikas

Ausgrabung an einem Grabhügel bei Kael, Senegal © DAI-KAAK // Sonja Magnavita

Ergebnisse

Die durch die problematische Sicherheitslage im Niger seit 2011 erheblich eingeschränkte Feldforschung machte eine räumliche Verlagerung des Fokusses auf andere Fundorte unter Beibehaltung der zentralen Forschungsfragen notwendig. Hierfür erschien die Grabhügelregion im Senegal als besonders geeignet. Archäologische Ausgrabungen in der Region Mbacké im Senegal fanden erstmals im Herbst 2012 und Frühjahr 2013 innerhalb dieses DFG-Projekts statt. In dieser Region war eine komplex strukturierte, präislamische Gesellschaft zu wirtschaftlichem Wohlstand gekommen: für hochrangige Persönlichkeiten wurden vielorts gewaltige Grabmonumente geschaffen. Bekannt sind in dieser Region hunderte solcher Monumente unterschiedlicher Größenklassen, mit Durchmessern von bis zu 80 Metern und Höhen bis zu 8 Metern. Unauffindbar blieben indes die in der Umgebung dieser Grabmonumente vermuteten Siedlungen. Geophysikalische Prospektionen (GPR und Geomagnetik) an einem Grabhügel bei Kael sowie an Grabhügel-Clustern bei Tiékène und Madina wurden im Herbst 2012 durchgeführt. Diese erstmals für Grabhügel im Senegal gewählte Herangehensweise brachte wichtige erste Erkenntnisse zur inneren Struktur und zum Zustand der Monumente und ihrer näheren Umgebung. Position und Ausdehnung der Grabkammer, Lage und Verlauf eines Grabens sowie moderne Störungen konnten daraufhin als Grundlage für die weitere Erforschung der Monumente und ihrer näheren Umgebung genutzt werden.

Ebenfalls erstmalig für die Region konnten dank der geophysikalischen Prospektion auch Bereiche von möglichen Siedlungsaktivitäten identifiziert werden, die durch Begehungen allein nicht sichtbar waren. Testgrabungen erbrachten Siedlungsspuren aus sowohl der Endsteinzeit (Later Stone Age, Mitte 2. Jahrtausend v. Chr.) als auch der frühen Eisenzeit (um Zeitenwende). Die früheisenzeitliche Besiedlung, nachgewiesen durch den Schnitt durch eine Eisenschmiedegrube, stellt den vorläufig frühesten Beleg für Eisenverarbeitung im westlich-zentralen Senegal dar.

Untersuchungen an Grabhügeln der Region belegen, dass zumindest einige dieser Monumente zwischen dem etwa 11. und 13. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurden. Bei Ausgrabungen in einem Grabhügel in der Nähe des Ortes Kael zeigte sich, dass dies die Grabstätte einer sorgfältig niedergelegten und ausgestatteten Person war, der noch sechs weitere Menschen in den Tod folgten oder folgen mussten: im Grabungsbefund lagen sie als regellose Anhäufung von Skeletten am Rande der ehemaligen Grabkammer. Zahlreiche große Prunklanzen befanden sich in unmittelbarer Nähe zur Hauptbestattung, von denen ein ganzes Bündel noch aufrecht in der ehemaligen Grabkammer stand. An einigen Lanzen ist eine außergewöhnliche Verzierung aus Kupferspiralen zu sehen. Archäometrische Analysen müssen erst noch Klarheit bringen, um welche Art von Legierung es sich dabei genau handelt. Konservierungsmaßnahmen an den Metallobjekten werden vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz durchgeführt. Desweiteren sind archäometrische, bioarchäologische und geomorphologische Untersuchungen an Objekten, den Skeletten und Sedimenten geplant.