Frühes Gold in Südostasien

Goldfunde der DAI-Grabung Prohear, Südostkambodscha. Die Funde datieren in das 1. Jh. v. Chr. und das 1. Jh. n. Chr. © DAI-KAAK // Andreas Reinecke

Forschung

Forschungsgeschichte

Bis 2011 konnten 96 Goldobjekte von Prohear und 4 Goldobjekte vom geplünderten gleichdatierten Gräberfeld Bit Meas in Südostkambodscha in Mannheim analysiert werden. Diese erste Untersuchungsreihe von Goldobjekten lieferte unerwartet konkrete Ergebnisse. Damit wurde das archäologisch gut datierte Gold von Prohear zur Benchmark früher Goldobjekte in Südostasien. Zwischenergebnisse sind seit 2012 in westlichen Sprachen und auf Chinesisch und Vietnamesisch veröffentlicht worden. In der Zusammenschau der Ergebnisse der Goldanalysen mit handwerklichen Beobachtungen und archäologischen Vergleichen hat sich ein spannendes Netzwerk zur Herkunft, Ausbreitung und Datierung des ersten Goldes in Südostasien ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. und zu den Anfängen eines lokalen Goldschmiedehandwerkes ergeben. In Fortsetzung sollen Analysen anderer Labore zur Region (z.B. Südchina oder Indien) in die Auswertung einbezogen werden.

Fragestellung

Das Projekt begann ursprünglich mit den Fragen: Wo kommen die Goldobjekte von Prohear her und gibt es Hinweise auf lokale Gewinnung und Verarbeitung von Gold? Schon in der Anfangsphase wurde klar, dass die erste Frage im Sinne von eindeutiger Lagerstättenverifizierung illusorisch war. Dafür unterliegt das Gold von der Primärlagerstätte bis zum Fertigprodukt bei Transport und Verarbeitung zu vielen Variablen der Verunreinigung. Damit rückte zunächst die zweite Frage in den Vordergrund, die relativ schnell klar mit „ja“ beantwortet werden konnte. Mit wachsendem Datenpool ergaben sich immer neue Fragestellungen und es wurde deutlich, dass im Wechselspiel zwischen archäologischen (Objekt/Typen) Beobachtungen und archäometrischen Analysen zahlreiche neue Erkenntnisse über Kulturbeziehungen und dem Beginn des lokalen Goldhandwerks in Südostasien gewonnen werden können.

Aufgrund der vielen Goldfunde in Prohear, wo etwa die Hälfte aller Gräber Gold enthielt, könnte der Eindruck entstehen, dass zumindest einzelne, kleine Objekte in dieser frühen Phase der Goldverwendung und -verarbeitung in Südostasien vor etwa 2000 Jahren durchaus Allgemeingut gewesen wären, dass bislang aber keine detaillierten Erkenntnisse zu diesen Kollektionen vorlägen, weil die Masse der Gräber geplündert ist. Das ist aber nicht der Fall, da aus ganz Südostasien rund 1000 Gräber dieser Periode bei Ausgrabungen geborgen worden sind, die in der großen Mehrheit keine Goldbeigaben bargen. Kein anderes Gräberfeld neben Prohear weist diese „Streuung“ von Goldbeigaben über so viele Gräber auf. Nur für das vollkommen zerstörte Nachbargräberfeld von Bit Meas sind ähnliche Verhältnisse aus den gleichen historischen Gründen zu vermuten.

Forschungsziele

Bereits die ersten Zwischenergebnisse zeigten vollkommen neue Interpretationsmöglichkeiten früher Goldfunde, die auch für andere Regionen, in denen Gold wesentlich früher eine Rolle spielt und die Quellenlage auch deshalb vielleicht nicht so klar auf wenige Jahrhunderte zu fokussieren ist, ein Modell für die Entstehung eines frühen Goldhandwerks liefern kann.

Im Mittelpunkt steht aber die Rolle des rund 2000 Jahre alten Goldes der DAI-Grabung von Prohear, seine archäologischen Typen und archäometrischen Eckdaten. Mittlerweile liegen von anderen Fundplätzen ebenfalls Dutzende Analysen vor, so dass eine „Einzelfundplatzbetrachtung“ für Giồng Lớn oder Giồng Cá Vồ (beide in Südvietnam) ebenfalls interessante Ergebnisse verspricht. Großräumig wird die Herkunft von Silber und Gold und verschiedener Artefakt-Gruppen in Südostasien einer Klärung näher gebracht.

Alle Ergebnisse zu technologischen Aspekten beruhen überwiegend allein auf dem Material von Prohear, weil nur von diesem Fundplatz ganze Artefakte oder größere Teilstücke in Mannheim untersucht werden konnten. Abgesehen von den Bali-Objekten, wurden von allen anderen Objekten lediglich staubkorngroße Proben vor Ort genommen und in Mannheim untersucht.

Goldfunde Prohear
Goldfunde der DAI-Grabung Prohear, Südostkambodscha. Die Funde datieren in das 1. Jh. v. Chr. und das 1. Jh. n. Chr. © DAI-KAAK // Andreas Reinecke
Goldfunde von Bali
Goldfunde von Bali/Indonesien, die im Rahmen des Gold-Projektes in Mannheim analysiert wurden. Sie datieren in das 1. Jh. v. Chr. © DAI-KAAK // Andreas Reinecke
Goldfunde von Indonesien
Goldfunde von Bali/Indonesien, die im Rahmen des Gold-Projektes in Mannheim analysiert wurden. Sie datieren in das 1. Jh. v. Chr. © DAI-KAAK // Andreas Reinecke
Goldmasken
Goldmasken von Giồng Lớn in Südvietnam. Die Masken lagen in verschiedenen Gräbern des 1. Jh. v. Chr. und wurden aus unterschiedlichem Gold und vermutlich auch in unterschiedlichen Werkstätten gearbeitet © DAI-KAAK // Andreas Reinecke
Ohrringpaar
Ohrringpaar in Grab 3 von Prohear beiderseits des Schädels unter Keramikschalen entdeckt: Links – das „Original“, silberreich (85% Silber, 14% Gold) in exzellenter Verarbeitung, vermutlich importiert. Rechts – die „antike Kopie“, etwa goldhaltiger (dennoch nur 68% Silber, 31% Gold), aber viel „goldiger“ aussehend, vermutlich durch Silberabreicherung in der Oberfläche. Handwerklich etwas missglückt (Überhitzung) © DAI-KAAK // Andreas Reinecke
Perldrahtohrringe
4 „Perldrahtohrringe“ von der DAI-Grabung Lai Nghi. Beigabe einer älteren Dame in Grab 7 aus dem 1. Jh. v. Chr. Von Links 1-3: die „Originale“ mit 99,8-9% Gold außergewöhnlich rein, vermutlich durch Salzzementierung „entsilbert“. Handwerklich gut gearbeitet. Rechts: die silberreicher Kopie (27% Silber), handwerklich weniger fein gearbeitet © DAI-KAAK // Andreas Reinecke
Perldrahtohrringe
4 „Perldrahtohrringe“ von der DAI-Grabung Lai Nghi. Beigabe einer älteren Dame in Grab 7 aus dem 1. Jh. v. Chr. Von Links 1-3: die „Originale“ mit 99,8-9% Gold außergewöhnlich rein, vermutlich durch Salzzementierung „entsilbert“. Handwerklich gut gearbeitet. Rechts: die silberreicher Kopie (27% Silber), handwerklich weniger fein gearbeitet © DAI-KAAK // Andreas Reinecke