Frühes Gold in Südostasien

Goldfunde der DAI-Grabung Prohear, Südostkambodscha. Die Funde datieren in das 1. Jh. v. Chr. und das 1. Jh. n. Chr. © DAI-KAAK // Andreas Reinecke

Ergebnisse

Ergebnisse

In einer ersten Zwischenauswertung konnte auf Basis der Funde von Prohear bereits 2012 „heimisches“ von importiertem Gold unterschieden und einige Verarbeitungstechniken verifiziert werden (Schlosser et al. 2012). Auffällig war dabei, dass die Mehrheit der Proben von Prohear einen nahestehenden Index an Palladium/Platin zeigten. Beides sind Elemente, die nicht in den primären Goldlagerstätten auftreten, sondern erst beim Auswaschen und Einschmelzen des Goldes mit in das Rohgold geraten. Das „heimische Gold“ muss nicht aus unmittelbarer Nachbarschaft von Prohear stammen, sondern kann auch von einer „zentralen Ressource“ des südostasiatischen Festlandes, beispielsweise aus Mittelvietnam kommen.

Unter der „Minderheit“ der Proben waren eindeutige Importstücke mit einem „fremden“ Palladium/Platin-Index.

Als Vergoldungstechniken konnten Goldfolienumwicklung um einen „weniger edlen Kern“ und Abreicherung von Silber in der Schmuckoberfläche, eventuell durch säurehaltige Pflanzensäfte, vorzüglich an importierten Objekten erkannt werden (Schlosser et al. 2012). Bei einer DAI-Grabung in Lai Nghi (Mittelvietnam) wurden in einem Grab des 1. Jahrhunderts v. Chr. vier goldene Ohrringe gleicher Größe und Form entdeckt. Die Analysen zeigten: Drei davon waren in der gleichen Werkstatt aus vermutlich ein- und demselben Goldnugget hergestellt worden. Sie bestanden aus sehr reinem Gold von 99,8 bis 99,9 Prozent. Experimenten am CEZ Mannheim zufolge erforderte das eine zweimalige „Zementation“ mit Hilfe von Salz, wobei das Chlor des Salzes das Silber zu Silberchlorid bindet.

Die weitere Ausdehnung der Datenserie auf verschiedene Fundplätze in Südostasien erfasste auch 17 Proben von drei jüngeren Fundplätzen etwa aus der Mitte des 1. Jahrtausends n. Chr. (Reinecke / Lockhoff 2016). Aufgrund des Nachweises von Platin, Palladium und Zinn – Elemente, die in den meisten primären Goldvorkommen nicht vorhanden sind und erst auf dem Transportweg oder beim Auswaschen zusammen mit dem Gold eine Seife bilden und durch den späteren Schmelzprozess eine homogene Legierung ergeben – ist für alle bisher analysierten Goldobjekte aus Südostasien die Herstellung aus Seifengold nachgewiesen.

Bei der typologischen Klassifizierung der Funde im Rahmen der Materialbearbeitung von Prohear wurden unter den Grabbeigaben Rohdrähte, Barrenstücke und Halbfertigprodukte wie unpolierte Fingerringe festgestellt – alles Indizien für eine lokale Goldherstellung. Außerdem wurde eine Einteilung aller Objekte in technologische Gruppen versucht. Sie vereinen I: Folien und Bleche, II: Drähte, III: einteilige Objekte mit ungleichem Querschnitt (wohl gegossen) und IV: zusammengesetzte Objekte (Reinecke 2014). Bei manchen Objekten, z.B. den „Perldrahtohrringen“ ist die Herstellungsweise (zusammengesetzt oder mit „Perldrahtfeile“ zugearbeitet) noch nicht geklärt.

Die bisherige Auswertung lieferte Hinweise auf weiträumige Kulturverbindungen, wobei die Funde auf der Malaiischen Halbinsel durch die „maritime Seidenstraße“ mit Südvietnam und Indonesien verbunden sind, Südostkambodscha hingegen mit Mittelvietnam.

Sandra Schlosser, Andreas Reinecke, Roland Schwab, Ernst Pernicka, Seng Sonetra und Vin Laychour 2012. Early Cambodian gold and silver from Prohear: composition, trace elements and gilding: Journal of Archaeological Sciences 39:9, 2877-2887.

Andreas Reinecke 2012. Frühes Gold in Südostasien – Indizien eines Anfangs? In: Archäologie in Deutschland 4, 14-18.

Andreas Reinecke 2014. PROHEAR, KAMBODSCHA. Eine Benchmark für das frühe Goldhandwerk in Südostasien. In: e-Forschungsberichte des DAI – 2014 – Faszikel 1, 75-77.

Andreas Reinecke 2014. Der Anfang des Goldhandwerks in Südostasien. Zur Verknüpfung archäologischer Befunde und metallanalytischer Ergebnisse. In: Harald Meller, Roberto Risch, Ernst Pernicka (Hrsg.), Metalle der Macht - Frühes Gold und Silber. Metals of power - Early gold and silver. Halle, 235-247.

Andreas Reinecke / Verena Leusch / Lâm Mỹ Dung 2014. Đồ vàng cổ ở Việt Nam. Kết quả phân tích đầu tiên về đồ vàng trong văn hóa Sa Huỳnh [Ancient gold artefacts in Vietnam. First results from analyzed gold objects in the Sa Huỳnh culture]. In: Khảo cổ học 2014 (2), 52-62.

Andreas Reinecke (雷安迪) 2014. Early Gold in Southeast Asia (东南亚早的金器) In: Bai Yunxiang [白云翔] / Yu Zhiyong [于志勇] (eds.), Han dai xi yu kao gu yu han wen hua (汉代西域考古与汉文化) Archaeology in the Western Regions of the Han Dynasty and Han Culture. Beijing, 505-510.

Andreas Reinecke 2015. Ancient Gold and Silver Jewelry and the Beginnings of Gold Working in Mainland Southeast Asia. In: Gold in Early Southeast Asia. Selected Papers from the Symposium ‘Gold in Southeast Asia’, Yale University Art Gallery, 13-14 May 2011 (Yale Southeast Asia Studies Monograph 64). Edited by Ruth Barnes, Emma Natalya Stein and Benjamin Diebold, 126-166.

Andreas Reinecke / Nicole Lockhoff 2016. Metallanalysen von Gold- und Silberobjekten aus Gò Tháp und Cát Tiên. In: Andreas Reinecke (Hrsg.) Schätze der Archäologie Vietnams. Begleitband zur Sonderausstellung. Mainz, 512.

Andreas Reinecke 2017. Edelmetall: Der Goldrausch Vietnams. In: 40000 Jahre Vietnam – Spektrum der Wissenschaft Spezial Archäologie – Geschichte – Kultur 3/2017, 40-46.

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