Geteilte Vergangenheit – die Beschlagnahmung des Deutschen Archäologischen Instituts 1944 und das Archäologische Nationalmuseum Athen

Erst 2023 wurde bekannt, dass Dokumente, Fotos und antike Objekte aus Beschlagnahmungen zwischen 1944 und 1951 im DAI Athen sowie im Privathaus des letzten Vorkriegsdirektors und NSDAP-Landesgruppenleiters Walther Wrede noch heute im Archäologischen Nationalmuseum von Athen aufbewahrt werden. Sie werden in einem gemeinsamen…

Collage Archivmaterial © DAI Athen // P. Koris

DAI Standort  Abteilung Athen

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  2024 - 2025

Disziplinen  Wissenschaftsgeschichte, Klassische Archäologie, Forschungsgeschichte

Projektverantwortlicher  Prof. Dr. Katja Sporn

Adresse  Fidiou 1 , 10678 Athen

Email  Katja.Sporn@dainst.de

Team  Petros Koris, Maria Spathi, Ulrike Schulz

Laufzeit  2024 - 2025

Projektart  Einzelprojekt

Fokus  Auswertung, Thematische Forschung

Disziplin  Wissenschaftsgeschichte, Klassische Archäologie, Forschungsgeschichte

Methoden  Dokumentation

Partner  Archäologisches Nationalmuseum Athen (NAM)

Förderer  Auswärtiges Amt - Kulturerhaltprogramm

Projekt-ID  5954

Overview

Nach dem Abzug der deutschen Besatzungstruppen 1944 stand das Dienstgebäude des DAI Athen bis 1951 unter griechischer Verwaltung. Während dieser Zeit gelangten zahlreiche Dokumente, Fotografien und antike Objekte in das Athener Nationalmuseum (HNAM). Im Juni 2023 konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DAI diese Materialien erstmals sichten. Mit Förderung des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen Amts wurde 2024 ein gemeinsames Projekt mit dem HNAM gestartet, um alle Objekte und Archivalien systematisch zu erfassen. Die Archäologin Dr. Maria Spathi katalogisierte die Funde und der Historiker Dr. Petros Koris erfasste und verschlagwortete die historischen Materialien zweisprachig (Deutsch/Griechisch), um sie online verfügbar zu machen.

Schon bei der ersten Durchsicht zeigte sich, dass die Materialien aus zwei Beschlagnahmungen stammen: aus dem DAI selbst und aus dem Privathaus des damaligen Direktors Walther Wrede, der zugleich NSDAP-Landesgruppenleiter war. Während die antiken Objekte wohl größtenteils aus dem DAI stammen, sind die Archivalien mit Wredes privatem Umfeld verbunden. Insgesamt wurden 1000 Antiken (v.a. Scherben) sowie rund 200 Münzen (heute im Numismatischen Museum) verzeichnet. Hinzu kommen 342 Dokumente mit etwa 3200 Seiten und 401 Fotografien, die vollständig digitalisiert wurden. Das Archivgut umfasst vor allem Wredes archäologische Aufzeichnungen, Zeichnungen, Manuskripte (insbesondere zu seinen Forschungen in Attika) und private Korrespondenz, darunter Briefe mit NS-Funktionären, seine Taschenkalender von 1942/43 sowie Materialien des Schriftstellers Erhart Kästner. Diese Funde eröffnen neue Perspektiven auf die Geschichte des DAI in der Besatzungszeit und die Verflechtungen zwischen Wissenschaft und Politik jener Jahre.

Fundkiste Beschlagnahmung NAM
Fundkiste Beschlagnahmung NAM © DAI Athen // Ulrike Schulz
Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen DAI Athen und Archäologischem Nationalmuseum
Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen DAI Athen und Archäologischem Nationalmuseum (Katja Sporn und Anna Karapanagiotou) © DAI Athen // Ulrike Schulz
Gespräch im Nationalmuseum
Gespräch im Nationalmuseum © DAI Athen // Ulrike Schulz
Gruppenbild bei Kooperationsvertragsunterzeichnung Im Dezember 2024
Gruppenbild bei Kooperationsvertragsunterzeichnung Im Dezember 2024 © DAI Athen // Ulrike Schulz
Katja Sporn und Georgos Kavvadias bei der Begutachtung von Fundstücken im Nationalmuseum
Katja Sporn und Georgos Kavvadias bei der Begutachtung von Fundstücken im Nationalmuseum © DAI Athen // Ulrike Schulz
Projektbesprechung
Projektbesprechung © DAI Athen // Ulrike Schulz
Projektbesprechung Oktober 2025
Projektbesprechung Oktober 2025 © DAI Athen // Ulrike Schulz
Workshop im Dezember 2024
Workshop im Dezember 2024 © DAI Athen // Ulrike Schulz
Gruppenbild beim Workshop im Dezember 2024
Gruppenbild beim Workshop im Dezember 2024 © DAI Athen // Ulrike Schulz
Katja Sporn bei ihrem Vortrag auf dem Workshop im Dezember 2024
Katja Sporn bei ihrem Vortrag auf dem Workshop im Dezember 2024 © DAI Athen // Ulrike Schulz