Overview
Die Issos-Ebene im Südosten Kilikiens am Golf von Iskenderun war nicht nur aufgrund ihrer fruchtbaren Böden ein wichtiges Siedlungsgebiet in der Antike, sondern darüber hinaus aufgrund ihres Zugangs zur Syrischen Pforte über das Amanus-Gebirge von immenser strategischer Bedeutung. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen war die Ebene – mit Epiphaneia als ihrer spätestens seit dem 1. Jh. v. Chr. bedeutendsten Stadt – eine Region, die miteinander konkurrierende Großreiche bzw. Machthaber zu kontrollieren suchten, die die Landschaft und ihre Bewohner durch Siedlungsprogramme, Förderung des Städtebaus und militärische Auseinandersetzungen prägten.
Epiphaneia, neugegründet zu Beginn des 2. Jahrhundert v. Chr. unter dem Seleukidenherrscher Antiochos IV. Epiphanes (oder einem seiner Nachfolger), geht auf eine ältere Siedlung zurück, für die der Name Oiniandos belegt ist. Die antiken Ruinen von Epiphaneia befinden sich in der Ebene von Issos – wo auch die erste Schlacht Alexanders des Großen gegen den Perserkönig Dareios 333 v. Chr. sowie der entscheidende Sieg des Septimius Severus über Pescennius Niger 194 n. Chr. lokalisiert werden – in der östlichen Cilicia Pedias zwischen dem Amanus-Gebirge und dem Golf von Iskenderun, im heutigen Bezirk Erzin im nördlichsten Teil der Provinz Hatay.
Aufgrund ihrer günstigen Lage in der fruchtbaren Ebene von Issos und der Anbindung an die Überlandstraße von Zentralanatolien nach Antiocheia in Syrien über die Syrische Pforte sowie an das Mittelmeer mit einem Hafen beim nahegelegenen Burnaz florierte insbesondere Epiphaneia in der Antike, das spätestens seit spätrepublikanischer Zeit und bis in die Spätantike die wichtigste Stadt dieser Region war. Die wirtschaftliche Bedeutung und urbanistische Entwicklung zeigt sich auch an der städtischen Architektur besonders in der Kaiserzeit und Spätantike: Erhalten bzw. in jüngster Zeit durch Ausgrabungen erschlossen sind u.a. ein Aquädukt, eine Stoa, eine Kolonnadenstraße, ein Theater, ein Bouleuterion-Odeion, ein Tempel, ein Badegebäude sowie eine Basilika-Kirche, die teilweise mit sehr aufwendigen Mosaiken ausgestattet waren. Charakteristisch für die Architektur der Region ist die Verwendung des lokalen schwarzen Basalts als Baumaterial. Epiphaneia erlangte vor allem Bekanntheit als einer der Orte in der ostkilikischen Ebene, in denen Cn. Pompeius Magnus ab 67 v. Chr. die von ihm besiegten Piraten ansiedelte. Die strategische Lage der Stadt an den Ausläufern des Amanus-Gebirges lässt sich auch bei Cicero nachvollziehen. Dieser hatte hier als Statthalter Kilikiens Teile seines Militärs stationiert, um seine Provinz gegen feindliche Truppen aus dem Osten abzusichern. In der Spätantike befand sich in Epiphaneia ein Bischofssitz.
Das Projekt, das zusammen mit der Abteilung für Alte Geschichte der Akdeniz-Universität (Antalya) verfolgt wird, richtet seinen Fokus auf die in Epiphaneia und der Issos-Region gefundenen Inschriften sowie auf übergeordnete Fragen zur Entwicklung der Stadt und der umliegenden Region von hellenistischer Zeit bis in die Spätantike und ihrer Wahrnehmung in der Antike. Die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik kooperiert dabei mit dem archäologischen Ausgrabungs- und Surveyprojekt von Issos-Epiphaneia, das die Hatay Mustafa Kemal Universität seit 2022 unter der Leitung von Dr. Banu Özdilek durchführt.
Kooperationen und weiterführende Links:
Ausgrabungsprojekt Issos-Epiphaneia: Instagram: @issos_epiphaneia
Dr. Banu Özdilek, Dr. Onur Tibikoglu: Hatay Mustafa Kemal Universität (Antakya, TR): https://avesis.mku.edu.tr/botibikoglu
Dr. Fatih Yilmaz, Akdeniz Universität (Antalya, TR): avesis.akdeniz.edu.tr/fatihyilmaz
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