Epigraphik, Numismatik und Papyrologie als Innovationsmotoren
Inschriften, Münzen und Papyri beleuchten Aspekte der Antike, zu denen die überlieferten literarischen Texte nur spärliche Informationen liefern. Zudem wächst ihr Bestand durch laufende Neufunde dynamisch, während der literarische Kanon weitgehend statisch ist. Epigraphik, Numismatik und Papyrologie sind deshalb Innovationsmotoren für die gesamten Altertumswissenschaften.

Edition und Kommentierung auf höchstem Niveau
Vor diesem Hintergrund nimmt die Grundlagenforschung einen prominenten Platz im Arbeitsprogramm der Kommission ein. Die Edition von Neufunden reicht von der Feldarbeit bis hin zur differenzierten historischen Kommentierung, die Interpretationen entwickelt und weiterführende Perspektiven aufzeigt. Denselben Zielen dient die Erschließung wichtiger Materialgruppen in thematischen oder geographischen Corpora.

Offen für historische Diskurse
Über allgemeinere historische Fragestellungen verbindet die Kommission ihre Spezialgebiete mit aktuellen Strömungen der Geschichtswissenschaft. Regionalgeschichtliche Ansätze etwa sind generell integraler Bestandteil der an der Kommission betriebenen Disziplinen. Auch zu kulturgeschichtlichen Themen wie Identitätskonstruktionen, kulturellen Aushandlungsprozessen oder Raumvorstellungen können Inschriften, Münzen und Papyri wichtige Auskünfte geben.

Interdisziplinärer Dialog
Als historisches Forschungsinstitut mit interdisziplinärem Auftrag ist die Kommission dem Dialog nicht nur mit der Archäologie, sondern auch mit den anderen altertumswissenschaftlichen Nachbarfächern verpflichtet. Intern macht die Zusammenarbeit von Epigraphik, Numismatik und Papyrologie unter einem Dach die Grenzen zwischen den Disziplinen durchlässig. Neben der unerlässlichen disziplinären Spezialisierung ermöglicht sie es, methodische Kompetenzen in mehreren Feldern aufzubauen und integrative Fragestellungen über die Materialgruppen hinweg zu entwickeln.

Für eine Vielfalt der Methoden und Themen
Die Kommission leistet einen wichtigen Beitrag zur Methoden- und Themenvielfalt der althistorischen Forschung. Sie setzt sich gemeinsam mit ihren universitären Partnern für die Stärkung der methodischen und hermeneutischen Kompetenzen ein, ohne die epigraphische, numismatische und papyrologische Forschungen nicht möglich sind. Diesem Ziel dienen nicht zuletzt die Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden sowie andere Formen der Nachwuchsförderung wie Praktika oder Kurse.

Unsere Schwerpunktthemen

Schwerpunkte des Forschungsprogramms der Kommission ergeben sich aus der Zusammensetzung und den Potenzialen des Materials. Chronologisch stehen deshalb Hellenismus, Kaiserzeit und Spätantike im Vordergrund. Inhaltlich sind die laufenden Projekte in die zwei folgenden Themenschwerpunkten gebündelt.

Sogenannte Hafenstraße in Patara (Lykien, Türkei) © DAI // Christof Schuler

Sogenannte Hafenstraße in Patara (Lykien, Türkei)

Wir und die Anderen. Stadt- und Regionalstudien

Im Mittelpunkt stehen zwei für das Verständnis antiker Siedlungs- und Sozialstrukturen maßgebliche Spannungsfelder: Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung sowie Integration und Abgrenzung. Der erste Bereich betrifft Konstruktionen städtischer Selbstdarstellung z. B. auf Münzen oder in Inschriften, kontrastiert sie mit der Repräsentation von Nachbarstädten wie auch mit externen Perspektiven antiker Autoren und fragt nach ihrer wechselseitigen Beeinflussung. Der zweite Bereich nimmt Kulturkontakte in den Blick, die sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Grenzen des Handelns und nicht zuletzt Strategien zum Ausbau politischer Dominanz bzw. deren Abwehr. Zu diesem Schwerpunkt gehören das Projekt einer Geschichte der Stadt Tarsos in Kiliken, eine Studie zur kulturellen Entwicklung Nordwestspaniens unter römischer Herrschaft und Arbeiten zu den Inschriften der beiden überregional bedeutenden Städte Pergamon und Patara. Übergeordnetes Ziel der Projekte ist ein tieferes Verständnis dafür, welche Faktoren die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen antiker Städte und Siedlungslandschaften besonders beeinflussten und welche Rolle die Vernetzung innerhalb eines spezifischen lokalen und regionalen Bezugsrahmens dabei spielte.

Zugehörige Projekte

Inschriftenfragmente im Museum von Histria (Rumänien) © DAI // Christof Schuler

Inschriftenfragmente im Museum von Histria (Rumänien)

Strukturen römischer Herrschaft

Das Imperium Romanum war eines der am längsten existierenden, stabilsten und wirkmächtigsten vormodernen Großreiche. Eine Fülle unterschiedlichster Quellen gewährt Einblick in seine historische Entwicklung, aber auch in das alltägliche Leben seiner Bewohner. Die Quellenbasis wächst dynamisch, wobei die Neufunde überwiegend aus den Provinzen stammen und zunächst in ihren regionalen Bezügen zu analysieren sind. Dies entspricht der Einsicht der neueren Forschung, dass das Römische Reich alles andere als ein monolithisches Ganzes war und deshalb in seinen unterschiedlichen regionalen Strukturen zu untersuchen ist. In diesem Zusammenhang erschließt das „Corpus der Urkunden der römischen Herrschaft“ zentrale dokumentarische Quellen zur römischen Herrschaft, die Edikte und Briefe der Kaiser und Statthalter. Das numismatische Projekt „Die ersten Emissionen – Herrscherwechsel in der römischen Kaiserzeit“ behandelt Umbruchsituationen, an denen sich Stärken und Schwächen des kaiserzeitlichen Herrschaftssystems beobachten lassen. Insgesamt werden römische Herrschaftsstrukturen auf verschiedenen, jedoch miteinander kommunizierenden Ebenen erforscht, vom Kaiser als Zentrum über die Provinzen bis hin zu regionalen und lokalen Instanzen.

Zugehörige Projekte