Afghanistan: Antiker Bergbau und Ressourcennutzung

Der Mineralien- und Erzreichtum Afghanistans ist lange bekannt und bereits seit der Steinzeit genutzt worden. Es liegt nahe, dass Afghanistan in der Vermittlung der begehrten Erze und ihrer technischen Eigenschaften in der prähistorischen Welt eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Dennoch ist kaum etwas über die ur- und…

Mes Aynak Mine - Laserscanning © DAI Eurasien-Abteilung // Daniel Steininger

DAI Standort  Eurasien-Abteilung

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  01.07.2013 - 2022

Disziplinen  Prähistorische und historische Archäologie, Archäometrie

Projektverantwortlicher  PD Dr. Nikolaus Boroffka

Adresse  Im Dol 2-6 , 14195 Berlin

Email  Nikolaus.Boroffka@dainst.de

Team  PD Dr. Nikolaus Boroffka

Laufzeit  2013 - 2022

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  EA - Mittelasien

Fokus  Feldforschung, Regionalforschung

Disziplin  Prähistorische und historische Archäologie, Archäometrie

Methoden  Feldforschung, Materialuntersuchungen

Partner  Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsstelle für Archäologie und Materialwissenschaften, Fachbereich Archäometallurgie, Délégation Archéologique Française en Afghanistan (DAFA), Afghanisches Ministerium für Information und Kultur, Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie

Förderer  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projekt-ID  2222

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/120481

Überblick

Seit Sommer 2013 hat die EA des DAI ein Projekt zum Frühen Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan begonnen. Das Land ist bekannt für seine reichhaltigen Bodenschätze, neben Metallen wie Kupfer, Zinn, Gold und Silber auch viele Schmucksteine, wie Rubin, Smaragd und Lapislazuli. Die mineralischen Vorkommen waren ebenso in der prähistorischen Zeit begehrt und genutzt; und fanden tlw. eine weite Verbreitung: Lapislazuli aus Afghanistan ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. im fernen Ägypten und in der nördlichen Kaukasusregion. Das nahezu zeitgleiche Aufkommen von Zinnbronzen, zusammen mit Gold und Lapislazuli im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien lassen vermuten, dass alle drei Materialien ähnliche Wege genommen und aus demselben Ursprungsgebiet, nämlich Afghanistan, stammen könnten. Vor allem sind die Vorkommen von Kupfer und Zinn in Afghanistan von Interesse, da diese nur äußerst selten zusammen auftreten, und zugleich die Voraussetzung der Bronzeherstellung sind - der wichtigsten technischen Innovation der frühen Metallzeiten.

Allein die geologischen Voraussetzungen legen eine bedeutende Rolle Afghanistans in der Entwicklung von Bergbau und Ressourcendistribution spätestens seit den Metallzeiten nahe. Die Bodenschätze fanden gleichermaßen Einzug in antike und historische Quellen, bis in die Neuzeit hinein. Allerdings kann alter Bergbau durch Überarbeitungen und Sedimentschüttungen verschwinden. Durch gezielte Expeditionen können diese „wiederentdeckt“ werden: Erste Anzeiger sind Schlacken und antike Gerätschaften in der näheren Umgebung der Bergbaureviere. Ein Blick auf die prähistorische Karte Afghanistans zeigt aber im Gegenteil bislang keine oder nur ganz schwache Verknüpfungspunkte zwischen Siedlungen und (bekannten) Lagerstätten. Dies liegt vor allem daran, dass die Regionen um Bergbaureviere bislang als archäologisch unerforscht gelten. Die wenigen, spektakulären Ausnahmen wie Mes Aynak (s.u.) datieren in die historische Zeit.

 

Ein wichtiges Ziel ist, die Lagerstätten geochemisch zu charakterisieren und die Spuren früher Rohstoffnutzung archäologisch zu dokumentieren. Darüber hinaus ist alter Bergbau – wie auch insgesamt die archäologischen Denkmäler Afghanistans - hochgradig von Zerstörung durch wirtschaftliche Maßnahmen gefährdet – was für die Eurasien-Abteilung des DAI direkter Anlass ist, sich bei der Erhaltung bzw. Dokumentation des Afghanischen Kulturerbes zu beteiligen. Insgesamt gilt es, die traditionsreiche Bergbaukultur Afghanistans in das Licht der Öffentlichkeit zu bringen, und auf die kulturhistorische Dimension dieser Denkmäler-Gruppe aufmerksam zu machen. Gleichsam sollen afghanische Kollegen intensiv fortgebildet werden und ein reger wissenschaftlicher Austausch ermöglicht werden.

Arbeit mit dem RFA-Handspektrometer
Eine erste Auswahl zur geochemischen Bestimmung kann mit dem RFA-Handspektrometer getroffen werden, das fast jedes Element von Magnesium bis Uran mithilfe von Röntgenfluoreszenz anzeigt. // DAI EA
Bronzezeitliche Fundorte und Lagerstätten
// Thomalsky_DAI-EA
Buddha aus Mes Aynak.jpg
Steinerne Buddhastatue aus Mes Aynak, im Afghanischen Nationalmuseum Kabul.
Hyperspetrale Messungen über Afghanistan
Gesamt Afghanistan wurde überflogen, dabei hyperspektrale Messungen durchgeführt. © USGS // USGS
Mes Aynak_Bauen auf Kupfer
Die Gebäude in Mes Aynak wurden direkt auf dem grünen Erzgestein errichtet
Mes Aynak_Nische in Halde
Die Bewohner haben kleine Nischen („Altäre“?) direkt in den Berg gebaut, tlw. direkt bei großen Schlackehalden. Welche Funktion diese Bauten inne gehabt haben, ist noch zu klären.
Silberschlacke aus Panjshir 2
// Thomalsky_DAI-EA