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Digitalisierung für den Kulturerhalt in Tuvalu

DIGITALE ARCHÄOLOGIE

Kato Ewekia, Youth Ambassador Tuvalu, GCCM-Climate Mobility Fellowship © DAI // Sebastian Dobberstein

23.06.2025 | Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen

Projekt von DAI und RNI stärkt kulturelle Resilienz angesichts des Klimawandels.

Der pazifische Inselstaat Tuvalu steht exemplarisch für die dramatischen Folgen des Klimawandels: Meeresspiegelanstieg, zunehmende Extremwetterereignisse und klimabedingter Landverlust gefährden nicht nur die Lebensgrundlagen der Bevölkerung, sondern in zunehmender Geschwindigkeit auch das kulturelle Erbe des Landes. Viele der kulturellen Praktiken und Wissenssysteme Tuvalus sind eng mit dem Land auf den jeweiligen Inseln verwoben und bislang unzureichend dokumentiert – ohne Sicherungsmaßnahmen droht ein unwiederbringlicher Verlust. Genau hier setzt das Tuvalu Digital Repository for Cultural Heritage an: Ziel ist es, materielles und immaterielles Kulturgut systematisch zu erfassen, zu digitalisieren und über Inseln und Generationen hinweg zugänglich zu machen.
 
Klimamobilität trifft Kulturerhalt
Im Rahmen des Berlin Climate Mobility Forums, das das Global Centre for Climate Mobility (GCCM) und die Robert Bosch Stiftung am 16. und 17. Juni 2025 durchführten, wurde das Projekt erstmals näher vorgestellt. Das Forum vereinte hochrangige Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und betroffenen Gemeinschaften, um gemeinsam globale Strategien für klimabedingte Mobilität zu entwickeln: „Der Erhalt des kulturellen Erbes Tuvalus ist von höchster Dringlichkeit – es ist untrennbar mit Identität, Genealogien und Menschenwürde verbunden. Der Klimawandel bedroht dieses Erbe Tag für Tag und mit steigender Geschwindigkeit. Unser interdisziplinärer Ansatz verbindet traditionelle Wissenssysteme mit wissenschaftlichen Methoden und digitalen Sicherungstechnologien. In enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung dokumentieren wir gefährdete Stätten, Objekte und immaterielles Kulturerbe, um Wissen für künftige Generationen zeiteffizient und wirkungsvoll zu bewahren,“ erläuterte Dr. Annette Kühlem, Projektleiterin am Deutschen Archäologischen Institut (DAI), bei einer Paneldiskussion.
 
Zusammenarbeit für Schutz immateriellen Erbes
Ein zentrales Merkmal des Projekts ist sein partizipativer Ansatz: Das digitale Repositorium wird von der tuvaluischen Gemeinschaft selbst definiert und verwaltet. Ziel ist es, nicht nur ein digitales Gedächtnis zu schaffen, sondern lokale Kapazitäten zu stärken und einen nachhaltigen, selbstbestimmten Umgang mit kulturellem Erbe zu ermöglichen. Entscheidungsprozesse erfolgen im Einklang mit lokalen Wertesystemen. Besonders sensibles oder für die Bevölkerung Tuvalus heiliges Wissen wird geschützt und ausschließlich autorisierten Wissensinhabern zugänglich gemacht – ganz im Sinne kultureller Souveränität. Neben dreidimensionalen Modellen von Kulturstätten, Artefakten und Objekten sowie der Transkription von mündlichen Erzählungen und Interviews umfasst das Projekt auch die audiovisuelle Dokumentation von traditionellen Tänzen, Liedern, Musik, Handwerk und Praktiken: „Ich möchte, dass Musik in Tuvalu weiterhin einen Platz hat. Ich möchte, dass zukünftige Generationen unsere Lieder in dem Land unserer Vorfahren komponieren, spielen und singen,“ betonte Kato Ewekia, Youth Ambassador Tuvalus im GCCM-Climate Mobility Fellowship, der das Forum inhaltlich und musikalisch begleitete.
 
Internationale Partnerschaft für den Schutz kultureller Identität
Bereits im Vorfeld des Forums wurde durch die Ständige Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York ein Abkommen mit UNOPS unterzeichnet, welches vorsieht, den Projektpartner des DAI, die Rising Nations Initiative (RNI), mit 1 Million Euro zu fördern: „Kulturerbe hat eine unglaubliche emotionale Kraft. Sie zeigt sich einerseits in Wut und Trauer, wenn kulturelles Erbe zerstört wird oder verloren geht. Andererseits wird sie aber auch in der ansteckenden Freude und dem Stolz der Menschen sichtbar, die erfolgreich mithelfen es zu bewahren. Insbesondere diese positive Energie wollen wir nutzen und deshalb fördert das Auswärtige Amt das Tuvalu Digital Repository for Cultural Heritage,“ bekräftigte Dr. Volker Erhard, der für Kulturerhalt zuständige Referatsleiter des Auswärtigen Amtes auf dem Berlin Climate Mobility Forum.
 
Das Projekt wird vom DAI in enger Abstimmung mit dem tuvaluischen Kulturministerium durchgeführt und vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland finanziert. Es vereint die langjährige Erfahrung des DAI im Kulturerhalt und seine Expertise im Bereich digitaler Lösungen. Durch das Projekt wird das Engagement für Klimagerechtigkeit und kulturelle Resilienz bekräftigt, insbesondere in besonders gefährdeten Regionen wie den Small Island Developing States (SIDS). Das gemeinsame Projekt des digitalen Repositoriums ist Teil einer umfassenderen Partnerschaft mit dem GCCM und unterstreicht die Rolle Deutschlands bei der Bekämpfung von klimabedingter Vertreibung und dem Schutz kultureller Identitäten. 

vlnr: Andrea Milan (GCCM), Ashok Adicéam (Deputy Special Envoy of the President of France/UNOC3 Managing Director), Annette Kühlem (DAI), Volker Erhard (AA) und Kato Ewekia (GCCM Fellow) bei der Paneldiskussion auf dem Berlin Climate Mobility Forum DAI // Sebastian Dobberstein
Funafuti
Kulturerhaltmaßnahmen und Küstenschutz auf Funafuti gehen Hand in Hand DAI KAAK // Annette Kühlem
Funafuti
Kulturerhaltmaßnahmen und Küstenschutz auf Funafuti gehen Hand in Hand DAI KAAK // Annette Kühlem
Global Center for Climate Mobility (GCCM) // Loretto Azzopardi

Kontakt
Dr. phil. Annette Kühlem , Projektleitung Rapa Nui (Osterinsel, Chile)
Annette.Kuehlem@dainst.de

Doris Fleischer , Pressereferentin und stellv. Leitung Kommunikation
Doris.Fleischer@dainst.de

DAI Pressestelle
Podbielskiallee 69
14195 Berlin
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