Geschichte

Unsere Geschichte

GRÜNDUNG
1829 gründete eine Gruppe von Altertumskundlern und Künstlern in Rom das Instituto di Corrispondenza Archeologica. Die daran beteiligten hochrangigen Persönlichkeiten waren in verschiedenen nationalen Sektionen organisiert (einer italienischen, einer englischen, einer französischen und einer preußischen in Rom, London, Paris und Berlin). Diese ursprünglich private Verbindung verfolgte zunächst die Sammlung und regelmäßige Veröffentlichung der sich ständig mehrenden archäologischen Entdeckungen (vor allem in Italien und Europa). Dazu wurden drei Periodica ins Leben gerufen (siehe: Redaktion Rom): der monatliche Bullettino dell’Instituto di Corrispondenza Archeologica zur Mitteilung laufender Aktivitäten des Instituts, die jährlich erscheinenden Annali dell’Instituto di Corrispondenza Archeologica sowie die dazugehörigen Monumenti inediti als großformatige Tafelbände (1829–1885). Nur in zwei Bänden erschienen die Memorie dell’Istituto di Corrispondenza Archeologica (1832–1865); dazu traten Daktyliotheken sowie einzelne weitere Monographien und verschiedene Indices.

DIE FRÜHEN JAHRE
Im Bullettino dell’Instituto di Corrispondenza von 1831, also zwei Jahre nach der Gründung des Instituts, wird die Bibliothek erstmals erwähnt und in ihrer Bedeutung hervorgehoben, obgleich sie damals lediglich 209 Bände besaß, die im Tausch oder als Geschenk ins Haus gekommen waren. Ihr kontinuierlicher Bestandsaufbau, heißt es dort, sei eine wichtige Aufgabe (die bis heute andauert), denn er sei eine unverzichtbare Grundlage für die archäologische Forschung, da vor allem aktuelle Fachliteratur in den alten römischen Bibliotheken fehle. Diese müsse den Gelehrten zur Verfügung gestellt werden, die sich dem Institut verbunden fühlten.
Hinzu kam sehr früh die Fotografie: Seit ihrer Erfindung wird am DAI Rom mit Bildern gearbeitet und es werden Bilder gesammelt (siehe: Arachne Fotothek Rom). Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war der Fotograf Gustav Reiger aus München (1819–1876), der sich als Pionier seines Fachs großen Ansehens in der wissenschaftlichen und künstlerischen Gemeinde Roms erfreute, für den seinerzeitigen Sekretar Emil Braun (1856) tätig. Ebenfalls in die Gründungsjahre des Instituts reicht die Geschichte des Archivs zurück (siehe: Archiv Rom): die Briefsammlung der »Korrespondenten«, einige Nachlässe sowie der vom Institutsmitbegründer Eduard Gerhart ins Leben gerufene »Archäologische Apparat«, eine Sammlung von Skizzen, Plänen, Zeichnungen und Aquarellen antiker Monumente und Objekte, vor allem aus dem 19. Jh., zu denen noch Gipsabgüsse von Gemmen, Münzen und Kameen sowie antike Originale hinzukamen.

Bald setzten seitens des Instituts systematische Untersuchungen ein, sei es zu den in etruskischen Gräbern gefundenen griechischen Vasen, sei es zur Ausmalung der Gräber selbst, die ebenso wie die Studien zur antiken Skulptur in den Museen Roms, zur Topographie der „Ewigen Stadt“ und ihren Bauten sowie zu den reichen Inschriftenfunden in großen Monographien publiziert wurden.

VOM ISTITUTO DI CORRISPONDENZA ZUM DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUT
Schon wenige Jahre nach der Gründung wurden in der Bibliothek ein alphabetischer- und einen Sachkatalog erstellt, doch fehlten für größere Erwerbungen die finanziellen Mittel, so dass der Bestand nur langsam wuchs. Dies änderte sich erst 1859 mit der Übernahme der Finanzierung des privaten Instituto durch Preußen, da man nun über einen festen Erwerbungsetat verfügte, der planmäßige Anschaffungen erlaubte. Aus dieser Zeit stammt auch der Grundstock des hervorragenden Altbestandes der römischen Bibliothek, da um 1860–1870 die antiquarischen, historischen und philologischen Werke, die seit dem 16. Jahrhundert erschienen waren, noch relativ günstig erstanden werden konnten (https://zenon.dainst.org). Das immer stärkere finanzielle Engagement Preußens, das 1871 zur Umwandlung des Instituts in eine preußische Staatsanstalt führte, aus der dann wenig später das Kaiserlich Deutsche Archäologische Institut hervorging, sicherte den Etat der Bibliothek dauerhaft. Das neue Institutsgebäude, der 1877 auf dem Kapitol eingeweihte Laspeyres-Bau, löste auch die immer dringender werdenden Platzprobleme und ermöglichte die Einrichtung eines Lesesaals.

In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. kamen Forschungen bei den großen italienischen Grabungen wie z. B. in Pompeji hinzu. Viele Einzeluntersuchungen an bedeutenden Monumenten Roms und Latiums wie den hellenistischen Tempeln oder aber der Marcussäule, aber auch große Katalogarbeiten wie die nach wie vor grundlegenden wissenschaftlichen Führer zu den Museen Roms bezeugen die erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit des Instituts. Eine wesentliche Rolle spielte das Institut auch bei Planung und Erstellung großer Corpora wie dem 1869/70 im Auftrag der Zentraldirektion des Kaiserlich-Deutschen Archäologischen Instituts begründeten Corpus der römischen Sarkophage oder dem von Theodor Mommsen 1863 ins Leben gerufenen Corpus der lateinischen Inschriften (CIL). Mit der Übernahme des privaten Instituts durch das Deutsche Reich als Imperiale Istituto Archeologico Germanico Sezione romana wechselte auch der Name der Zeitschrift: Alle vorherigen Periodica gingen in den Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts Roemische Abteilung auf (1886–1915). Erstmals waren nun neben Italienisch, Latein und Französisch auch Artikel in deutscher Sprache zugelassen.

Bereits seit 1916 führte die Zeitschrift dann den noch heute gültigen Titel Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Rom. Von Beginn an sind die Wechsel in der Benennung einhergegangen mit einer Weiterentwicklung der medialen Dispositive im Lichte sich verändernder Fragestellungen, aber auch neuer technischer Möglichkeiten wie der konsequenten Nutzung von Fotografien, der Einführung von Farbfotografien und in jüngerer Zeit der Nutzung von computergenerierten Bildern etc. Im frühen 20. Jahrhundert begann man mit der systematischen Inventarisierung des mittlerweile beachtlichen Fotografiebestands.

ARCHÄOLOGIE UND POLITIK: DAS INSTITUT IN DER ZEIT DER BEIDEN WELTKRIEGE
Einen erheblichen Einschnitt bedeutete der erste Weltkrieg: Die Bibliothek, deren Jahresbudget 1912 noch einmal angehoben worden war, wurde nach dem Kriegseintritt Italiens in den ersten Weltkrieg 1915 in Kisten verpackt und in die Engelsburg transportiert; die vom deutschen Kaiserreich im Südteil des Kapitols bis dahin genutzten Bauten, darunter auch das Institutsgebäude des DAI, mussten komplett geräumt werden. Die Frage, ob die deutschen Forschungseinrichtungen in Italien in deutsche Verwaltung zurückgegeben oder aber in italienischen Besitz überführt werden sollten, wurde kontrovers diskutiert, bis 1920 schließlich die Rückgabe an Deutschland vereinbart wurde, wobei prominente Fürsprecher wie der Philosoph, Historiker und Politiker Benedetto Croce eine wichtige Rolle spielten. Als besondere Bedingung legte das Abkommen fest, die Bibliothek dürfe nicht aus Rom entfernt werden und sie müsse Deutschen wie Italienern gleichermaßen zur Verfügung stehen. Die Bibliothek konnte schließlich nach über neunjähriger Schließung Ende 1924 ebenso wie das Institut im evangelischen Gemeindehaus an der Via Sardegna wiedereröffnet werden, wo das Institut von nun an untergebracht war. Danach konnte das Institut wieder an seine rege Forschungstätigkeit vor dem Krieg anknüpfen. Zwischenzeitlich entstandene Erwerbungslücken konnten durch die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, den Börsenverein der Deutschen Buchhändler und private Vereine geschlossen werden. Im Jahre 1927 umfasste der Bestand etwa 40.000 Bände und auch in den 30er und frühen 40er Jahren konnte zunächst weiterhin kontinuierlich am Bestandsaufbau gearbeitet werden. Bis 1942 belief sich der jährliche Zuwachs relativ konstant auf rund 1350 Bände. Ein bedeutender Grundstein der Fotothek wurde von Walther Amelung gelegt, der seine für eigene Forschungszwecke angelegte Sammlung per Testament nach seinem Tod (1927) dem Institut vermachte. Sein Nachfolger im Amt des 1. Sekretars, Ludwig Curtius, begann 1928 mit der Unterstützung von Hermine Speier mit dem systematischen Auf- und Ausbau einer Fotothek, wie sie noch heute besteht. In den frühen 1930er-Jahren wurde am Institut die Stelle für einen hauseigenen Fotografen geschaffen und ein Labor eingerichtet. Somit waren die Voraussetzungen gegeben, umfangreiche Fotokampagnen zu unternehmen und die eigenen Bestände – mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Verlauf der Jahre – ständig und bis heute zu erweitern.

Die Diktatur des Nationalsozialismus und der Krieg zeigten auch im römischen Institut Wirkung: Jüdische Kolleg*innen wurden 1938 vom Bibliotheksbesuch ausgeschlossen, teilweise wären neue Forschungsvorhaben wie ein Projekt zu den Langobarden nicht ohne den ideologischen Einfluss des Dritten Reichs zu erklären. Das Institut war zwar bis Ende 1943 noch zeitweise geöffnet, doch nachdem Rom im September von deutschen Truppen besetzt worden war, erfolgte bald darauf der Führerbefehl, das wissenschaftliche Inventar der deutschen Bibliotheken aus Italien abzutransportieren. Die Bücher des Archäologischen Instituts wurden daraufhin Anfang 1944 in 1500 Kisten verpackt und in das Salzbergwerk Alt-Aussee bei Salzburg überführt.

Die Auslagerung war indes nicht von langer Dauer, denn auch auf Druck internationaler Fachkollegen in Rom wurden die Bibliotheksbestände schon 1945 vom amerikanischen Militär in Österreich beschlagnahmt und bald darauf nach Rom zurücktransportiert, wo bereits Ende 1947 wieder ein begrenzter Bibliotheksbetrieb in den Räumen des evangelischen Gemeindehauses möglich war. Glücklicherweise hatten die Verlagerungen kaum Verluste verursacht. Träger der wiedereröffneten Bibliothek war bis 1953 die Associazione Internazionale di Archeologia Classica (AIAC).

VON DEN 1950ERN BIS HEUTE
Nachdem in den ersten Jahren intensiv über eine dauerhafte Internationalisierung diskutiert worden war, führten die veränderten politischen Verhältnisse der frühen 1950er-Jahre und auch die Fürsprache zahlreicher italienischer und internationaler Fachkolleg*innen schließlich zur Rückgabe an die Bundesrepublik Deutschland. In einem Staatsvertrag zwischen den Westalliierten Frankreich, Großbritannien und den USA sowie Italien und der Bundesrepublik Deutschland wurde erneut der dauerhafte Verbleib der Bibliothek in Rom festgeschrieben und des Weiteren bestimmt, dass diese Forscher*innen aller Nationen gleichermaßen zugänglich sein müsse. Die 1960er- und 1970er-Jahre führten einerseits zu einer Neubewertung der römisch-kaiserzeitlichen Kunst – grundlegend hierfür waren unter anderem die reichhaltigen Bestände der Fotothek. Andererseits markieren sie den Beginn großangelegter Feld- und Bauforschungsprojekte in Sizilien, Unteritalien und Nordafrika, die in der jün­geren Vergangenheit bis nach Sardinien, Oberitalien und an die Adria ausgeweitet werden konnten und in zeitlicher Hinsicht mittlerweile einen Rahmen vom späten 2. Jt. v. Chr. bis zum Frühmittalter abdecken. In dem seit der Wiedereröffnung 1953 gewachsenen »Architektenarchiv« oder »Wissenschaftsarchiv« befinden sich die zeichnerische Dokumentation aus den Feldforschungsprojekten der Römischen Abteilung. Sehr wichtig und umfangreich sind die Archivalien u.a. zu den Ausgrabungen in Selinunte, in Metaponto und Nordafrika.

Das im März 1965 eingeweihte, neue Institutsgebäude, welches nach dem Abriss des alten Gemeindehauses an dessen Stelle in der via Sardegna errichtet worden war, besaß einen großzügigen Lesesaal mit rund 110 Plätzen und ausreichend Platz für frei zugängliche Bücherregale. Dank dieser hervorragenden Bedingungen trug die Bibliothek in den folgenden Jahrzehnten wesentlich dazu bei, das „Germanico“ wieder zu einer zentralen Institution der internationalen altertumswissenschaftlichen Forschung in Rom zu machen.

Ab 1956 wurden die Erwerbungen der Bibliothek außer im alphabetischen Katalog zusätzlich in einem neuen Realkatalog erfasst, wobei auch die Aufsätze aus Zeitschriften und Sammelwerken gesondert verzettelt und sachlich eingeordnet wurden. Im Jahre 1976 kam es zur Verschmelzung mit der bis dahin gesondert erschienenen „Archäologischen Bibliographie“, der wichtigsten Jahresbibliographie zur Klassischen Archäologie, die ab 1991 auch in elektronischer Form unter dem Namen „Dyabola“ erschien. Mit der Einführung des DAI-weiten digitalen Verbundkatalogs ZENON im Jahre 2004 wurden die beiden Kataloge zusammengeführt. Inzwischen ist zwar die sachliche Erschließung der Literatur aufgegeben worden, da diese in einem digitalen Katalog von wesentlich geringerer Bedeutung ist, nach wie vor werden aber jedes Jahr tausende von Aufsätzen katalogisiert, die den Katalog zu einem wissenschaftlichen Nachweisinstruments ersten Ranges machen.

Das Angebot der Bibliothek an traditionellen Printmedien wird inzwischen durch online verfügbare Publikationen ergänzt, die seit 2015 soweit möglich für allen DAI-Bibliotheken gemeinsam erworben werden, wodurch sich das thematische Spektrum an allen Standorten erweitert hat, so auch in Rom. Der Erwerb und die Katalogisierung der Online-Publikationen werden von der römischen Bibliothek aus koordiniert.

Nach den Ergänzungsheften der Römischen Mitteilungen (seit 1931) und neben den Sonderschriften (seit 1973) wurde mittlerweile etwa mit den Palilia (seit 1997) ein Publikationsformat geschaffen, welches durch die Verknüpfung mit der Online-Datenbank Arachne zusätzliche digitale Informationen zur Verfügung stellt. Weiterhin sind sämtliche interaktive Online-Ausgaben und sukzessiv erstellte Retrodigitalisate auf iDAI.publications verfügbar. Darüber hinaus betreut die Redaktion Rom die Reihe Karthago, von der seit 1991 vier Bände erschienen sind, sowie die Sarkophag-Studien.

Im Zuge notwendiger Restaurierungsarbeiten am Institutsgebäude musste die Bibliothek in der Via Sardegna im September 2006 geschlossen werden, ist aber seit Anfang 2010 wieder zugänglich und befand sich zwischenzeitlich in drei Ausweichquartieren (Via Curtatone, Via Valadier und Via Sicilia). Ab 2024 wird sie wieder in der Via Sardegna mit 140 Leserplätzen zugänglich sein.

Monumenti inediti (1834/38). Die Casa Tarpeia auf dem römischen Kapitol war das erste institutseigene Gebäude (D-DAI-ROM-53.350R) © DAI // V. Vespignano
Die Rostra Augusti, gezeichnet von dem Architekten Friedrich Otto Schulze 1888 (A-VII-68-014) © DAI // Friedrich Otto Schulze
Zeichnung einer Statue der Athena im Palazzo Stoppani-Vidoni, Vorlage für eine Abbildung im Buch „Antike Marmorwerke: 1. u. 2. Decade“ (erschienen 1843) von Emil Braun, dem damals Ersten Sekretar des Instituto (A-VII-19-044) © DAI // Emil Braun
Aquarell des Bacchus als Traube aus der Casa del Centenario in Pompeji, angefertigt am 21. Mai 1880 von einem nicht benannten Künstler (A-VII-34-001 ) © DAI // Unbekannt
Aquarell einer schwarzfigurigen etruskischen Amphora, gemalt am 23. Juni 1833 von Francesco Bernardi nach dem Originalgefäß, das sich damals im Besitz des Professors Giuli in Siena befand und heute verschollen ist. Giuli überließ das Blatt dem Instituto (A-VII-65A-035) © DAI // Francesco Bernardi