KulturGutRetter-Fieldschool in Elephantine|Digitale Werkzeuge für die Dokumentation

KULTURERHALT
Fieldschool in Elephantine
Fieldschool in Elephantine
Die wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Sibel Erhan vermittelt Grundlagen in tachymetrischer Vermessung | Fotos: DAI, Haythim Mohamed Abd Elmotaa. © DAI, Abteilung Kairo // Haythim Mohamed Abd Elmotaa

28.11.2023 | Zentrale

Zwischen dem 12. und 22. November nahmen in Elephantine Fachleute der ägyptischen Antikenverwaltung an einer Fieldschool teil, die durch das Projekt KulturGutRetter und die Abteilung Kairo des DAI angeboten wurde.

Auf der Nilinsel Elephantine gegenüber der modernen Stadt Aswan befindet sich die gleichnamige antike Siedlung, die seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Abteilung Kairo des DAI erforschen hier in Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Bauforschung und Altertumskunde (SIK) seit mehr als fünfzig Jahren die archäologische Stätte. Die Arbeitsmethoden und technischen Möglichkeiten haben sich seit dem Beginn der Forschung weiterentwickelt und bieten inzwischen moderne digitale Lösungen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin für Baudokumentation im Projekt KulturGutRetter am DAI, Sibel Erhan, führte Ende November eine Fieldschool durch, um ägyptische Mitarbeitende der Antikenverwaltung von Aswan, den Tempeln von Kom Ombo und Edfu in der digitalen Dokumentation von Kulturgut fortzubilden. Dabei nutzt sie Techniken, die auch im Rahmen des Projektes KulturGutRetter verwendet und weiterentwickelt werden, um Kulturgut zu dokumentieren.

Digitale Techniken im Kulturgutschutz

Die Fachleute für Archäologie und Ägyptologie trainierten unter anderem die Nutzung der Structure-from-Motion Technik (SfM). Mithilfe zweidimensionaler Aufnahmen eines Gebäudes, eines Bauteils oder eines Fragmentes werden dabei detaillierte und maßstabsgetreue 3D-Modelle erstellt. Anhand von archäologischen Funden aus Elephantine befassten sie sich dabei ausführlich mit Kameraeinstellungen und darauf aufbauend mit der Fotogrammmetrie. 

Im Anschluss an eine Einführung in die App QField, die im Rahmen des KulturGutRetter-Projektes weiterentwickelt und auf die Bedarfe der Archäologie und des Kulturgutschutzes angepasst wurde, hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, archäologische Baufragmente und Schäden an Tempelgebäuden mit der Software zu dokumentieren und sich mit der Anwendung vertraut zu machen.

Ein wichtiger Bestandteil der Fortbildung war zudem die Vermessung mit dem Tachymeter (Totalstation). Die Teilnehmenden übten dabei das Stationieren des Gerätes und das Vermessen von Referenzpunkten an Baudenkmälern, die maßgeblich für eine spätere Maßstäblichkeit und Georeferenzierung der SfM-Modelle sind. Die Schulungen in Vermessung, SfM und digitaler Dokumentation vermittelten den Teilnehmenden auf diese Weise einen umfassenden Einblick in die Dokumentation von immobilen Kulturgut.

KulturGutRetter  - Erprobung von Techniken zur Dokumentation von immobilem Kulturgut

Im Anschluss an die Fieldschool erprobte Sibel Erhan die im Rahmen des KulturGutRetter-Projektes entwickelten Minimum Standard Procedures (MSPs) und Workflows für die Dokumentation von Baudenkmälern. Das DAI entwickelt gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) derzeit einen Mechanismus, um im Rahmen der internationalen Katastrophenhilfe die Notversorgung akut bedrohter Kulturgüter zu ermöglichen. Unterstützt wird das KulturGutRetter-Projekt durch das Auswärtige Amt und den Deutschen Bundestag. Ziel ist es, handlungssicheres Personal einzusetzen, wenn beispielsweise Museen, Sammlungen, Archive, Bibliothek oder Baudenkmäler durch Katastrophen gefährdet oder beschädigt sind. Am Architekturreferat des DAI entwickeln und testen Fachleute für Baudenkmalpflege und Bauforschung die MSPs und Workflows in Hinblick auf immobiles Kulturgut, um sie kontinuierlich zu verbessern.

Elephantine – Antike Siedlung des pharaonischen Ägyptens

Elephantine wurde um ca. 3300 v. Chr. erstmals besiedelt und blieb es über alle Epochen des pharaonischen Ägyptens hinweg, bis die Siedlung in nachantiker Zeit, im 10./11. Jh. n. Chr. verlassen wurde.  Fachleute des DAI erforschen in Kooperation mit dem SIK die Siedlungsarchäologie der antiken Stadt und untersuchen dabei Wohnquartiere von der pharaonischen Frühzeit bis in die Spätantike. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt bildet die Untersuchung der Baugeschichte, Ornamentik und der Schriftzeugnisse  der Tempel der Göttin Satet und des Chnum sowie der Friedhöfe.

Schulung in Vermessung am Tachymeter mithilfe von an Baudenkmälern angebrachter Vermessungspunkten | Fotos: DAI, Ayman Mohamed Al-Baghdady. DAI, Abteilung Kairo // Ayman Mohamed Al-Baghdady
Schulung in Vermessung am Tachymeter mithilfe von an Baudenkmälern angebrachter Vermessungspunkten | Foto: Sibel Erhan. DAI, Zentrale // Sibel Erhan
Teilnehmende der Fieldschool nehmen Fotos auf, um SfM-Modelle von Inschriftenfragmenten zu erstellen | Fotos: DAI, Sibel Erhan. DAI, Zentrale // Sibel Erhan
Teilnehmende der Fieldschool nehmen Fotos auf, um SfM-Modelle von Inschriftenfragmenten zu erstellen | Fotos: DAI, Sibel Erhan. DAI, Zentrale // Sibel Erhan

Kontakt
Dr.-Ing. Tobias Busen , Wissenschaftlicher Referent für Baudenkmalpflege und Kulturerhalt an archäologischen Stätten
Tobias.Busen@dainst.de

DAI Pressestelle
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