Stein auf Stein … Deutsche Kulturhilfe in Jordanien

NACHWUCHSFÖRDERUNG

Impressionen vom Workshop Capacity Building. Stonemason apprenticeship © DAI, Außenstelle Damaskus // Claudia Bührig

04.05.2016 | Außenstelle Damaskus

Capacity Building Maßnahmen im Rahmen des Projekts „Stunde Null“ im April angelaufen

Vierzehn kräftige Männer, ausgestattet mit hölzernen Knüpfel und geschmiedeten Eisen, arbeiten konzentriert unter stahlblauem Himmel und Olivenbäumen an schneeweißen Kalksteinblöcken mitten zwischen den Ruinen der antiken Stadt Gadara mit direkten Blick auf den See Genezareth im Norden Jordaniens. Faszinierend klingt das Schlagen der Knüpfel auf die Scharriereisen in dieser Umgebung, denn vor mehr als zweitausend Jahren muss es sich hier ganz ähnlich angehört haben.

Zwei deutsche Steinmetze in zünftiger Kluft, Meister André Gravert aus Magdeburg und Geselle Tobias Horn aus Weimar, vermitteln in diesem besonderen Trainingsprogramm einem gemischten Team von Jordaniern und Syrern geduldig die Grundzüge der traditionellen Steinbearbeitung. Wie immer im Handwerk heißt es üben, üben, üben bis der Schlag richtig sitzt und der Kalkstein in ebene Fläche gebracht ist.

Sinn dieser ganz besonderen "Zeitreise" ist die Aus- und Fortbildung einheimischer Handwerker im Steinmetzhandwerk, das in dieser Region fast vergessen ist. Die Bewahrung dieses "immateriellen Kulturgutes" mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland hilft der jordanischen Antikenverwaltung den reichhaltigen antiken Baubestand im Land zu sichern und zu bewahren.

Eine besondere Rolle spielt hier die hellenistisch-römische Stadt Gadara, das heutige Umm Qays, wo deutsche Bauforscher und Archäologen seit gut fünfzig Jahren ausgraben und arbeiten. Seit 2010 gilt die Aufmerksamkeit Dr. Claudia Bührigs von Deutschen Archäologischen Institut in Berlin und Dr. Frank Andraschkos von der Universität Hamburg ganz besonders der Einbindung der einheimischen Bevölkerung. Hier das Bewusstsein für den Wert und Erhalt der antiken Stätten zu stärken ist eine wesentliche Aufgabe deutscher Kulturhilfe. Ganz praktisch gilt das auch in der Vermittlung traditioneller Steinmetztechnik, die bald auch zur Sicherung und Restaurierung der Ruinen vor Ort zum Einsatz kommen kann. Und vielleicht können die syrischen Kursteilnehmer irgendwann auch ihre neu erworbenen handwerklichen Fähigkeiten in ihrer Heimat einsetzen.

Eine besondere Ehre wurde dem Team mit dem Besuch des jordanischen Ministers für Tourismus und Altertümer Seiner Exzellenz Nayet Al Fayez anlässlich der Eröffnung des großen alljährlich Umm-Qays-Kulturfestivals am 28. April 2016 zuteil.

(Frank Andraschko)

JOD I.    Training und Capacity Building Project "Capacity Building. Stonemason apprenticeship"
(23. April – 12. Mai 2016) in Gadara/Umm Qays (Jordanien)
Projektleitung – Idee, Konzept und Leitung: Dr. Claudia Bührig (DAI)
Kursleiter: André Gravert und Tobias Horn (Steinmetzmeister/Restaurator im Handwerk)

JOD II.    "Cultural mediation programs for children. TRAIN THE TRAINERS II
(30. April – 19. Mai 2016)

Projektleitung – Idee, Konzept und Leitung: Dr. Frank Andraschko (Universität Hamburg) und Dr. Claudia Bührig (DAI)

Kontakt:

Dr. Ing. Claudia Bührig
Deutsches Archäologisches Institut
Orient-Abteilung, Berlin  
Email: Claudia.Buehrig@dainst.de

Dr. Frank  Andraschko
Universität Hamburg, Archäologisches Institut
Email: frank.andraschko@uni-hamburg.de

Impressionen vom Workshop Cpacity Building. Stonemason aprenticeship DAI, Außenstelle Damaskus // Claudia Bührig
Besuch des jordanischen Minsters für Tourismus und Altertümer Seiner Exzellenz Nayet Al Fayez DAI, Außenstelle Damaskus // Ahmed Alomari
Gruppenbild der Teilnehmer des Workshops Capacity Building. Stonemason aprenticeship DAI, Außenstelle Damaskus // Frank Andraschko