Samen von Schlafmohn aus der spätneolitische Siedlung von Zürich-Parkhaus Opéra. Foto von Raul Soteras, AgriChange Projekt. © DAI Referat Naturwissenschaften // Raul Soteras

Labor für Archäobotanik

Profil

Das Labor für Archäobotanik untersucht Pflanzenmakro- und Mikroreste wie Samen, Früchte, Holz und Pollen aus archäologischen Ausgrabungen und ihre Umgebung.

Die sachgerechte Auswertung solcher Funde liefert Daten, mit denen Fragen der Ernährung, der Entwicklung der Kulturpflanzen, der Landwirtschaft, des Handels, der Nutzung natürlicher Ressourcen und auch der Vegetationsgeschichte und Umweltverhältnisse in vor- und frühgeschichtlicher Zeit beantwortet werden können.

Die Forschungsthemen in der Archäobotanik fokussieren auf die frühen Etappen und die weitere Verbreitung des Ackerbaus in Eurasien und Nordafrika, die Beziehung zwischen Klima und landwirtschaftlichen Strategien im Lauf der Zeiten, und die Untersuchung von Landwirtschaft in Oasen und Wüstengebiete. Für die Durchführung dieser Forschungsthemen werden modernste Techniken wie geometrisch-morphometrische Analyse von Samen benutzt, um den Domestikationsprozess nachweisen zu können, oder stabile Isotopenanalyse, um Landwirtschaftsmethoden und Klima besser zu rekonstruieren. Computerarchäologie wird zur Modellierung von Daten angewendet, um Big-Data-Analysen zu ermöglichen, und damit aussagekräftigere Aussagen über Mensch-Umwelt Beziehungen zu generieren.

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Vergleichssammlungen & Hauptthemen

Für die Bestimmung von Pflanzenresten verfügt das Archäobotanische Labor über umfangreiche Vergleichssammlungen (für Samen, Früchten, Holz und Pollen). Diese Sammlungen sind dem Gründer des Labors, Dr. Reinder Neef, zu verdanken. Das Hauptforschungsthema der Archäobotanik betrifft die frühen Etappen und die weitere Verbreitung vom Ackerbau in Eurasien und Nordafrika. Eingebunden sind hier Fundbearbeitungen aus Göbekli Tepe (Türkei), Pietrele (Rumänien), Isolino Virginia (Norditalien), Tepe Leilan und Dalma Tepe (Iran), sowie mehrere Fundstellen in Nordmazedonien, Spanien und Frankreich.

Roggen Kornblume und Wein: Pollen und SamenFrucht Mittelalterliche Berliner Lebensumwelten abgelagerti n einer Kloake © DAI // M Dinies

Als zweites Hauptthema erforscht das Labor die Beziehung zwischen Klima und landwirtschaftlichen Strategien im Lauf der Zeiten. Hier sind, zusätzlich zu den obengenannten Projekten, bronzezeitliche Fundstellen im Iraq zu nennen, sowie eisenzeitliche Siedlungen in Moldawien, und eventuell auch mehrere mittelalterliche Fundstellen in Tunesien (ISLAMAFR Projekt). Der bislang wenig untersuchte Beginn der Oasenwirtschaft während der frühen Metallzeiten stellt einen weiteren Schwerpunkt der am Labor verfolgten Forschungen dar. Dies betrifft sowohl die Untersuchung von klassischen Oasensiedlungen wie Tayma (Saudi-Arabien) und Tall Hujayrat al-Ghuzlan (Jordanien) als auch von Flussoasen in Ägypten.

Kooperationen

Für die Durchführung dieser Forschungsthemen kooperiert das Labor mit mehreren Institutionen wie die ETH Zürich, das ISEM in Universität Montpellier, das Muséum national d’Histoire naturelle in Paris, und die Universidade do Algarve in Portugal.  Über diese Kooperationen werden modernste Techniken wie geometrisch-morphometrische und genetische Analysen von Samen genutzt, um den Domestikationsprozess nachweisen zu können, oder stabile Isotopenanalyse, um Landwirtschaftsmethoden und Klima besser zu rekonstruieren. Computerarchäologie wird zur Modellierung von Daten angewendet, um Big-Data-Analyse zu ermöglichen.

Ferran Antolin Leiter des Referats Naturwissenschaften