Vom Jagen und Fischen zur Viehzucht in der Waldsteppe Westsibiriens

Wie und weshalb verändern Menschen ihre Wirtschaftsweise? Bioarchäologische Untersuchungen mit einem Fokus auf der Analyse stabiler Isotope versucht Veränderungen von Ernährungs- und Mobilitätsmustern am Übergang von aneignender Jäger- und Sammler- zu produzierenden Pastoralwirtschaft während der Bronzezeit zu rekonstruieren.

Geologische Karte mit den Orten der Strontium-Verlgeichsproben © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold

DAI Standort  Eurasien-Abteilung

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  2018 - 2021

Disziplinen  Bioarchäologie, Anthropologie

Projektverantwortlicher  PD Dr. Sabine Reinhold

Adresse  Im Dol 2-6 , 14195 Berlin

Email  Sabine.Reinhold@dainst.de

Laufzeit  2018 - 2021

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  EA - Ural und Sibirien

Fokus  Verbundforschung, Auswertung

Disziplin  Bioarchäologie, Anthropologie

Partner  Institue of Archaeology and Ethnography, Sibirian Branch Russian Academy of Sciences, Novosibirsk

Förderer  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projekt-ID  5562

Überblick

Eine der wichtigsten Entwicklung der Gesellschaften an der Nordgrenze der eurasischen Steppe war der Übergang von aneignenden Jäger- und Sammler- zu produzierenden Pastoralwirtschaft während der Bronzezeit. Die Hypothesen zu den Anpassungsprozessen dieses Wandels waren Gegenstand eines deutsch-russischen Forschungsprojekts mit einem multidisziplinären, bioarchäologischen Forschungsprogramm. Funde aus drei Mikroregionen in Westsibirien boten die Möglichkeit, unterschiedliche ökologische und kulturelle Anpassungsprozesse zu vergleichen. Diese Orte lieferten große Mengen an gut dokumentierten Grabfunden, die das späte 3. und die erste Hälfte des 2. v. Chr. fallen. Im Mittelpunkt des Projekts standen die Kulturen Spät-Krotovo und Andronovo. Sie repräsentieren eine Periode bedeutender Veränderungen in Kultur, Bevölkerung und Wirtschaft, die mit Migration aus der Steppe in die Waldsteppe verbunden ist.

Erste Ergebnisse der Isotopenanalysen deuten auf erhebliche Verschiebungen der Ernährung im Vergleich zur Frühbronze- und früheren Mittelbronzezeit hin. Dies betrifft die Individuen der Spät-Krotovo und noch mehr die der Andronovo Kultur. Wir fassen Ernährungsformen, die älteren Mustern, d.h. der Jäger-Sammler-Fischer-Ökonomie entsprechen, sowie eine neue Gruppierung, die auf Nahrung aus anderen Quellen und mit Produkten von Tieren hinweist, die in einem größeren Gebiet geweidet wurden zu dem auch Steppenbiome gehörten. Sie spiegeln höhere Anteile von Weidewirtschaft oder echte Pastoralwirtschaft.

Fischreste als Grabbeigabe. © IAET Novosibirsk/DAI Eurasien-Abteilung // Lilia Kobeleva
Fischreste werden als Totenopfer in verschiedener Form niedergelegt. © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold
Die Fundstellen bei Vengerogo liegen am Ufer einer Niederung, die vermutlich ehemals ein See war. © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold
Vergleichsproben für Isotopenmessungen. © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold
Die westsibirische Tiefeben ist von zahlreichen Flüssen durchzogen. © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold