Vom Jagen und Fischen zur Viehzucht in der Waldsteppe Westsibiriens

Geologische Karte mit den Orten der Strontium-Verlgeichsproben © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold

Ergebnisse

Erste Ergebnisse aus der Baraba-Waldsteppe

Ein erstes wichtiges Resultat war eine Serie von 91 neuen 14C-Daten generiert, um die Chronologie untersuchten Fundplätze und die der kulturellen Gruppierungen zu klären. Spät-Krotovo und Andronovo werden für aufeinanderfolgende Phänomene gehalten, aber wir konnten nachweisen, dass sie dies nicht sind: Zwei der drei Phasen überschneiden sich erheblich und beide kulturellen Phänomene fallen in Tartas 1 ins erste Drittel des 2. Jt. v. Chr. Bis zu unserer Studie wurden Orte wie Chernoeozere 1 oder Elovka 1 nie unabhängig datiert sondern über die Ähnlickieten im Material in den kreis der Prä-Andronovo dun Andronovo Kultur(en) datiert. Zur großen Überraschung hat Chernoeozere 1 eine viel längere Nutzung als erwartet –  wir fanden Komplexe vom Neolithikum bis zur Eisenzeit - und auch die scheinbar zeitgleiche Siedlugn deckt sich nur zum Tiel mit dne Daten aus den Gräbern.

Der Datensatz mit 273 neu analysierten menschlichen und 169 tierischen Individuen ist aktuell der umfangreichste in der Region. Neben δ13C- und δ15N-Isotopen haben wir zum ersten Mal in Sibirien Strontium- (87Sr/86Sr) und Sauerstoff-Isotopie (δ18O) eingesetzt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Ernährung der Menschen, die in den verschiedenen Arealen von Sopka 2 und Tartas 1 ihre Toten begruben, im Vergleich zur Frühbronze- und früheren Mittelbronzezeit erheblich verändert hat. Dies betrifft Individuen aus dem Spät-Krotovo und noch mehr aus dem Andronovo-Komplex. Eine Differenzierung in Ernährungsweisen, die denjenigen der früheren Jäger-Sammler-Fischer-Wirtschaft ähneln, sowie eine neue Form, die auf Komponenten hinweisen, die von Tieren mit Weiden in Steppenbiomen stammen, ist möglich. Sie spiegeln eine Bevölkerung mit mehr Anteilen an Weidewirtschaft oder sogar echte Pastoralisten. Dieser Befund wurde durch die Sauerstoffisotope unterstützt. Damit konnten wir die ursprüngliche Hypothese einer langen Anpassung an neue Nahrungskomponenten und eine neue Subsistenzweise bestätigen.

Auch die Komplexität dieses grundlegenden Wandels in der Lebensweise der Populationen wurde deutlich. Die paläopathologische Analyse zeigten, dass einige Teile der Bevölkerung Schwierigkeiten hatten, sich anzupassen: Die Spät-Krotovo Individuen des Gräberfeldes von Tartas 1, die vermutlich Zuwanderer und mit den Besonderheiten der Nahrungsgewinnung in ihrem neuen Habitat nicht vertraut waren, hatten einen schlechten Gesundheitszustand und litten regelmäßig unter Hunger.