Gadara/Umm Qays Hinterland Survey (Jordanien)

Übersicht vom Surveygebiet. Blick nach Nordosten. © DAI // Claudia Bührig

Forschung

Forschungsziel

Im Fokus der Forschungsunternehmung steht einerseits die Grundlagenforschung prähistorischer Aktivitäten und die Rekonstruktion der Umwelt, andererseits die Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Umland hinsichtlich der für diesen Raum wichtigen Stadt Gadara.

Der äußerste Nordwesten Jordaniens ist vor allem hinsichtlich prähistorischer Forschungen eine terra incognita, nicht zuletzt aufgrund der grenznahen Situation. Oberflächenuntersuchungen prähistorischer Fundplätze, insbesondere von Freilandfundplätzen, stellt allerdings ein Desiderat der Forschung dar, dem nur zögerlich nachgegangen wird – die Ergebnisse, da nur relativ-chronologisch und oftmals techno-typologisch zuzuordnen –, rechtfertigen oftmals nicht den Aufwand. Wie bereits in anderen DAI-Projekten belegt (Khanasiri-Region/Jordanien und Mittlerer Orontes/Syrien), können diese Untersuchungen aber sehr wohl einen Beitrag zum Verständnis prähistorischer Siedlungs- und Wanderungsbewegungen beitragen. In dem Surveyprojekt soll daher der Versuch der Rekonstruktion klimatologischer, biogeographischer und hydrographischer Gegebenheiten in Korrelation mit dem Niederschlag materieller Kultur unternommen werden.

Ein weiteres wichtiges Ziel des Surveys ist die Rekonstruktion der Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Umland in der Antike. Dazu werden nicht nur die archäologisch erzielten Daten Verwendung finden, sondern auch die kritische Analyse textlicher Hinterlassenschaften. Denn Gadara und die Region sind sowohl biblisch als auch durch ihre Philosophen und Satiriker bekannt, zudem durch die Schriften Flavius Josephus‘, aber auch durch einige Traktate im Talmud. Die Bedeutung der verschiedenen Textquellen im Zusammenhang mit den Aktivitäten in und um Gadara werden einiges Licht auf das Leben in der Antike werfen.

Allen Fragen gemein ist, dass die bereits in der Vergangenheit erzielten Forschungsdaten aus bspw. Syrien in der Analyse ihren Niederschlag finden sollen und die lokale Ebene verlassen wird, um die Fragestellungen in ein regionales und überregionales Netz einzubinden.

Fragestellung

Im Rahmen der seit 2010 durchgeführten Oberflächenuntersuchungen werden insbesondere die Kontakte zwischen der antiken Stadt Gadara mit ihrem Umland fokussiert.

Auf etwa 3915 ha werden ferner Fragen zur Siedlungs-, Landschafts- und Wirtschaftsarchäologie über menschliche Aktivitäten in diesem Raum beantwortet. Die Rekonstruktion klimatologischer, biogeographischer und hydrographischer Gegebenheiten der jeweiligen Zeiträume ist dabei Bestandteil der Analyse.

In Zusammenarbeit mit der naturwissenschaftlichen Abteilung des DAI, vertreten durch Reinder Neef (Botanik) und Karl-Uwe Heußner (Dendrochronologie), aber auch mit der Freien Universität Berlin, vertreten durch Harald Kürschner (Botanik), der HafenCity Universität Hamburg (Steinbrüche, Survey) soll eine Rekonstruktion der Umwelt gelingen und Gunstfaktoren ausgearbeitet werden. Die lange Geschichte menschlicher Präsenz in diesem Raum – über 250 000 Jahre – wird anhand dieser Daten versteh- und erklärbar.

Die Einbeziehung auch epigraphischer, numismatischer, kunst- und kulturhistorischer Fachgebiete gewährleistet darüber hinaus eine umfassende Datendichte und Datenbasis. Der technische Standard auf höchstem Niveau gewährleistet ferner eine zugängliche und transparente Dokumentation.

Surveygebiet. Kartierung der Fundplätze © DAI // Christian Hartl-Reiter, Claudia Bührig
Fundplatz im Wadi © DAI // Claudia Bührig
Wasserrinne © DAI // Claudia Bührig
Siedlungsplatz. Hügel 8.5 im Wadi Mintanra © DAI // Claudia Bührig
Dendochronologische Probenentnahme © DAI // Klaus-Uwe Heussner
Wassertunnel © DAI // Dörte Rokitta-Krumnow
Steinbruch (SUQ991) © DAI // Dörte Rokitta-Krumnow
Blick aus dem Umland auf den Siedlungshügel von Gadara © DAI // Claudia Bührig
Faustkeil. © DAI // Christian Hartl-Reiter
Handäxte © DAI // Christian Hartl-Reiter