Das frühbronzezeitliche Siedlungszentrum von Fidvár bei Vráble

Das Projekt "Herausbildung und Niedergang des frühbronzezeitlichen Siedlungszentrums von Fidvár bei Vráble" untersucht Wirtschaft, Sozialstruktur und politische Organisation eines Sozialverbandes und seines Umfeldes in der Südwestslowakei.

Ausgrabung in Fidvár bei Vráble. Das Ostprofil in Schnitt 203 mit mehreren Hausböden und Schuttlagen. © RGK + DAI // Knut Rassmann

DAI Standort  Römisch-Germanische Kommission

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  2011 - 2024

Disziplinen  Prähistorische und historische Archäologie

Projektverantwortlicher  Dr. phil. Knut Rassmann

Adresse  Palmengartenstr. 10-12 , 65929 Frankfurt

Email  Knut.Rassmann@dainst.de

Team  Dr. phil. Knut Rassmann, Roman Scholz, Norbert Benecke, Julia Gresky

Laufzeit  2011 - 2024

Projektart  Einzelprojekt

Fokus  Feldforschung, Auswertung, Methodenentwicklung, Modellierung

Disziplin  Prähistorische und historische Archäologie

Partner  Archäologisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Nitra

Förderer  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projekt-ID  5607

Überblick

Am Südrand der Nordwestkarpathen am Übergang zum Pannonischen Becken, unweit der heutigen Stadt von Vráble auf der Flur Fidvár, existierte von 2050 v.Chr. bis 1600 v.Chr. eine befestigte Siedlung, die seit 2008 ein slowakisch-deutsches Forschungsvorhaben erforscht. Für die Erforschung des Fundplatzes lieferten großflächige magnetische Untersuchungen, Luftbild- und Lidaraufnahmen Daten, die uns die Grundstruktur der Siedlungen und Gräberfeld (Ausdehnung, Lage von Gräben, Holzerdewälle, Häuser, Gruben und Gräbern) lieferten. Die exakten Lageinformationen wurden für Bohrungen und die Wahl der Ausgrabungsflächen genutzt. Die Synthese der Prospektions- und Grabungsdaten erlaubte die Modellierung der Siedlungsgeschichte und eröffnet die Chance die Ursachen für die Veränderungen nachzuzeichnen.

Aus einer kleinen, ca. 0,5ha großen von einem mächtigen Graben und Holzerdewall umgebenen Siedlung entstand um 1850 v.Chr. mit ca. 12 ha, eine der größten frühbronzezeitlichen Siedlungen in Südosteuropa. Nach ihrer Zerstörung durch einen Brand um 1750 v.Chr. wurde eine deutliche kleinere 1,2 ha große Befestigungsanlage errichtet. Die Ursachen für den Aufstieg und Niedergang der Siedlung, die Rolle von endogenen und exogenen Faktoren erhellen archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen. Dabei verfolgen nicht zuletzt systematische aDNA-Untersuchungen von menschlichen Skelettresten und Bodenproben aus der Siedlung bevölkerungsbiologische wie auch wirtschaftliche und umweltbiologische Fragestellungen. Die Forschungsperspektive geht über den Fundplatz Fidvár, auf dem sich auch ein ca. 3ha großes frühbronzezeitliches Gräberfeld befindet, hinaus und schließt die umgebende Siedlungslandschaft ein. Dabei berücksichtigen wir auch das nördlich angrenzende Gebirge mit seinen aussergewöhnlich reichen Erzlagerstätten.

Fidvár bei Vráble (Slowakei). Interpretation der magnetischen Prospektion mit den Strukturen der Linearbandkeramik (LBK), Frühbronzezeit (FBZ) und der Römischen Kaiserzeit © DAI + RGK // Knut Rassmann
Gegenüberstellung von Luftbildaufnahme und magnetischer Messung in Fidvár bei Vráble (Slowakei). Im Luftbildbefund zeigen sich vor allem Siedlungsgruben und im magnetischen Befund darüber hinaus Reste verbrannter Häuser. © RGK + DAI // Knut Rassmann
Freilegung von Keramikgefäßen und Resten eines verbrannten Korbes in der frühbronzezeitlichen Siedlung von Fidvár bei Vráble (Slowakei) © RGK + DAI // Knut Rassmann
Ein Grabungstag neigt sich dem Ende zu. Fidvár fasziniert uns auch in den Abendstunden. © RGK + DAI // Johannes Kalmbach
Bereits in der frühen Bronzezeit wieder geöffnetes und zerstörtes Grab (Nr. 597). © RGK+DAI // Kerstin Stucky
Siedlungsgrube mit einem vollständigen Skelett in der südlichen Peripherie der frühbronzezeitlichen Siedlung von Fidvár bei Vráble (Slowakei). © RGK + DAI // Johannes Kalmbach
Bereits in der frühen Bronzezeit wieder geöffnetes und zerstörtes Grab (Nr. 593). © RGK + DAI // Kerstin Stucky
Die slowakisch-deutsche Grabungsleitung für das Gräberfeld in Fidár bei Vrábe (Kampagne 2016). © DAI + RGK // Johannes Kalmbach