Agrarwelten Mesopotamiens

Wir erforschen Landwirtschaft in Mesopotamien: Naturwissenschaftliche Analysen an Funden, Text- und Bildstudien enthüllen ihren Stellenwert in verschiedenen Gesellschaften und Ökozonen über lange Zeiträume in Mesopotamien.

Felsbild bei Sulaymanyiah. © DAI Orient-Abteilung // Simone Mühl

DAI Standort  Orient-Abteilung

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Laufzeit  seit 2022

Disziplinen  Altorientalistik, Archäobotanik, Vorderasiatische Archäologie

Projektverantwortlicher  Dr. Simone Mühl

Adresse  Podbielskiallee 69-71 , 14195 Berlin

Email  Simone.Muehl@dainst.de

Team  Ferran Antolin, Sophie-Carlotta Pietsch

Laufzeit  seit 2022

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Cluster/Forschungsplan  OA - Umweltanpassungen, OA - Aspekte der Ressourcennutzung, OA - Mobilität

Fokus  Auswertung, Objektforschung, Regionalforschung, Thematische Forschung

Disziplin  Altorientalistik, Archäobotanik, Vorderasiatische Archäologie

Methoden  Digitale Fotografie, Elektronische Datenverarbeitung, Feldforschung, Bodenuntersuchungen, Botanische Großrestanalyse, Fernerkundung, GIS-Analyse, Satellitenaufnahmen, Surveys, Topografische Untersuchung, Topographische Aufnahme, Räumliche Auswertungen, Structure from Motion (SfM), Typologie

Partner  General Directorate of Antiquities in Erbil, KRG, Iraq, Directorate of Antiquities, Sulaymaniyah

Schlagworte  Feldforschung, Botanische Großrestanalyse, Bildmotive, Symbole/Zeichen, Botanische Materialien

Projekt-ID  5621

Überblick

Die Archäologie Mesopotamiens ist maßgeblich von der Erforschung städtischer Räume und des in diesen Räumen gepflegten Bildes von Landwirtschaft im Dienste der urbanen Strukturen geprägt. Selten gibt es direkte und ungefilterte Einblicke in ländliche Strukturen, die Umweltnutzung dieser dörflichen Gemeinschaften und ihre Diversität in den verschiedenen Öko- und Klimazonen Mesopotamiens.

Mit den Grabungen am Fundort Gird-i Shamlu, Provinz Sulaymaniyah (Kurdistan Region of Iraq) konnte erstmals eine dörfliche Siedlung deren Standbein die Landwirtschaft bildet, untersucht werden. Die Grabungen wurden 2015-2019 im Rahmen eines an der LMU München angesiedelten Emmy Noether Projektes (Flucht - Migration - Interaktion. Artefaktbezogene Diversität in altorientalischen Kontexten des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr.) durchgeführt. Der Fundort offenbarte dabei eine Besiedlungsgeschichte, die ihren Anfang Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. nimmt und mit mehreren kurzen Unterbrechungen bis in das 1. Jahrtausend v. Chr. beziehungsweise auch in der früheren Neuzeit belegt ist. Die Grabungen liefern Einblicke in verschiedene ländliche Gemeinschaften, die an diesem Ort auf unterschiedliche Art und Weise mit Städten im Umland interagierten, unterschiedliche landwirtschaftliche Ressourcen nutzten und auch deutlich Abhängigkeiten aufzeigen, in denen staatliche Kontrolle beziehungsweise ihr Fehlen sichtbar werden.

 

Was wird untersucht?

Im Projekt Agrarwelten Mesopotamiens werden naturwissenschaftliche Untersuchungen an Funden dieser Grabung durchgeführt und solchen gegenübergestellt, die aus urbanen Metropolen wie Uruk im Süden des Irak stammen, mit dem Gird-i Shamlu oberflächlich gewisse Übereinstimmungen in Fundkomplexen verschiedener Zeitabschnitte hat. Maßgebilich sind dies Untersuchungen an botanischen Makroresten, Tierknochen aus Schlacht und Konsumabfällen, Phytolithenuntersuchungen sowie anthropologische Analysen.

Hierbei stützt sich das Projekt jedoch nicht allein auf die Grabungsergebnisse beider Fundorte und Proben, sondern es bezieht auch facettenreiche Untersuchungen des Umlands mit ein, die auch im Falle der Bergwelt, in der sich Gird-i Shamlu befindet, bildliche Darstellungen mit einschließen. Während etlicher Besiedlungsphasen des Fundortes gestalteten die Dorfbewohner Gegenstände ihrer Alltagswelt auch mit Bildern, die ihre Umwelt spiegeln und Facetten daraus betonen. Erhalten sind davon verzierte Keramikgefäße, die unter anderem mit Bildnissen von Fischen, Vögeln, Bergtieren und auch gehaltenen Tieren sowie Bildnissen der Umwelt wie Bäume, Berge oder Ähren versehen sind.

Shamlu_2016
Gird-i Shamlu in der Shahrizor-Ebene © Gird-i Shamlu Excavation Project, LMU München; Simone Mühl, DAI Orient-Abteilung // Felix Wolter
Felsbild bei Sulaymanyiah. © DAI Orient-Abteilung // Simone Mühl
Schaf-/Ziegenherde in den Feldern am Gird-i Shamlu © Gird-i Shamlu Excavation Project, LMU München, Simone Mühl, DAI Orient-Abteilung // Simone Mühl