Die Siedlung des Alten Reiches nördlich des Taltempels der Knickpyramide in Dahschur

Blick von Nordosten auf den nördlich des Taltempels gelegenen Garten und das Lehmziegelgebäude. Die Lehmziegelmauer rechts im Bild ist eine moderne Restaurierungs- und Schutzmauer. Links der steinerne Taltempel, im Hintergrund die Knickpyramide. © DAI Kairo // J. Pinke

Ergebnisse

Die bislang in der Siedlung freigelegten Gebäudereste gehören zu zwei Häusern, die einen komplexen Grundriss aufweisen und neben einem Wohn- und Repräsentationstrakt auch Küchen und offene Höfe mit Silos beinhalten. Die Auswertung der Harris Matrix – im Zusammenspiel mit dem stratigrafischen Befund – ergab, dass die Häuser in mindestens drei verschiedenen (Haupt-)Bauphasen errichtet wurden und die Bewohner*innen der Häuser nach deren Fertigstellung weitere kleine An- und Umbauten vornahmen. Der größte Teil der entdeckten Funde steht im Zusammenhang mit der Produktion, Lagerung und dem Verzehr von Lebensmitteln (Keramik, Fragmente von Mahlsteinen und Feuersteingeräten, Holzkohlereste, Tierknochen und -zähne). Dank der Lage Dahschurs am Wüstenrand hat sich zudem eine Reihe von Holzobjekten, wie z. B. ein Schlägel, erhalten. Die zoologischen Reste stammen vor allem von Rindern und Schweinen, ebenso von kleineren Wiederkäuern wie Schaf und Ziege. Von besonderer Bedeutung ist die Entdeckung mehrerer Koffermuscheln (Donax trunculus), die belegen, dass die Bewohner*innen des Hauses Zugang zu Meeresfrüchten hatten, die wahrscheinlich aus dem Mittelmeer stammten. Die Tatsache, dass die Nahrung der Bewohner*innen der Siedlung zu einem bedeutenden Teil aus Rinderfleisch bestand, lässt klare Rückschlüsse auf ihre soziale und gesellschaftliche Stellung zu: Hier lebten Menschen mit besonderen Privilegien, die aus der Residenz mit qualitativ hochwertiger Nahrung versorgt wurden. Von besonderer Bedeutsamkeit sind die Dimensionen und Ausstattung der Häuser: Die Gebäude sind wesentlich größer als die zeitgenössischen Häuser in der Heit el-Gurab, dem Komplex der Chentkaus in Giza oder auf Elephantine. Auch die Ausstattung der Häuser ist bemerkenswert: Einige Wände waren verputzt und bemalt, und mindestens ein Raum war mit Lotussäulen ausgestattet. Die Menschen, die hier lebten, aßen Rind- und Schweinefleisch sowie Meeresfrüchte. Sie besaßen mit Fayencekacheln eingelegte Möbel und Steingefäße aus einem Material, das aus einem 800 km weit entfernten Steinbruch stammte. Hier scheinen Menschen gelebt zu haben, die zur Oberschicht der altägyptischen Gesellschaft gehörten und – eingedenk der vorläufigen Datierung des Hauses – wohl in einer führenden logistischen und administrativen Rolle den Bau der Pyramiden Snofrus leiteten.