Die gegossenen griechisch-archaischen Bronzefiguren aus dem Heraion von Samos

Samischer Löwenkopfwasserspeier mit Frosch (Inv. 16512; B 200) im Archäologischen Nationalmuseum Athen © Hans Rupprecht Goette // Hans Rupprecht Goette

Forschung

Im Jahr 1910 begannen die Königlichen Museen zu Berlin mit ihren Grabungen im samischen Heraion. Die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges geborgenen Funde gelangten seinerzeit zum Teil in die heutige Antikensammlung (Staatliche Museen zu Berlin). Gerade die qualitätvollen Bronzen unter ihnen wie auch solche, die in reicher Zahl seit 1925 während der Grabungskampagnen des Deutschen Archäologischen Instituts geborgen werden konnten, wurden früh in der archäologischen Forschung als Belege für die hohe Bedeutung und die weitreichende Vernetzung des archaischen Samos angesehen. Deutlich wurde, dass der Austausch mit den Kulturen im Mittelmeerraum den Bronzeguss beförderte, der im 7. Jh. v. Chr. die prominenten Greifenprotomen als Kesselschmuck hervorbrachte und im 6. Jh. v. Chr. die charakteristischen samischen Stilformen auch in der Bronzeplastik ermöglichte. Die weitreichende Entwicklung der Greifen wurde von Ulrich Gehrig im Band Samos 9 (2004) vorgestellt. Der von Ulrich Gehrig, Uwe Peltz und Jan Wagenführ geplante Samos-Band wird die stilistische und kunsttechnologische Entwicklung für die figürlichen griechisch-archaischen Bronzen aus dem Heraion von Samos thematisieren.

Ziel des Projektes ist die Vorlage der gegossenen griechisch-archaischen Bronzefiguren aus dem samischen Heraion als Band der Samos-Reihe. Dabei bilden die ausführlichen Manuskript-Texte Ulrich Gehrigs den Katalog, in dem die Objekte einzeln besprochen werden. Die für den Tafelteil verwendeten Aufnahmen wurden zunächst im Auftrag Ulrich Gehrigs durch Hans Rupprecht Goette sowie ergänzend durch Jan Wagenführ und Uwe Peltz angefertigt. Sie werden durch neue Computertomographie-Bilder ausgewählter Bronzen komplettiert, welche durch Dietmar Meinel und Alexander Ulbricht am Bundesamt für Materialprüfung und -forschung (BAM) im Juni 2023 erfolgten und in Form eines kurzen Beitrags ausgewertet werden. Dem Katalog- und Tafelteil gehen ein archäologisches und ein kunsttechnologisches Kapitel voran. Hierin werden einerseits die Transferprozesse aus Ägypten, Zypern und Westasien sowie andererseits die Entwicklung des archaisch-samischen Bronzegusses erstmals umfangreich beleuchtet. Außerdem wird auf weiterführende archäologische Aspekte - u. a. die stilistische und typologische Einordnung der samischen Bronzekouroi und -koren - sowie auf etwaige Übernahmeprozesse und Modifikationen von Bildformen der ›Fremdweihungen‹ aus demselben Heiligtumskontext eingegangen.

Der Opferträger des Smikros (Bronze; Inv. A. 1251; B 2609) aus dem Archäologischen Museum in Vathy (Samos) mit seinem nur wenig anders aufgebauten Pendant in Berlin (Gipsabguss; Inv. 31098; BB 745) © Uwe Peltz, Antikensammlung, Berlin // Uwe Peltz, Antikensammlung, Berlin
Computertomographie vom hohl gegossenen großen Opferträger (Antikensammlung, Berlin; Inv. 31098; BB 745) mit Hinweisen auf den Herstellungsprozess © 8.5 Fachbereich Mikro-Zerstörungsfreie Prüfung, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Berlin (BAM) // Dietmar Meinel, Alexander Ulbricht
Heraion von Samos, Gelagerter B 2, Museum Vathy © DAI Athen // Hermann Wagner
Samisch-›ägyptisierende‹ Sphinx (Inv. A. 1378; B 1114) im Archäologischen Museum von Vathy (Samos) © Hans Rupprecht Goette // Hans Rupprecht Goette
Samischer Löwenkopfwasserspeier mit Frosch (Inv. 16512; B 200) im Archäologischen Nationalmuseum Athen © Hans Rupprecht Goette // Hans Rupprecht Goette
Heraion von Samos, Kourosstatuette B 2252, Museum Vathy © Hans Rupprecht Goette // Hans Rupprecht Goette
Opferträger des Smikros, Berlin, Antikensammlung, Inv. 31098/BB 745 © Hans Rupprecht Goette // Hans Rupprecht Goette