Projekt Hamadab/QSAP

Rekonstruktion der antiken Oberstadt von Hamadab mit Tempel und Turmhaus (weiß = verputzt) und einstöckiger Wohnbebauung aus Lehmziegeln © Projekt Hamadab // C. Hof

Raum & Zeit

Das Forschungsgebiet des Hamadab Projektes liegt im heutigen Sudan, in der Großregion Meroe, einstmals das Zentrum des meroitischen Reiches (ca. 3. Jh. v. Chr. - 4. Jh. n. Chr.). Es erstreckt sich entlang des östlichen Nilufers zwischen der Königsresidenz Meroe und dem Wadi al Hawad, welches bei Kabushiya in den Nil mündet. Es umfasst den Schwemmlandstreifen und die benachbarten heutigen Dörfer und reicht einige Kilometer in die Steppenlandschaft, wo es von bis zu 50 m hohen Tafelbergen begrenzt wird.

Der Fundplatz Domat al Hamadab (33° 41' 40" E, 16° 54' 50" N, ca. 360 m über NN) ist einer von zahlreichen archäologischen Stätten dieser facettenreichen Kulturlandschaft. Er befindet sich im Überschwemmungsgebiet etwa drei Kilometer südlich der alten Hauptstadt Meroe. Obwohl oder gerade weil oberirdisch keine Ruinen sichtbar sind, haben die beiden Hügel die Überreste einer ganzen meroitischen Stadt und eines Friedhofs für annähernd 2000 Jahren bewahren können. Die Siedlung auf dem Nordhügel bedeckt eine Fläche von 200 x 250 m und ist in eine befestigte Oberstadt und eine unbefestigte Unterstadt gegliedert. Die Oberstadt beherbergte einen Tempel, Verwaltungseinheiten und Wohnviertel. Weitere Wohnbauten sowie spezialisierte Werkstätten für Keramik- und Eisenproduktion lagen in der Unterstadt.

Meroe, bereits Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. gegründet und über nahezu 1500 Jahre besiedelt, bezeugt die herausragende Rolle eines eigenständigen kuschitischen Reiches im Mittleren Niltal. Zu Beginn der meroitischen Epoche um 300 v. Chr. vermehrten sich die politischen und kulturellen Aktivitäten in dieser Region und so entstand hier eine dicht besiedelte Landschaft, zu der auch das antike Hamadab gehörte.

Seine ersten Einwohner siedelten in dieser Zeit auf einer natürlichen Sanddüne, einem ehemaligen Uferdamm. Im letzen Jahrhundert v. Chr., mit dem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der klassischen meroitischen Periode, setzte ein groß angelegtes Bauprogramm ein. Dieses reorganisierte die frühere meroitische Siedlung zu einer geplanten Stadt, die im Laufe der Zeit wuchs und sich bis zum Niedergang des Reiches im 4. Jh. n. Chr. kontinuierlich veränderte.

In der post-meroitischen Zeit (5.-7. Jh. n. Chr.) zeugen nur wenige Reste von einer Besiedlung in den Ruinen der einst blühenden Stadtanlage. Sie lassen vermuten, dass ihre Anwohner in der Eisenproduktion tätig waren, bevor sie die Stadt schließlich im 6. Jh. n. Chr. aufgaben. Überreste der christlichen Epoche wurden kaum gefunden, während islamische Funde und mündliche Überlieferungen eine erneute Besiedlung des Nordhügels in der Zeit zwischen 1500 und 1850 belegen.