Uruk (Warka)

Eanna-Zikkurrat in Uruk. Erhalten ist der massive Lehmziegelkern, errichtet von Urnamma (21. Jh. v. Chr.) © DAI Orient-Abteilung // Irmgard Wagner

Raum & Zeit

Die antike Stadt Uruk entwickelte sich aus kleinen Ansiedlungen des ausgehenden 5. Jt. v. Chr., die beiderseits des damaligen Euphratlaufes lagen, zu einer Großstadt, die schon zum Ende des 4. Jt. v. Chr. eine Fläche von ca. 2,5 Quadratkilometern erreichte. Langjährige Forschungen zur Architektur und Kultur dieser "Uruk-Zeit" zeichnen ein Bild einer gut organisierten Gesellschaft mit komplexer politischer Ordnung und straffer Verwaltung.

Repräsentationsarchitektur sakraler und öffentlicher Funktion, hoch entwickelte Kunst (Steinskulptur), die erste Schrift, ein durchdachtes Beurkundungssystem auf Basis von Rollsiegeln sowie eine erste Massenfabrikation von Keramikgefäßen und Gegenständen des alltäglichen Lebens sind die auffälligsten erhaltenen Charakteristika der Frühzeit.

Eine besondere politische Rolle besaß die Stadt offenbar nur in der zweiten Hälfte des 4. und der ersten Hälfte des 3. Jt. v. Chr. Die Stadt erreichte am Anfang des 3. Jt. ihre größte Ausdehnung von 5,5 km² innerhalb einer Stadtmauer, die nach dem Bericht des Gilgamesch-Epos von dem legendären König Gilgamesch errichtet worden sein soll. Zwei bedeutende Kultzentren bestimmten den Ruhm der Stadt durch alle Siedlungsperioden: das Heiligtum des Himmelsgottes Anu und das der Liebes- und Kriegsgöttin Inanna/Ischtar. Intensive archäologische Untersuchungen insbesondere im Bereich dieser Heiligtümer zeigen, daß die Stadt nun vor allem religiöse und wirtschaftliche Bedeutung hatte.

Im 21. Jh. v. Chr., der Ur III-Zeit, war Uruk sehr eng mit der Hauptstadt des Ur III-Reiches verbunden. Urnamma, Begründer der Dynastie, erbaute in Uruk das Eanna-Heiligtum auf den Fundamenten des Vorgängerbaus neu. Im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. gehörte die Stadt wechselnd zur Isin- bzw. Larsa-Dynastie, bis sich Mitte des 19. Jh. v. Chr. eine eigene Dynastie unter dem Begründer Sinkašid etablierte. Nach der Eroberung durch Samsu-Iluna, Sohn König Hammurapis von Babylon, im Jahr 1739 v. Chr. wird die Stadt teilweise verlassen. Erst ab dem 15. Jh. v. Chr. lassen sich wieder umfangreichere Siedlungs- und Bauaktivitäten, nun unter dem kassitischen König Karaindaš nachweisen. Uruk ist nun wieder aktiv in das überregionale ökonomische Geschehen eingebunden und spielte auch, in der historisch bisher noch schwer fassbaren Zeit der II. Dynastie von Isin bzw. der Meerlanddynastien, eine Rolle. Um 700 v. Chr. zeugen Bauaktivitäten sowohl des babylonischen Königs Marduk-apla-iddina II. als auch des assyrischen Königs Sargon II. in Uruk von wechselnden Machtverhältnissen. In der neubabylonischen Zeit treten insbesondere die Könige Nebukadnezar II. und Nabonid mit Bauvorhaben in Uruk in Erscheinung, in der achämenidischen Zeit ist es der Herrscher Kyros II., der die Restaurierung öffentlicher Bauwerke verantwortet.

Tontafeln aus der Spätzeit der Stadt (6.-2. Jh. v. Chr., eventuell sogar bis in das 1. Jh. n. Chr.) verweisen darüber hinaus auf ihre herausragende Rolle als Wissenschaftszentrum (u.a. Literatur, Omenliteratur, Astronomie). Die Besiedlung endet mit der beginnenden sasanidischen Zeit (3./4. Jh. n. Chr.).