Marib - die Hauptstadt von Saba in Südarabien

Blick von Westen auf das antike Stadtgebiet mit neuzeitlichen Lehmziegel- und Steinhäusern im Hintergrund und antiken Spolien im Vordergrund. © DAI, Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner

Forschung

Forschungsgeschichte

Die archäologische und epigraphische Erforschung von Marib und seiner Oase beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Europäischen Forschungsreisenden, wie Thomas J. Arnaud (1843), Joseph Halévy (1870) und schließlich Eduard Glaser in den 1880er Jahren, verdankt die Forschung die ersten zuverlässigen Informationen zur Topographie und Archäologie der Oase von Marib, zu den antiken Überresten der Stadt sowie eine Vielzahl von epigraphischen Dokumenten, die weit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die wichtigste historische Quelle zur Geschichte von Marib als Zentrum der sabäischen Kultur darstellten. Frank P. Albright war der erste Archäologe, der 1951/52 unter der Leitung von Wendell Philipps für die American Foundation for the Study of Man Ausgrabungen in der Oase begann. Obwohl die Expedition eine Unterkunft direkt im antiken Stadtgebiet bezog, übermittelten die Forscher keinerlei Informationen über dortige Funde. Weitere archäologische Untersuchungen zur sabäischen Kultur erfolgten erst 25 Jahre später und stehen in direktem Zusammenhang mit der Gründung der Außenstelle Sanaa des Deutschen Archäologischen Instituts im Jahre 1978. So wurden von Jürgen Schmidt mit Beginn seiner Tätigkeit im Jemen Forschungsprojekte initialisiert, die sich intensiv mit der Archäologie und Geschichte der Oase von Marib und der sabäischen Kultur befassten. In den Jahren 2001 und 2002 wurden die Arbeiten durch die Außenstelle Sanaa in Marib wieder aufgenommen. Durch stammesinterne Auseinandersetzungen mit der Zentralregierung und die drastische Verschlechterung der politischen Situation sowie der Sicherheitslage im Jemen waren Forschungen im Stadtgebiet jedoch nur bis 2007 möglich und mussten sich auf Surveys beschränken.

Methoden

In den späten 1980er Jahren begann das DAI mit ersten Untersuchungen auf dem Gebiet der antiken Stadtanlage von Marib, die dann in den 2000er Jahren wieder aufgenommen wurden. Zu diesen gehörten Keramik-Surveys intra muros, die Aufnahme ausgewählter, oberirdisch sichtbarer Gebäude und erhaltener Architekturelemente. Des Weiteren erfolgte eine vorläufige Kartierung der Stadtmauer mit der Analyse ausgewählter Bauabschnitte der Befestigung (Teilprojekt Stadtmauern) und die Beschreibung der aus antikem Baumaterial errichteten Suleiman-Moschee aus dem 10. Jh. am Fuße des markanten Siedlungshügels im Zentrum der antiken Stadtanlage. In einem ausgewählten Areal im Süden wurde eine geomagnetische Prospektion vorgenommen, welche eine dichte Besiedlung anzeigte. Die bodenkundlichen Untersuchungen wiederum ergaben, dass nicht die gesamte ummauerte Fläche der Stadt bebaut war, sondern einige Bereiche wohl auch als Felder bzw. Gärten intra muros genutzt wurden. Der epigraphische Survey der bisher bekannten Inschriften erbrachte umfangreiche Informationen zur Geschichte der Stadt und des Reiches.

Forschungsziele

Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes soll in Marib durch archäologische und epigraphische Forschungen Fragen nach der Organisation und räumlichen Topographie der Stadt, der Ausprägung der materiellen Kultur, der politischen Ereignisgeschichte, den Wechselbeziehungen von Stadt und Umland bzw. Oase sowie den überregionalen kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Kontakten nachgegangen werden. Ziel ist es darüber hinaus, durch die Erforschung der sabäischen Sakralarchitektur und der entsprechenden Schriftzeugnisse, die Religion und Kultpraktiken Sabas zu untersuchen.

Der Fundplatz bietet für Südarabien die einmalige Chance, ein fundiertes chronologisches Gerüst für die Entwicklung des sabäischen Reiches von seiner Formierung im späten 2. Jt. v. Chr. bis zu seinem Ende zu erstellen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Erforschung des Übergangs der Bronzezeit zu den historischen Perioden.

Plan Marib
Plan der Stadtanlage von Marib © DAI, Orient-Abteilung // Thomas Urban
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Blick auf den mittelalterlichen Siedlungshügel mit Resten der Lehmhäuser. Im Vordergrund ist die Moschee aus dem 10. Jh. zu erkennen, die das Pfeilerpropylon eines sabäischen Tempels umschließt. © DAI, Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer
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Blick auf die acht Pfeiler eines monumentalen sabäischen Tempels in Marib, die im 10. Jh. in die Suleiman-Moschee integriert wurden. © DAI, Außenstelle Sanaa // Irmgard Wagner
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Blick auf einen bei einer Raubgrabung im Süden der Stadtanlage freigelegten Pfeiler mit Zahnschnittkapitell © DAI, Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer
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Sabäische Pfeiler auf dem Gelände der Stadt Marib. Sie gehörten sicherlich zur Binnengliederung eines Gebäudes. © DAI, Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer
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Raubgrabungen auf dem Gelände der Stadt Marib. Man erkennt Steinplatten und Konstruktionshölzer. © DAI, Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer
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Blick auf die Stadtmauer von Marib, die an dieser Stelle verschiedene Phasen aufweist. Die untere (ältere) Phase besteht aus Lehmsteinmauerwerk, die darüber folgende Phase aus Vulkangestein. © DAI, Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer
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Blick auf die hochgeschichteten Sedimente innerhalb der Stadt Marib. Im Hintergrund erhebt sich die mittelalterliche Stadt Marib auf dem Siedlungshügel. © DAI, Außenstelle Sanaa // Johannes Kramer
Marib Magnetogramm
Magnetogramm eines Teilbereichs des antiken Stadtgebiets von Marib © LMU München / DAI, Außenstelle Sanaa // Jörg Fassbinder