Archäologie der Oasenstadt Tayma

Tayma, Saudi-Arabien: Zentrales Ruinengebiet, im Hintegrund die heutige Oase © DAI Orient-Abteilung // A. Hausleiter

Forschung

Seit 2004 ist das deutsch-saudische Kooperationsprojekt in Tayma tätig. Daneben finden Rettungsgrabungen der saudi-arabischen Antikenbehörde statt, die teils in Kooperation mit dem DAI durchgeführt werden.

Ab dem 19. Jh. wurden Nordwest-Arabien und auch Tayma von Forschungsreisenden besucht. Im Jahre 1877 lieferte C. Doughty die erste detaillierte Beschreibung von Tayma, einschließlich Architektur, Keramik und einer Kartenskizze. Die Forschungen von Ch. Huber 1883 und J. Euting resultierten in detaillierten Beschreibungen des Ortes, wie aber auch der Aufstellung der Tayma-Stele im Musée du Louvre. A. Jaussen und R. Savignac besuchten die Oase wenig später. H.St J. Philby veröffentlichte seine Beobachtungen zu Tayma im Jahre 1957. Die Publikation des Nordarabien-Arabien Surveys von F. Winnett und W. Reed (1970), einer Begehung verschiedener Fundorte der Region, erbrachte nicht nur reichhaltige Textquellen, sondern auch Informationen über Keramikfunde. Wenig später führte P.J. Parr Untersuchungen an einem Beobachtungsturm nahe Tayma durch.

Mit der landesweiten systematischen Erforschung und Erfassung archäologischer Fundstätten durch das Department of Antiquities des Königreichs seit Mitte der 1970er Jahre sind auch die weiteren Forschungen in Tayma verknüpft. 1979 begannen G. Bawden, Ch. Edens und R. Miller umfangreiche Untersuchungen in Tayma (Qasr al-Hamra, Qasr al-Radm). Das Department of Antiquities führte diese Ausgrabungen fort und war danach vor allem mit Grabungen in den Friedhöfen von Tayma befasst. Außerhalb der Siedlung wurden indes weitere taymanitische Felsinschriften entdeckt, die „Nabonid, den König von Babylon“, nennen.

Die Forschungsziele des Projekts sind gekennzeichnet durch die Untersuchung der Dynamiken der antiken Lebensverhältnisse in der Oase im Kontext der langfristigen Umweltentwicklungen. Der Vernetzung der Oase benachbarten Regionen galt dabei besonderes Interesse. Diese Ziele waren mit dem Forschungsplan des Deutschen Archäologischen Instituts kontextualisiert.

Hauptziele des Projekts:

- Rekonstruktion der Entstehung der Oase, ihrer Siedlungsentwicklung und -geschichte

- Oasenwirtschaft im Kontext der lokalen und regionalen klimatischen und ökologischen Bedingungen unter besonderer Berücksichtigung der Hydrologie

- Erstellung chronologischer Referenzsysteme mit Bezug zu Objektgruppen

- Rekonstruktion der gesellschaftlichen Organisation, der Sozialbeziehungen und Lebensformen

- Erforschung der kulturellen, politischen und ökonomischen Außenbeziehungen

- Erhalt des historisch signifikanten architektonischen Kulturerbes

- Langfristige Speicherung der Projektdaten

- Wissenschaftliche Publikation der Ergebnisse des Projekts

Das Forschungsprojekt in Tayma integrierte unterschiedliche Fachrichtungen aus den historischen Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften (Archäologie und Sprachwissenschaften: Semitistik, Assyriologie); Biologie: Paläoökologie und Vegetationsgeschichte; Bioarchäologie: Archäobotanik, Archäozoologie, Anthropologie; Geoarchäologie; Geologie; Geophysik; Mineralogie / Petrografie; Architektur- und Baugeschichte; Hydrologie). Dazu kommt die archäologische Konservierung. Ein Geografisches Informationssystem sowie eine kontextorientierte Datenbank dienen als zentrale Instrumente zur digitalen Datenauswertung und -visualisierung.

Im Einzelnen wurden folgende Methoden angewandt:

- Archäologische Datengewinnung durch stratigrafische Ausgrabungen mit Ortskräften oder mittels systematischer Begehung

- Sondagen oder Rammkernbohrungen zur Erfassung naturwissenschaftlicher Daten

- Chronostratigrafische und kontextbasierte Aufnahme und Auswertung von Funden und Befunden

- Naturwissenschaftliche Datierungsmethoden (14C-Datierung, Optisch Stimulierte Lumineszenz)

- Zerstörungsfreie Erfassung archäologischer Merkmale (Geophysikalische Prospektionen, elektrische Widerstandsmessungen, Fernerkundung)

- Photogrammetrische Aufnahme von Befunden oder Fundbereichen und Generierung von 3D-Modellen

- Fotografische und zeichnerische Aufnahme von Befunden und Objekten und Digitalisierung

- 3D-Laserscanning von Objekten und Reflectance Transformation Imaging (RTI)

- Makroskopische und mikroskopische Untersuchung organischer Reste

- Archäometrische Untersuchungen von Materialien (Keramik, Elfenbein, Metall, Glas), Nutzungsrückständen (Weihrauchharze) und organischen Resten (Menschenknochen)

- Biogeochemische Analysen von organischen Resten in Sedimentproben

- Rückstandsanalysen

- Vernetzte Speicherung der Informationen über Datenbanken

- Konservierung archäologischer Artefakte und Schaffung von Lagerungsbedingungen für bewegliche Objekte nach konservatorischen Kriterien

- Konservierung erhaltungswürdiger Baureste

- Langfristiger Schutz freigelegter Strukturen durch Verfüllung von Ausgrabungsschnitten

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Tayma, Saudi-Arabien, Brunnen im zentralen Ruinengebiet © DAI Orient-Abteilung // J. Kramer
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Tayma, Saudi-Arabien: Tempelgebäude der frühen Eisenzeit (11.-9. Jh. v. Chr.) © DAI Orient-Abteilung // I. Wagner
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Tayma, Saudi-Arabien: Ausgrabungen im Zentrum der Ruine (Areal E) © DAI Orient-Abteilung // J. Kramer
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Tayma, Saudi-Arabien: Zentrales Ruinengebiet (Areale E-F) mit Bebauung der nabatäischen bis spätantiken Periode © DAI Orient-Abteilung // J. Krumnow