Relief und Keilschrifttext des Nabû-na’id in al-Ha‘it

Al-Ha’it, Saudi-Arabien: Fundplatz des Reliefs mit Inschrift des Nabû-na‘id © DAI Orient-Abteilung // A. Hausleiter

Raum & Zeit

Die Wadi-Oase von al-Ha’it liegt etwa 200 km südwestlich der Provinzhaupstadt Ha’il und 190 km nördöstlich von Madina al-Munawwara. Sie befindet sich am Ostrand der vulkanischen Geröllwüste Harrat al-Khaybar. Die einst ummauerte Oase erstreckt sich über etwa 4 km entlang des Wadis. An mehreren Stellen sind teils massive Baureste erkennbar, die sich inmitten der parzellierten und größtenteils aufgelassenen Gärten befinden.

Der letzte babylonische König Nabû-na’id (556 – 539 v. Chr.) hielt sich ab 552 v. Chr. für zehn Jahre im Hejaz auf. Seinen Inschriften zufolge residierte er in Tayma und ging zwischen den anderen Oasen Dadanu, Padakku, Hibra, Yadi’u und Yatribu „einher“. Wenn dies zutrifft, so könnte er den westlichen Teil des arabischen Handelsnetzwerks kontrolliert haben, das die modernen Orte Tayma, al-Ula, al-Hayit, Khaybar, al-Huwayyit und Madina al-Munawwara umfasste und mehr als 45.000 km2 umschloss.

Auch wenn es aus dieser Perspektive plausibel erscheint, dass wirtschaftliche Gründe seine Motivation beeinflusst haben könnten, so war der Konflikt des Herrschers mit der Mardukpriesterschaft in Babylon, in den Nabû-na’id durch die Verehrung des Mondgottes Sîn geriet, ein weiterer bedeutender Faktor.

Bereits das neuassyrische Reich erhob seit dem 8. Jh. v. Chr. unter Tiglatpilesar III. Tribut von arabischen Königinnen und führte unter Assurbanipal punktuelle militärische Aktionen vor allem gegen die Stadt Adummatu durch, bei denen unter anderem Zehntausende Dromedare beschlagnahmt wurden. Sargon und Sanherib sind für ihre Kontakte ins südarabische Sabäerreich bekannt.

Trotz dieser überwiegend konfliktreichen Geschichte bestanden die Handelsbeziehungen im 1. Jt. v. Chr. zwischen Mesopotamien und Arabien fort. Die Ansiedlung von „Arabern“ in Babylonien ist textlich bezeugt.