Fundstelle im äthiopischen Hochland © DAI Orient-Abteilung // K. Pfeiffer

Konzept

Gesellschaftspolitischer Hintergrund und wissenschaftliche Zielstellung

Afrika erfährt derzeit ein hohes geopolitisches Interesse. Zum einen ist es der Kontinent, der am umfassendsten von globalen Klima- und Umweltveränderungen betroffen ist und dessen Gesellschaften und Wirtschaften am heftigsten unter interner Mobilität, Konflikten und Globalisierung leiden. Zum anderen ist Afrika auch der Kontinent, dem wir zahlreiche kulturelle Inspirationen und Innovationen verdanken und der in archäologischer Hinsicht ein Hotspot für die Erforschung der Menschheitsgeschichte ist.

Zahlreiche Konstellationen und Prozesse, die wir heute im nordhemisphärischen Afrika beobachten können, haben ihre Ursachen in der historischen und prähistorischen Entwicklung. Dabei stehen relativ gut erforschten Räumen und Zeitstufen nahezu unbekannte Regionen und weitgehend unverstandene Zusammenhänge gegenüber. Die bisherige Erforschung dieser Zusammenhänge erfolgte vor allem von außen, mit einem starken Fokus auf die außerafrikanischen – d.h. europäischen und vorderasiatischen - Einflüsse.

Dieses SPP wagt einen grundlegenden Perspektivwechsel. Unsere Hypothese lautet, dass innerafrikanische Beziehungen einen viel größeren Einfluss auf die Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Afrika hatten als bisher angenommen. Um diese Hypothese zu überprüfen, werden wir die traditionellen Blickrichtungen der archäologischen Afrikaforschung umkehren. Nicht extrakontinentale Einflüsse sollen im Zentrum des Interesses stehen, sondern das Innere des Kontinents; wir wollen verstehen, welche innerafrikanischen Interaktionen in der Vergangenheit stattfanden und welche Prozesse vom afrikanischen Kontinent ausgehend auf benachbarte Regionen einwirkten.

Ziel des beantragten SPP ist es, das vielschichtige Geflecht weitreichender Beziehungen und Interaktionen der afrikanischen Vergangenheit im Raum zwischen Mittelmeer und Regenwald sichtbar werden zu lassen. Mittels eines breiten geistes- und naturwissenschaftlichen Methodenspektrums sollen Beziehungen und Vernetzungen erörtert werden, die in den letzten 6000 Jahren einen prägenden Einfluss auf die menschlichen Gesellschaften hatten, und die auch heute noch in unserer modernen und globalisierten Welt von Bedeutung sind.