Ancient Yemen Digital Atlas

Ancient Yemen Digital Atlas (Map data © 2023 Google Image © Data SIO, NOAA, U.A. Navy, NGA, GEBCO, Image Landsat / Copernicus) © DAI, Außenstelle Sanaa // Josephine Schoeneberg

Ergebnisse

Monitoring antiker Fundplätze und des illegalen Kulturgüterhandels

Der Ancient Yemen Digital Atlas dient gerade in Krisenzeiten dem Monitoring und der Schadenskartierung besonders gefährdeter Fundstätten, die insbesondere durch kriegsbedingte Zerstörungen, Raubgrabungen, Flutkatastrophen und moderne Baumaßnahmen oder die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen bedroht sind. So belegte z. B. die Analyse zeitlich variierender Luft- und Satellitenbilder kombiniert mit Datenvergleichen aus dem 45jährigen Bestand des Forschungsarchivs der Außenstelle Sanaa, dass in der sabäischen Hauptstadt Marib damit begonnen wurde, das gesamte antike Stadtgebiet neu zu besiedeln und damit eine der wichtigsten südarabischen Stätten, die seit kurzem auf der Liste der gefährdeten UNESCO Welterbestätten steht, zu zerstören. Mit der UNESCO und der jemenitischen Antikenbehörde wurden aufgrund dieser Informationen erste Schritte zum Schutz dieses Kulturerbes eingeleitet: Die Baumaßnahmen wurden gestoppt und bislang lassen sich keine weiteren Veränderungen zumindest per Ferndiagnose beobachten.

Das Site Monitoring überwacht auch den Zustand besonders durch Raubgrabungen gefährdeter Fundplätze, die in Regionen liegen, die aus Sicherheitsgründen selbst für die Mitarbeitenden der Antikenbehörde nicht zu betreten sind. So lassen sich wie bei der altsüdarabischen Stadtanlage von Maʿin in der nördlichen Provinz al-Jawf Raubgrabungen detailliert dokumentieren: Einerseits kann eine extreme Zunahme der Zerstörungen seit Beginn des Krieges nachgewiesen werden, andererseits zeigt sich aber auch, dass diese bereits vor mehr als 10 Jahren bedrohliche Ausmaße angenommen hatten. Auch in dem qatabanischen Fundplatz Maryamah, im westlichen Wüstenrandgebiet gelegen, kann die zunehmende Zerstörung durch Raubgrabungen über das Monitoring sowie Fotos bezeugt werden. Mit den Raubgrabungen ist auch ein Anstieg der eindeutig aus diesem Fundplatz stammenden Raubgüter wie etwa verschiedener hochqualitätvoller Bronzeobjekte zu verzeichnen.

Um den illegalen Kulturgüterhandel und seine Wege besser aufzuzeigen und zu kontrollieren, wird der Ancient Digital Atlas mit einem entsprechendes Monitoring-Tool und einer Datenbank zum Antikenhandel ergänzt. Über Auktionskataloge und Archive lassen sich die Handelswege sowie die in den Markt involvierten Akteure systematisch dokumentieren. Auch Häufungen von Antiken aus einer Region oder einem Fundplatz bieten wichtige Hinwiese zu Raubgrabungen, die wiederum über das Site Monitoring überprüft werden. Die Außenstelle Sanaa steht hierbei nicht nur im engen Austausch mit der jemenitischen Antikenbehörde, sondern auch verschiedenen anderen Institutionen wie dem deutschen Bundeskriminalamt.