Funde der Gruppe OM 730 mit von Walther Wrede beschriftetem Fundzettel und -kasten © DAI // A. v. Eickstedt

Ergebnisse

Ergebnisse bis 2020

Wesentliche Ergebnisse der bisherigen Arbeiten stehen zunächst in Verbindung mit dem Archiv der Zentrale: Ein Großteil der Bestände der ‚Altregistratur' konnte erstmalig erschlossen und digitalisiert werden. Im Mittelpunkt standen dabei Materialien des Präsidialbüros, Korrespondenzen mit den Abteilungen und Kommissionen, Protokolle der ZD und Sitzungsberichte, die vor allem in die Zeit der Präsidentschaft von Theodor Wiegand (1932–1936) und Martin Schede (1937–1945) fallen. In Verbindung damit konnten, flankiert durch ein DFG-Rundgespräch zur Erschließung von Altakten und Nachlässen in den Altertumswissenschaften (2011), das vom DAI und dem Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit der Antikensammlung SMB organisiert worden war, bestandserhaltende Maßnahmen durchgeführt sowie im Ergebnis einer Evaluierung von Erschließungsinstrumenten ein Pflichtenheft entwickelt werden, auf dessen Grundlage seither DAI-weit heterogene Archivalien in die Informationsinfrastrukturen des DAI eingespeist werden können (u.a. in Access to Memory, AtoM). Die Daten werden auch in externen Datenbanken bzw. Nachweisinstrumenten nachgewiesen (z.B. Kalliope).

Bedeutende Ergebnisse erbrachten auch die im Kontext der Forschungscluster des Instituts durchgeführten Arbeiten zur Geschichte des Instituts: Die systematische Auswertung von Akten der beteiligten politischen Institutionen und des DAI sowie von Zeitungsmeldungen bildeten die Grundlage für Untersuchungen zur Geschichte des DAI im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit von 1900 bis zur Nachkriegszeit. Dabei wurde erstmalig von einer Neuhistorikerin erforscht, wie sich die politischen Systemwechsel des 20. Jahrhunderts auf die Entwicklung und politische Förderung des DAI auswirkten. An internationalen Verbindungen, wissenschaftlicher Reputation, Repräsentanz im Ausland und Öffentlichkeitswirksamkeit war jedes System interessiert. Umgekehrt passte sich das Institut pragmatisch und flexibel an die wechselnden politischen Systeme an. Das macht die Institutsarbeit letztlich auch zur Legitimationswissenschaft. Gerade ihr reibungsloses Weiterfunktionieren legitimierte den Staat, in dem und für den das DAI arbeitete. Erleichtert wurde die lange enge Kooperation auch dadurch, dass alle politischen Systeme, einschließlich des Nationalsozialismus, dem Institut ein hohes Maß an Autonomie gewährten. Das ermöglichte dem DAI im gesamten Zeitraum eine hohe personelle und inhaltliche Kontinuität. Das galt auch für die NS-Zeit. Eine Zäsur hat es in der Institutsgeschichte nicht gegeben.

Im Rahmen eines weiteren Teilprojekts konnten die Biographien von Fachvertretern der Klassischen Archäologie während der Zeit des Nationalsozialismus nachgezeichnet werden; dadurch wurden wiederum wesentliche Facetten der Geschichte des Instituts während der NS-Zeit deutlich: Jüdische Mitarbeiter und Mitglieder des DAI wurden entlassen. Nur in wenigen Fällen leistete das DAI Widerstand. Damit konnte das Institut seine institutionelle Autonomie weitgehend wahren und seinen Expansionskurs bis weit in den Krieg hinein fortsetzen.

Ergebnisse des Clusters lassen sich auch in Hinsicht auf die Geschichte einzelner Abteilungen beschreiben: In der Abteilung Kairo erlaubte die erstmalige umfassende Aufarbeitung des Archivmaterials, grundlegende Irrtümer über die Geschichte der Etablierung des Instituts in Kairo (insbesondere hinsichtlich behaupteter kolonial-expansiver Bestrebungen des Deutschen Reiches) zu korrigieren. Auch die bislang weitgehend verschwiegene, unrühmlich aktive Rolle des Instituts im Nationalsozialismus wurde hier erstmals auch in die ideologischen Hintergründe der wissenschaftlichen Arbeiten Hermann Junkers hinein verfolgt. Vergleichbare Arbeiten in der Abteilung Madrid förderten das Verständnis für die Hintergründe der 1929 geplanten und 1943 verwirklichten Gründung der Abteilung.

Publikationen aus dem Cluster

Clusterreihe: Menschen – Kulturen – Traditionen, Forschungen aus den Clustern des DAI

G. Brands – M. Maischberger (Hrsg.), Lebensbilder. Klassische Archäologen und der Nationalsozialismus. Rahden/Westf. 2012. (Menschen, Kulturen, Traditionen 2,1. Forschungscluster 5).

S. Voss, Die Geschichte der Abteilung Kairo des DAI im Spannungsfeld deutscher politischer Interessen. 2 Bände. Rahden/Westf., 2013-2017. (Menschen, Kulturen, Traditionen 8,1-2. Forschungscluster 5).

G. Brands – M. Maischberger (Hrsg.), Lebensbilder, klassische Archäologen und der Nationalsozialismus. 2 Bände. Rahden/Westf., 2012-2016. (Menschen, Kulturen, Traditionen 2,1-2. Forschungscluster 5).

M. Vigener, "Ein wichtiger kulturpolitischer Faktor". Das Deutsche Archäologische Institut zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit, 1918 bis 1954. Rahden/Westf., 2012.(Menschen, Kulturen, Traditionen 7. Forschungscluster 5).

Weitere Publikationen

Im Druck: Chr. Jansen – S. Hansen (Hrsg.), Archäologie und Krieg. Wiesbaden, 202x. (Beiträge zur Geschichte der Archäologie und der Altertumswissenschaften 2)

O. Dally u.a. (Hrsg.), Beiträge zur Geschichte der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts. Wiesbaden, 2019. (Das Deutsche Archäologische Institut, Geschichte und Dokumente 11).

K: Sporn – A. Kankeleit (Hrsg.), Die Abteilung Athen des Deutschen Archäologischen Instituts und die Aktivitäten deutscher Archäologen in Griechenland 1874-1933, Tagung DAI Cluster 5 in Athen, Deutsches Archäologisches Institut und Benaki Museum, 12. bis 13. Dezember 2016. Wiesbaden, 2019. (Beiträge zur Geschichte der Archäologie und der Altertumswissenschaften 2).

L.M. Errington, Otto Jahn und Adolf Michaelis - Briefwechsel 1848 bis 1869 : kommentierte Textausgabe. Berlin, 2017. (Beiträge zur Geschichte der Archäologie und der Altertumswissenschaften 1).

J. Maier – Th. G. Schattner (Hrsg.), Historia del Instituto Arqueológico Alemán de Madrid = Geschichte der Madrider Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts. Bisher 3 Bände. Darmstadt u.a., 2013-2020.  (Iberia Archaeologica 14,1-2. 4).

Chr. Jansen, Das Deutsche Archäologische Institut im Zeitalter des Nationalismus: Schlaglichter auf die Beziehungen Archäologie und Politik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, JdI 130, 2015, 355-374.