Monteagudo

© DAI Madrid // Felix Arnold

Raum & Zeit

Im Hinterland der Hafenstadt Cartagena gründete der Emir Abd al-Rahman II. die Stadt Murcia. Investitionen in das Bewässerungssystem der fruchtbaren Ebene im Umland führten zu einer signifikanten Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität der Region. Zweimal war Murcia in der Folgezeit Ausgangspunkt eines Versuchs, die Iberische Halbinsel unter der Führung eines islamischen Herrschers zu vereinen: nach dem Scheitern der Almoraviden 1147 unter Ibn Mardanisch dem "Wolfskönig (Rey Lobo), und dann erneut nach dem Scheitern der Almohaden 1228 unter Ibn Hud. In beiden Fällen spielte die Architektur, insbesondere auch die Landschaftsarchitektur, eine bedeutende Rolle bei der Legitimierung der Herrschaft. Nicht nur errichteten sie Prachtbauten in Murcia selbst, sondern sie bezogen das gesamte Umfeld in eine umfassende Gesamtplanung ein. Kennzeichnend für das Gesamtkonzept ist die innovative Kombination von Höhenburgen, die ästhetisch eine Vertikale betonen, mit ausgedehnten Plantagen und Wasserflächen, die sich in der flachen Ebene erstrecken. Ibn Mardanisch ließ insgesamt vier Burgen errichten: eine auf dem spitzen Berg Monteagudo, zwei auf benachbarten Hügeln, sowie eine auf der gegenüberliegenden Seite des Tales, das Castillo de Asomada. Sie alle zeichnen sich durch eine streng geometrische Planung aus, und eine Bauweise aus Stampflehm, mit gezielt eingesetztem Dekor aus Stuck, Bemalung und einigen wenigen Marmorsäulen. Geprägt wurden hier Raum- und Gestaltungsprinzipien, die später auf der Alhambra weiterentwickelt wurden. Eng verwandt sind aber auch die normannischen Parks und Paläste in Sizilien, und später die Burgen der Staufer in Süditalien. In Murcia wurden die teilweise nie fertig gestellte Bauten 1265 und dann erneut 1272 von den Almohaden geplündert, 1243 bzw. 1266 nach der Reconquista aufgelassen. Wie an kaum einem anderen Ort lässt sich hier der Einsatz von Landschaftsarchitektur in der islamischen Architektur untersuchen.