Osmanisches Kairo

Sulayman Pasha Innenraum © DAI Kairo // Mustafa Tupev

Raum & Zeit

Die UNESCO-Welterbestätte Kairo zählt zu den ältesten und bedeutendsten Ensembles historisch gewachsener Stadtstrukturen im östlichen Mittelmeerraum, mit einzigartigen, in Nutzung und Bestand historisch gewachsenen Stadtvierteln und mehr als 650 klassifizierten Einzeldenkmälern. Keine andere Stadt im Vorderen Orient hat einen derart geschlossenen, nahezu vollkommenen Überblick über die islamische Architekturentwicklung von den Anfängen im Jahr 641 bis in die heutige Zeit zu bieten. Mit der Eingliederung der mamlukischen Territorien ins Osmanischen Weltreich unter Sultan Selim I. (reg. 1512–1520) begann eine rege Bautätigkeit, die für einen großen Anteil der erhaltenen Denkmäler in Kairo heute verantwortlich ist. Lange mit dem Etikett eines künstlerischen Niedergangs und der Fremdherrschaft versehen, wird der Baubestand dieser Epoche in der Forschung bislang wenig beachtet. Dabei überraschen die osmanischen Bauwerke der Stadt am Nilufer mit einer eigenständigen Entwicklung aus etablierten Bautraditionen, eingeführten Innovationen und unerwarteten stilistischen Veränderungen. Errichtet auf dem Höhepunkt der osmanischen Herrschaft (16. – 17. Jahrhundert) sind die Moscheebauten als wichtigste Versammlungsbauten die erkennbarste und umfangreichste Manifestation eines städtischen Selbstverständnisses und liefern als Quellen zugleich Informationen über transregionale Verflechtungen im östlichen Mittelmeerraum.