Forschung
Ziel ist es, zu rekonstruieren, wie, wann und warum bestimmte architektonische Entwicklungen vollzogen wurden in der frühchristlichen Architektur Nordafrikas und zu verlässlichen Aussagen zur zeitlichen und regionalen Entwicklung zu gelangen sowie zu möglichen gegenseitigen Einflüssen über die Grenzen Afrikas hinaus. Die Rolle der Stifter, in vielen Fällen lokale Bischöfe und andere Kleriker, soll besser mit ihren theologischen, aber auch ihren ideologischen, ökonomischen und machtpolitischen Hintergründen verstanden werden.
Die Forschung zum nordafrikanischen Christentum begann in der französischen Kolonialzeit. Durch die Arbeit der topographischen Brigaden wurden auch archäologische Stätten vermessen, zudem standen interessierten Laien im Kolonialdienst Arbeitskräfte und Mittel zur Verfügung, um Ausgrabungen durchzuführen. Das Gros der Kirchenbefunde in Nordafrika wurde so nicht nach stratigraphischen Prinzipien freigelegt. Bereits zuvor hatte man begonnen, den reichen Bestand an tradierten frühchristlichen Texten aus Nordafrika zu edieren. Erst ab den 1960er Jahren fanden auch stratigraphische Ausgrabungen und gezielte Nachuntersuchungen an archäologischen Befunden statt. Für einzelne Orte liegt heute ein guter Forschungsstand vor, der vielfältiges Material bietet. Diese Studie kann sich daher einerseits auf einen reichen Bestand stützen, der andererseits aber in der Feindatierung häufig zu wünschen übrig lässt.
Es handelt sich um eine Literaturarbeit, die sich überwiegend auf publiziertes Material stützt und dieses übergreifend auswertet. Um eine möglichst breite Vergleichsbasis zu haben, wurden zunächst alle zur Verfügung stehenden Daten in eine Datenbank aufgenommen, die nach bestimmten Kriterien abgefragt werden kann. Für die Monographie greift das Projekt bedeutende Fundplätze heraus, an denen eine sehr gute Überlieferungssituation für Baubefunde, aber auch für Inschriften und historische Kontexte vorliegen. Diese werden detailliert untersucht und untereinander sowie überregional verglichen.
Zentrale Fragen des Projekts sind, wie sich die Kirchenarchitektur in Nordafrika durch die zunehmend institutionalisierte Märtyrerverehrung veränderte, die sich auch in besonderen baulichen Lösungen wie herausgehobenen Grabmalen, zugänglichen Krypten oder speziellen Memorialbauten äußerte. Dabei wird auf die chronologische Entwicklung ebenso geschaut wie auf die regionale. Besondere Aufmerksamkeit liegt auf den Initiatoren für Verehrungsstätten und die Frage nach ihren Intentionen. Es geht darum, einzelne Bauten in ihren Kontexten zu betrachten, sowohl lokal, in ihrer Funktion für Siedlungen vor Ort, als auch überregional bezüglich der Frage weitreichender Kontakte und Einflüsse.
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