© DAI, AEK // Julia Engelhardt

Konzept

Netzwerkanalyse

Die Fokussierung von Cluster 8 auf Netzwerke ermöglicht nicht nur die Anwendung der in anderen Fachbereichen bewährten (Sozialen) Netzwerkanalyse. Sie impliziert darüber hinaus, Netzwerke unterschiedlicher Zeitstellung und Kulturräume in vergleichbarer veranschaulichter Form darzustellen. Zudem bietet die Netzwerkanalyse die Möglichkeit, hypothetische Interaktionen durch Algorithmen zu errechnen und damit hypothesengenerierende Modelle erstellen zu lassen (beispielsweise mittels des agent-based-modelling). Aufgrund ihrer inhärenten Verknüpfung zur Informationstechnologie werden ferner Ansätze der Archäoinformatik ins Cluster integriert. 

Von Globalisierung bis Neue Institutionenökonomik

Ergänzend zur Netzwerkanalyse bedienen sich die Projekte im Cluster 8 weiterer methodischer Ansätze, um die ökonomischen Netzwerke zu rekonstruieren: So hilft einerseits die Untersuchung der Reziprozität von importierten Funden und lokalen Vorlieben die Produktion von Waren, die Strukturen des Austausches und Handels besser zu verstehen. Dadurch werden z. B. Intensität und Dauer ökonomischer Beziehungen anhand von Formen der Glokalisierung (lokale Auswirkung der Globalisierung) und der Lokalisierung (Anpassung importierter Waren an lokale Vorlieben) analysiert. Andererseits wird beleuchtet, wie sich Mikro-, Meso- und Makronetzwerke zueinander verhielten und wie sich politische Veränderungen auf sie auswirkten. Dabei ist der Zusammenhang zwischen institutionellen Bedingungen und ökonomischer Performanz, wie ihn die Neue Institutionenökonomik untersucht, relevant.

Natural sciences goes networking

Für viele Projekte des Clusters stellen die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Untersuchungen einen wichtigen Bestandteil dar: Auf ihnen basiert die Bestimmung von Material, Provenienz und Datierung der Funde, und somit die Aussagekraft von Rekonstruktionen vergangener Wirtschaftsstrukturen. Dabei wird die Provenienzanalyse von Rohstoffen und Objekten von unterschiedlichen Methoden, beispielsweise der Archäometallurgie und der Archäobiologie, unterstützt. Deren Ergebnisse wiederum werden mit traditionellen statistischen Methoden, aber auch mit Ansätzen des machine learning interpretiert.

Multidisziplinär

Durch die Beteiligung von rund 25 Projekten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen ist es möglich, ökonomische Netzwerke und Wirtschaftsdynamiken in einer globalhistorischen Perspektive vergleichend zu untersuchen. Die beteiligten Projektorte und -regionen erstrecken sich dabei von Mittel-/Südamerika über den Mittelmeerraum und Nordost-Afrika bis nach Baktrien. Die Vielfältigkeit der beteiligten Projekte spiegelt sich auch in der breiten Fundmaterialbasis (Keramik, Münzen, Textilien, Marmor, Jade, Elfenbein usw.) wider, die einen Zeitraum von der Bronzezeit bis ins 15. Jahrhundert abdeckt.