Yeha - Zentrum des äthio-sabäischen Gemeinwesens

Blick auf Yeha mit dem Grossen Tempel in Bildmitte

Kulturerhalt

Zu den Aufgaben des äthiopisch-deutschen Kooperationsprojekts in Yeha zählen neben den wissenschaftlichen Arbeiten auch der Ausbau der touristischen Infrastruktur. Durch die Erstellung eines Site-Managementplans, die Restaurierung der Ruinen, die Renovierung einer Cafeteria, die Errichtung eines Infostands und entsprechender Beschilderung den Bau eines Site-Museums und die Implementierung eines archäologischen Parks leistet das Projekt einen Beitrag zur nachhaltigen touristischen Erschließung des Ortes.

Restaurierung des Großen Tempels

Trotz seiner bis zu 14 Meter hoch erhaltenen Außenmauern war der Große Tempel zu Beginn des äthiopisch-deutschen Kooperationsprojektes im Jahr 2009 in einem sehr fragilen Zustand. Durch einen Brand in der Antike verlor er fast die gesamte Mauerinnenschale des oberen Stockwerks und infolge dessen stürzte das Innere bis auf die Außenmauern ein. In den letzten Jahrhunderten führten Pflanzenwachstum sowie Witterungseinflüsse wie Wind und Regen zu einer kontinuierlichen Beeinträchtigung der verbliebenen fragilen Bausubstanz. In Zusammenarbeit mit den äthiopischen Kooperationspartnern entwickelte die Außenstelle mit der Baudenkmalkommission des DAI ein Sanierungskonzept, welches die langfristige Sicherung der fragilen Außenwände vorsah. Im Herbst 2016 wurde ein in Deutschland vorkonfektioniertes Stützgerüst aus Edelstahl eingebaut, welches die Mauerschalen dauerhaft stabilisiert. Zusätzlich fand eine Restaurierung der Mauerschalen statt, welches das Schließen von Rissen unter Einsatz von Kalkmörtel vorsah. Momentan erfolgt eine Restaurierung des antiken Plattenbodens im Tempelinneren. Bei all diesen Maßnahmen bildeten erfahrene Steinrestauratoren und Metallhandwerker im Rahmen von Capacity-Maßnahmen lokale Arbeitskräfte aus und binden sie langfristig in die Maßnahmen mit ein.

Restaurierung des palastartigen Verwaltungsbaus Grat Be'al Gibri

Vergleichbar mit dem Großen Tempel ist auch der monumentale Palast von Yeha (Grat Be'al Gibri) bei einer Feuerkatastrophe in antiker Zeit zerstört worden. Erhalten haben sich von dem mehrstöckigen Bau nur Teile des Eingangspropylons mit der Türanlage aus Sandstein, die Wände des Erdgeschosses, das Podium als Fundamentierung und der gestufte Vorbau - das sog. Glacis. Da die Wände über dem Podium in einer hybriden Bauweise aus Bruchsteinmauerwerk und Holzarmierung in Form von Balken bestanden und sämtliche Holzbauteile am Bauwerk verbrannten, sind die Mauern aufgrund der Balkenlöcher besonders einsturzgefährdet. Um das Bauwerk trotzdem untersuchen und langfristig sichern zu können, ist in Zusammenarbeit mit einer Lehmrestauratorin ein Sicherungskonzept entwickelt worden, welches eine Sicherung der Wände weitgehend unter Verwendung lokal verfügbarer Restaurierungswerkstoffe ermöglicht. Bei diesem Restaurierungskonzept werden in die Balkenlöcher luftgetrocknete Lehmsteine reversibel eingefügt und mit Lehmmörtel verputzt. Auch bei diesen Restaurierungsarbeiten sind zahlreiche lokale Arbeitskräfte im Laufe der Jahre im Rahmen von Capacity-Maßnahmen angelernt worden. Zusätzlich zu den holzarmierten Bruchsteinmauern werden Mauerkronen gesichert und die Bauelemente des Eingangspropylons und der Türanlage steinrestauratorisch gesichert. Aufgrund der Fragilität des architektonischen Bestandes auf der einen Seite und der Witterungsverhältnisse im Hochland Äthiopiens mit häufigen Niederschlägen auf der anderen Seite ist eine langfristige Sicherung nur durch eine dauerhafte Überdachung gewährleistet. Momentan schützt ein temporäres Schutzdach aus Gerüstteilen die Ruine. Langfristig ist der Ersatz dieses Provisoriums durch eine dauerhafte, musealen Ansprüchen genügende Überdachung angedacht, für welche Planungen bereits laufen.

Bau des neuen Archäologischen Site Museums

Zu den Aufgaben der touristischen Erschließung innerhalb des äthiopisch-deutschen Kooperationsprojektes gehört auch der Bau und die Ausstattung eines neuen Archäologischen Site Museums in Yeha. In dem neuen Site-Museum sollen die Geschichte von Yeha und die aktuellen Forschungsergebnisse modern präsentiert werden und somit die unzureichende Unterbringung der Funde in einem kleinen Kirchenraum abgelöst werden. Darüber hinaus sollen durch die Ausbildung von lokalen Fachkräften, die in Trainingsprojekten in Restaurierungs- und Steinmetztechniken, im Vermessungswesen und Gerüstbau geschult werden, auch nach der Beendigung des äthiopisch-deutschen Kooperationsprojektes ein nachhaltiger Schutz der Ruinen gewährleistet, zudem Einkommen generiert sowie die Beschäftigung gefördert werden. Nach Abschluss der bauvorbereitenden Grabungen am Bauplatz Begann der Bau des Museums im Jahr 2013. Die Ausstellungsfläche, welche sich auf drei Räume verteilt, beträgt insgesamt etwa 100 m2. Die Funde werden in extra in Äthiopien angefertigten Vitrinen präsentiert und auf modernen und grafisch anspruchsvollen Schautafeln präsentiert. Für das szenographische Konzept der Ausstellung konnte das bekannte Szenographie-Büro Studio Uwe Brückner, Stuttgart, gewonnen werden. CORONA- und bürgerkriegsbedingt mussten die Arbeiten am Museum 2020 vor Ort vorübergehend eingestellt werden.

Implementierung eines Archäologischen Parks im Bereich des Klostergeländes

Das Gelände rund um das neue Archäologische Site Museum in Yeha war in den letzten Jahren Ziel zahlreicher archäologischer Untersuchungen, welche monumentale Baustrukturen des Sakralkomplexes zum Vorschein brachten. Um die Ergebnisse dauerhaft wissenschaftlich und geschichtsinteressierten Besuchern und der Bevölkerung zugänglich zu machen, ist deren Präsentation in Form von archäologischen Fenstern innerhalb eines parkartigen Geländes geplant. Zusätzlich sollen Schautafeln und Modelle im Rahmen eines Rundweges die Geschichte des Ortes verdeutlichen. Für das Konzept des Archäologischen Parks Yeha (YAP) konnte wiederum das Büro Studio Uwe Brückner, Stuttgart gewonnen werden. Das Design der Museumsaustellung und des direkt benachbarten Archäologischen Parks wird im Sinne eines Corporate Design zusammen entwickelt.

Yeha (Äthiopien). Landschaft um die Siedlung von Yeha
Yeha (Äthiopien). Landschaft um die Siedlung von Yeha © DAI, Aussenstelle Sanaa // Mike Schnelle, Orient-Abteilung des DAI
Äthiopien, Weihrauchbäume im nördlichen Tigray
Äthiopien, Weihrauchbäume im nördlichen Tigray. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Ricardo Eichmann, Orient-Abteilung des DAI
Goldfunde aus dem Siedlungsgebiet von Yeha
Yeha. Goldfunde aus dem Siedlungsgebiet. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Wolbert Smidt, Forschungsstelle Antikes Südarabien und Nordostafrika, Universität Jena
Bronzener Kessel. Der in der Nähe von Yeha in Guldam gefundene Kessel trägt eine sabäische Inschrift und nennt einen Steinmetz aus der Region Mārib
Bronzener Kessel. Der in der Nähe von Yeha in Guldam gefundene Kessel trägt eine sabäische Inschrift und nennt einen Steinmetz aus der Region Marib. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Irmgard Wagner, Orient-Abteilung des DAI
Grabungsarbeiten der Deutschen Axum Expedition 1906 am Großen Tempel von Yeha
Yeha. Grabungsarbeiten der Deutschen Axum Expedition 1906 am Großen Tempel. © Staatliche Musseen Berlin // Theodor von Lüpke, Deutsche Axum Expedition
Yeha. Blick auf den Eingangsbereich des Großen Tempels nach Einbau des Stützgerüstes. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Johannes Kramer
Yeha. Antiker Steinbockfries als Spolie an der modernen Kirche verbaut
Yeha. Antiker Steinbockfries als Spolie an der modernen Kirche verbaut. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Irmgard Wagner, Orient-Abteilung des DAI
Yeha. Virtuelle Rekonstruktion des Großen Tempels als Schnittmodell. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Mike Schnelle, Orient-Abteilung des DAI
Yeha. Eingangsbereich des palastartigen Verwaltungsbaus Grat Be'al Gibri im Zustand 2018. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Johannes Kramer
Yeha. Entwurfsskizze der Rekonstruktion des palastartigen Verwaltungsbaus Grat Be'al Gibri. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Mike Schnelle, Orient-Abteilung des DAI