Landschaftsarchäologie und Siedlungsgeschichte im Nordwest-Delta

Während die Siedlungsgeschichte der Stadt Buto/Tell el-Fara’in durch die langjährige Erforschung fassbar ist, entzieht sich die Geschichte vom Umland der Stadt noch unserer Kenntnis. Diese Lücke wird seit 2010 durch ein Survey-Projekt und seit 2019 am Kom el-Gir sukzessive geschlossen.

Blick auf den Kom Asfar, eine in der 3. Zwischenzeit (11. Jhd.-7.Jhd.v.Chr.) gegründete Siedlung, die größtenteils von einem modernen Ort überbaut ist. View of the Kom Asfar, a settlement established in the 3rd Intermediate period (11th to 7th centuries BCE) mostly overbuilt by a modern site. © DAI Kairo // R. Schiestl

DAI Standort  Abteilung Kairo

Laufzeit  seit 2019

Projektverantwortlicher  Dr. Clara Jeuthe

Adresse 

Email  Clara.Jeuthe@dainst.de

Laufzeit  seit 2019

Projekt-ID  2884

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/4714965

Überblick

Das Nildelta stellte zwar über 50 % des antik zur Verfügung stehenden ägyptischen Lebensraums dar, doch ist dessen Siedlungsgeschichte nur im Bereich weniger größerer Orte und durch einzelne extensive Surveys untersucht. Das Delta war durch eine dynamische Landschaft geprägt. Die Anzahl und der Verlauf der Nilarme änderten sich grundlegend im Laufe der Zeit. So erfolgte die Reduktion auf zwei große Nilarme, wie sie heute noch besteht, erst etwa um 1000 n. Chr. Davor lag ein langer Prozess, in dem sich neue Arme bildeten, bestehende Arme sich verlagerten und verlandeten. Die jährliche Nilflut erforderte es, Siedlungen auf überschwemmungssicheren Arealen zu errichten. Diese Dynamik der alluvialen Landschaft schuf immer wieder neue Lebensbedingungen mit unmittelbaren Auswirkungen auf den Siedlungsraum. Der Beziehung zwischen dem sich ändernden Naturraum und der Siedlungsentwicklung soll in dieser Region nachgegangen werden. Dank der langjährigen Erforschung des Zentralorts Buto (Tell el-Fara‘in) lässt sich dessen Siedlungsgeschichte inzwischen rekonstruieren. Dieser Ort weist eine herausragende religiöse Bedeutung und eine sehr lange Besiedlung auf – vom 5. Jt. v. Chr. bis in die Spätantike. Eine bemerkenswerte Siedlungslücke liegt jedoch für den Abschnitt vom Ende des Alten Reichs (ca. 2300 v. Chr.) bis zum Ende des Neuen Reichs (ca. 1070 v. Chr.) vor. Unsere soliden Kenntnisse der Siedlungsgeschichte Butos stellen im Nordwest-Delta eine Ausnahme dar.

 

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Im Digitalen Höhemodell des TanDEM X Satelliten (Deutsches Luft und Raumfahrtzentrum, Grafik: A. Ginau) zeichnen sich alluviale Uferwälle ehemaliger Nilarme durch leichte Erhebungen, hier orange bis rot wiedergegeben, ab. On the digital elevation model of the TanDEM X satellites (German Aerospace Center, graphic: A. Ginau), alluvial levees are visualised as rises in elevation, here reproduced in colors from orange to red. © A. Ginau // A. Ginau
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Blick auf den Kom Asfar, eine in der 3. Zwischenzeit (11. Jhd.-7.Jhd.v.Chr.) gegründete Siedlung, die größtenteils von einem modernen Ort überbaut ist. View of the Kom Asfar, a settlement established in the 3rd Intermediate period (11th to 7th centuries BCE) mostly overbuilt by a modern site. © DAI Kairo // R. Schiestl