Taxes and Authority in the Late Antique Countryside

Das Römische Reich der Spätantike (284–641 n. Chr.) hat in der Forschung vom „Zwangsstaat“ bis zum „schwachen Staat“ manche Titulierung erfahren. Wie sah die Beziehung zwischen Staat und Individuum aber in der alltäglich gelebten Praxis aus – in den abertausenden von Dörfern und Amtsstuben weitab politischer oder kultureller Zentren?

Eine Seite (P.Flor. III 298A) aus einem Codex, in dem eine Familie des Dorfes Aphrodito in Oberägypten verschiedene sie betreffende steuerliche und wirtschaftliche Dokumente und Notizen nach und nach eintragen ließ (6. Jh. n. Chr.); deutlich zu erkennen sind die unterschiedlichen Schreiberhände. © Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. P.Flor. III 298A. Su concessione del MiC. È vietata ogni ulteriore riproduzione con qualsiasi mezzo. // Biblioteca Medicea Laurenziana

DAI Standort  Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik, Juniorprofessur DAI/LMU

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  15.06.2021 - 14.06.2024

Disziplinen  Alte Geschichte, Papyrologie, Spätrömische Geschichte

Projektverantwortlicher  Jun.-Prof. Dr. des. Matthias Stern

Adresse  Amalienstraße 73 b , 80799 München

Email  Matthias.Stern@dainst.de

Laufzeit  2021 - 2024

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  AEK - Strukturen römischer Herrschaft

Fokus  Edition, Auswertung, Regionalforschung, Thematische Forschung

Disziplin  Alte Geschichte, Papyrologie, Spätrömische Geschichte

Schlagworte  Ägyptologie, Alte Geschichte, Altertumswissenschaften, Byzantinische Geschichte, Digital Humanities, Geisteswissenschaften, Geschichtswissenschaften, Griechische Philologie, Islamische Geschichte, Papyrologie, Philologie, Spätrömische Geschichte, Konflikte, Soziale Ereignisse und Veranstaltungen, Tätigkeiten des Lebensunterhalts und Wohlergehens, Wirtschaft, Akkulturation, Kulturelle Transformationen, Staatenbildungen, Stadtentwicklung, Verteilung, Areale, Civitates, Distrikte, Fluren, Imperium Romanum, Municipien, Poleis, Provinzen, Regionen, Städte, Akten, Dekrete, Edikte, kaiserliche Konstitutionen, Beamtenurkunden, Briefe, Inventare, Verträge, Konzepte in der Altertumsforschung, Konzepte in der Wirtschaft, Theoretische Konzepte, Ämter, Soziale kollektive Einheiten

Projekt-ID  5718

Überblick

Das Projekt fragt nach Konzepten und Instrumenten, durch die das Römische Reich der Spätantike seine Herrschaftsinfrastruktur vor Ort, d. h. konkret in den zahllosen Dörfern der Peripherie formte und aufrechterhielt. Den Ansatzpunkt hierfür bildet die Institution der sog. Pagarchie – einem Amt, das in Ägypten über einen außergewöhnlich langen Zeitraum vom 4. bis zum 8. Jh. n. Chr. bezeugt ist. Diese „Pagarchen“ waren an einer kritischen Schnittstelle zwischen Dorf-, Stadt- und Provinzebene angesiedelt, weshalb in ihren Aktivitäten zahlreiche politische, wirtschaftliche und soziale Prozesse zusammenlaufen.

Der außergewöhnliche Charakter der Quellengattung der Papyri ermöglicht uns Einblicke in zentrale Aspekte des Alltags spätrömischer Administration auf der lokalen Ebene, über die wir aus anderen Quellen nichts oder nur sehr wenig erfahren. Aus den Akten, Briefen und Urkunden dieser Pagarchen und jener Menschen, die mit ihnen zu tun hatten, lässt sich ein detailliertes Bild römischer Herrschaftspraxis in Stadt und Land – bis hinauf in die Kaiserzentrale – zeichnen, das aktuelle Debatten beeinflusst: Debatten sowohl zur Beziehung zwischen der spätantik-römischen Zentralregierung und der Provinzialaristokratie mit ihren Großgrundbesitzungen als auch zu den praktischen Mechanismen, administrativen Gliederungen und Prozeduren der Stadt-Land-Beziehung im Spannungsfeld zwischen dörfischer ‚Selbstbehauptung‘ und den sich transformierenden Führungszirkeln in Stadt und Provinz.