Ort und Mythos. Materielle Ausdrucksformen von Orten als vermeintliche Schauplätze mythischen Geschehens. Ein archäologischer Beitrag (Habilitationsprojekt)

Forschung

Allgemeine Projektbeschreibung

Im Rahmen dieses Habilitationsprojekts sollen Orte untersucht werden, die in der Antike nachweislich als vermeintliche Schauplätze mythischen Geschehens panhellenischer Bedeutung identifiziert wurden. Es wird ergründet, wie diese Orte im diachronen Wandel ihre mythischen Verbindungen materiell zum Ausdruck gebracht haben und wie diese in ihren jeweiligen kulturgeschichtlichen Kontext eingeordnet werden können. Durch einen vergleichenden und materialbasierten Ansatz soll das Projekt Einblicke in die Art und Weise gewinnen, wie die untersuchten Orte ihre real empfundene oder künstlich erfundene Tradition der Identifikation mit Ereignissen panhellenischen mythischen Geschehens materiell zum Ausdruck brachten.
Während ähnliche Themengebiete in anderen altertumswissenschaftlichen Disziplinen diskutiert wurden, möchte dieses Projekt nun eine dezidiert archäologische, d.h. gattungsübergreifende, materialbasierte und daher neuartige Perspektive bieten. Im Rahmen des Projekts sollen so neue Einblicke in die verschiedenen Identifikationsmodi von Orten erarbeitet werden, die in der Antike als Orte mythischen Geschehens wahrgenommen worden sind. Dabei beschäftigt sich das Projekt primär mit den mythischen Ereignissen der griechischen Heldentaten panhellenischer Bedeutung. Der geographische Rahmen konzentriert sich so auf das moderne griechische Kernland.
Es soll erörtert werden, welche (Un-)Bedeutung die Assoziation mit Ereignissen panhellenischer Mythen für die jeweiligen Orte hatte (auch im Vergleich zu lokalen mythischen Ereignissen), welche Rolle sie für ihre kulturelle Identität einnahmen und wie sie sich im Laufe der Zeit veränderte und entwickelte. Welche Ziele verfolgten die Orte als vermeintliche Schauplätze panhellenischer mythischer Ereignisse? Warum wurden mythische Assoziationen durch bestimmte materielle Mittel zum Ausdruck gebracht und nicht durch andere? War eine materielle Manifestation mythischer Assoziationen immer wichtig? Welche Bedeutung hatte dagegen das Fehlen solcher materiellen Manifestationen? Dies sind nur einige der Kernfragen, die das Projekt begleiten.
Im Allgemeinen wird das Projekt ausgewählte, repräsentative Fallstudien zu bestimmten mythischen Episoden oder Ereignissen vorstellen. Die Fallbeispiele werden zunächst einzeln behandelt und die archäologische Befundlage nach klar definierten Untersuchungskriterien diskutiert. Dies soll als Grundlage für eine weiterführende, vergleichende Diskussion der Fallbeispiele und der kulturgeschichtlichen Signifikanz der materiellen Ausdrucksformen von Orten als vermeintliche Schauplätze mythischen Geschehens panhellenischer Bedeutung dienen.