© DAI // Anonym

BAUDENKMALPFLEGE UND KULTURERHALT AM DAI

Das DAI ist weltweit im Rahmen von Forschungsprojekten an archäologischen Stätten tätig und dabei vielfach auch mit baulichen Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit befasst. Die Baudenkmalpflege an archäologischen Stätten dient der Konservierung der baulichen Reste, muss aber auch die Zugänglichkeit der Befunde für die Forschung mit dem Bedarf nach touristischer Erschließung und inhaltlicher Vermittlung verbinden. Der Arbeitsbereich bündelt Kompetenzen zu Fragen der archäologischen Denkmalpflege und des Kulturerhalts und strebt an, bestehende Erfahrungen für aktuelle und künftige Projekte systematisch verfügbar zu machen sowie den fachlichen Austausch zu unterschiedlichen Themen zu fördern. Durch die Koordination des Baudenkmalausschusses sowie des Archaeological Heritage Network (ArcHerNet) besteht enger Kontakt zu Expertinnen und Experten aus den beteiligten Fachdisziplinen. Dem Umgang mit akuten Gefahren für das bauliche Erbe widmet sich der Arbeitsbereich im Rahmen des Projektes KulturGutRetter.

ArcHerNet: Restaurierung/Trainingsprogramm in Umm Qays/Gadara in Jordanien © DAI, Orientabteilung // Claudia Bührig

BAUDENKMALPFLEGE AN ARCHÄOLOGISCHEN STÄTTEN

Nicht wenige der Stätten, an denen das DAI weltwelt tätig ist, gelten als Weltkulturerbe gemäß der UNESCO-Welterbekonvention. Neben den Vorschriften zum Denkmalschutz und Kulturerhalt in den Gastländern unterliegt das DAI bei der Konservierung und Restaurierung an archäologischen Stätten unter anderem der Konvention von Valletta, die den Schutz des archäologischen Erbes regelt. Darunter fallen neben beweglichen Gegenständen vor allem „Bauwerke, Gebäude, Ensembles, erschlossene Stätten […und] Denkmäler jeder Art sowie ihre Umgebung“. Im Gegensatz zu archäologischen Funden erfolgen Maßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung und Vermittlung des gebauten Erbes fast ausschließlich an Ort und Stelle unter Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen sowie der Einbettung in die archäologische Stätte und die umgebende Landschaft. Die Charta von Venedig von 1964 über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles betont, dass die Erhaltung von Denkmälern durch für die Gesellschaft nützliche Funktionen begünstigt wird. Denkmalpflege und Kulturerhalt an archäologischen Stätten müssen daher einerseits die Erhaltung der historischen Bausubstanz und Zugänglichkeit für die Forschung, andererseits die Vermittlung und touristische Erschließung der Stätte miteinander vereinen. Alle Maßnahmen der Restaurierung und Konservierung, an denen das DAI beteiligt ist, werden im Vorfeld durch den Baudenkmalausschuss, ein unabhängiges Gremium aus Expertinnen und Experten, evaluiert.

Restaurierung des Trajaneums in Pergamon, 1991 © DAI Istanbul/ DE-DAI-IST-A GA-PE-BER-RS-TR-F-03355 // Klaus Nohlen

KOMPETENZEN UND AUSTAUSCH

Die Aktivitäten des Arbeitsbereichs zielen darauf ab, die bestehenden Erfahrungen im Bereich der Baudenkmalpflege und des Kulturerhalts an archäologischen Stätten systematisch verfügbar zu machen, aktuelle und künftige Herausforderungen für das kulturelle Erbe zu identifizieren, den fachlichen Austausch über diese anzuregen und zu fördern sowie entsprechende Kompetenzen für den Kulturerhalt auf- und auszubauen. So lassen sich beispielsweise im Rahmen von Projekten des DAI weltweit durchgeführte Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an archäologischen Stätten systematisch hinsichtlich ihrer Spezifika und denkmalpflegerischen Ansätze aufarbeiten und somit Beispiele guter Praxis sammeln. Ein laufendes Projekt stellt die Digitalisierung des am DAI vorhandenen Archivmaterials zur Restaurierung des Trajaneums in Pergamon dar. Die digitalisierten Bestände (u.a. Photographien, Arbeitstagebücher, Pläne etc.) sollen in der iDAI.world abgelegt und miteinander verknüpft werden und so die Grundlage für weiterführende Fragestellungen bilden.

Workshop im Rahmen des KulturGutRetter-Projekts in Meroe im Sudan, 2021 © DAI, Zentrale // Pawel Wolf

KULTURERBE, KLIMAWANDEL UND KRISEN

Militärische Auseinandersetzungen, intentionelle Zerstörungen, Naturkatastrophen und der Klimawandel gefährden kulturelles Erbe und zwingen zum schnellen Handeln. Im Rahmen des 2016 begonnenen Verbundprojektes „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ des Archaeological Heritage Network (ArcHerNet) wurden in den Krisengebieten des Nahen Ostens wichtige Projekte zum Erhalt und Schutz des kulturellen Erbes durchgeführt und zugleich grundlegende Kompetenzen in Deutschland und in der Krisenregion auf- und ausgebaut. Deutlich wurde aufgrund der Katastrophen der letzten Jahre, wie groß die Notwendigkeit schellen Handelns in Katastrophenfällen ist und in welchem Umfang es an Mechanismen hierfür fehlt. Aus einer Pilotphase mit Projekten zur Grundlagen- und Bestandsermittlung im Bereich des Kulturgüterschutzes in Notsituationen erwuchs das Projekt KulturGutRetter (KGR) – Ein Mechanismus für die schnelle Hilfe zum Schutz und Erhalt von Kulturerbe in Krisensituationen, dessen Ziel die Bereitstellung von Ressourcen aus Deutschland für die Erstversorgung von beschädigtem oder bedrohtem Kulturgut weltweit ist. Die Koordination des zusammen mit der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und dem Leibniz Forschungszentrum für Archäologie (LEIZA) durchgeführten Gesamtprojektes ist ebenso am Architekturreferat angesiedelt wie der Kompetenzbereich für immobiles Kulturgut.