Tappe Rivi, Nord-Khorasan/Iran: Eine Siedlung erzählt Geschichte

Erforscht wird das Samalghan-Tal der iranischen Provinz Nord-Khorasan. Hier liegt der Fundplatz Rivi, ein 120 ha großes Siedlungsareal, das ab der Eisenzeit bis in die sassanidische Periode über 1500 Jahre kontinuierlich genutzt wurde.

Hügel Rivi A (im März 2022) © DAI-Teheran // Judith Thomalsky

DAI Standort  Eurasien-Abteilung, Außenstelle Teheran

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  01.2016 - 2024

Disziplinen  Archäologie, Geoarchäologie, Historische Geographie

Projektverantwortlicher  Dr. Judith Thomalsky

Adresse  Im Dol 2-6 , 14195 Berlin

Email  Judith.Thomalsky@dainst.de

Team  Niloufar Ehteshami, Jan Lentschke

Laufzeit  2016 - 2024

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  EA - Iran, Afghanistan, Pakistan

Fokus  Feldforschung, Kulturerhalt/Cultural Heritage, Regionalforschung

Disziplin  Archäologie, Geoarchäologie, Historische Geographie

Methoden  Feldforschung, Restaurierungs- und Denkmalpflegemethoden, Schutzstrategien

Partner  Iranian Cultural Heritage, Handicraft and Tourism Organization (ICHTO), Iranische Antikenbehörde (ICAR; RICHT)

Projekt-ID  2284

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/3303405

Überblick

Der Fundplatz Tappe Rivi liegt in einem kleinen Tal des Samalghan-Flusses in der Iranischen Provinz Nord-Khorasan. Mit 110ha Siedlungsfläche ist Rivi der größte Fundplatz der Region. Ab ca. 1000 v. Chr. wurde hier gesiedelt, um 800 v. Chr. entstanden die ersten Monumentalbauen und Befestigungen, die auf eine lokales Herrschaftszentrum schließen lassen. Rivi erlebt dann auch während der Einbindung der Region in das Achämenidische Reich (550-330 v. Chr.), und war sicherlich einer der zentralen Verwaltungsorte in den nordöstlichen Provinzen Hyrkania oder Parthia. Die Siedlungsaktivitäten am Fundplatz erreichen erst während der frühislamischen Zeit ein Ende bzw. verlagern sich ca. 1 km weiter südlich.

Gerade die Besiedlungskontinuität von der Eisenzeit bis in die Sassanidische Epoche ist es, was den Platz und unsere Forschungen einzigartig macht. Für NO-Iran ist eine vergleichbare Siedlungssequenz bislang nicht erarbeitet worden und auch hinsichtlich der historischen Quellenforschung Irans hat Rivi hohes Potential. Im achämenidischen Kernland sind bislang ausschließlich die Königszentren wie Pasargadae, Persepolis, Susa untersucht, und über die Städte- und Dorfgemeinschaften des Achämenidenreichs nur wenig bekannt. Wir schreiben eine 1500 Jahre lange Geschichte eines Ortes, der die Etablierung der persischen Reiche erlebt und gleichfalls sich vom „Dorf zum Zentralplatz“ entwickelt hat.

Vom Dorf zum Zentralplatz oder " do we can find the impact of empire (?)"

Das Projekt zielt auf die Erforschung eines bislang unbekannten historischen Siedlungsgebietes in Nordostiran. Unser Untersuchungsgebiet ist das Samalghan-Tal im Grenzgebiet Iran und Turkmenistan in der iranischen Provinz Nord-Khorasan gelegen. Tappe Rivi umfasst ein 120 ha großes Siedlungsareal, das ab der Eisenzeit bis in die sassanidische Periode über 1500 Jahre kontinuierlich genutzt wurde und somit die Etablierung von gleich zweien der bedeutendsten antiken Reiche des iranischen Hochlandes erlebt hat: das der Perser und der Sassaniden. Nicht zuletzt befinden wir uns im historischen Kerngebiet der Parther, deren Genese und Charakter wir (fast) ausschließlich nur aus den schriftlichen Quellen kennen.

Mittlerweile ist klar, dass Rivi schon vor der Perserzeit eine wichtige Rolle in der Region gespielt haben muss: ca. um 800 v.Chr. werden größere Bauten angelegt, u. a. ein Monumentalbau (Rivi D) mit ca. 90 m Seitenlänge und mindestens eine Befestigung. Während der Achämenidenzeit nimmt der Standort eine wirtschaftlich zentrale Rolle ein, wie zahlreiche Siegelabdrücke belegen. Interessant sind auch Belege früherer Aktivitäten am Fundplatz: Ein in die Mitte des 2. Jt. v. Chr. datiertes Gräberfeld belegt den direkten Kontakt mit der nördlich des Atrak in Turkmenistan beheimateten Sumbar-Kultur.

Modellzeichnung von Gebäude F16 © DAI Teheran // Ala Talebian
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Untersuchungsgebiet Samanghan-Tal und archäologische Fundplätze: Rivi (roter Stern), sowie 2 weitere Plätze (grün), die in den Übergang Spätbronzezeit/Früheisenzeit datieren. © DAI Teheran // anonym
Schematische Rekonstruktion der ursprünglichen Fläche des Monumentalbaues Rivi D © DAI Teheran // Judith Thomalsky
Pfeilförmiges Fenster in der Nordfassade von Monumentalbau Rivi D © DAI Teheran // Ebrahim Farsi
tönerner Türverschluss mit Stempeln © DAI Teheran // Javad Jafari
Tonverschluss mit Stempelsiegel, bei der Funddokumentation © DAI Teheran // Javad Jafari