Archäologien des Kolonialismus

Gruppenfoto der Teilnehmer:innen © DAI Madrid // María Latova
Mit einem intensiven viertägigen Workshop zum Thema „Archaeologies of Colonialism – Past and Present“ haben das Deutsche Archäologische Institut Madrid und die Casa de Velázquez Anfang Juni 2025 ein interdisziplinäres Forum für den wissenschaftlichen Nachwuchs geschaffen. Die Veranstaltung vereinte 14 Nachwuchswissenschaftler*innen aus Italien, Spanien, Portugal, Deutschland, England und dem Maghreb, die sich mit verschiedenen Facetten kolonialer Prozesse in der Antike und deren Bedeutung für die archäologische Forschung auseinandersetzten.
In der Diskussion standen nicht nur konkrete Fallstudien im Mittelpunkt, sondern auch grundsätzliche methodische und theoretische Fragen: Wie lassen sich koloniale Strukturen in archäologischen Befunden erkennen? Welche Spuren hinterlassen asymmetrische Machtverhältnisse in der materiellen Kultur? Und inwiefern beeinflussen moderne koloniale Erfahrungen unsere heutige Wahrnehmung antiker Vergangenheit?
Ein besonderes Merkmal des Workshops war die enge Einbindung etablierter Wissenschaftlerinnen, die als Mentorinnen nicht nur mit Vorträgen, sondern auch im direkten Austausch mit den Teilnehmenden zur Weiterentwicklung der Projekte beitrugen. Als Mentor*innen wirkten Audrey Bertrand (École Française de Rome), Manuel Fernández-Götz (University of Oxford), Jörg Linstädter (DAI Bonn) und David Mattingly (University of Leicester) mit.
Die Beiträge deckten ein weites thematisches und geografisches Spektrum ab: von phönizischer Präsenz im westlichen Mittelmeerraum über römische Urbanisierungspolitik in Nordafrika bis hin zu postkolonialen Fragestellungen in der gegenwärtigen archäologischen Praxis. Dabei wurde deutlich, wie eng die Reflexion über koloniale Vergangenheit mit aktuellen Debatten zur Rolle der Archäologie in globalen Machtverhältnissen verbunden ist.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen gemeinsamen Besuch des Museo de América in Madrid, das mit seinen Sammlungen und musealen Narrativen selbst einen wichtigen Reflexionsraum für die koloniale Geschichte und ihre museale Aufarbeitung bietet.
Mit diesem Format ist es gelungen, kritische Perspektiven auf Kolonialismus, Dekolonisierung und archäologische Praxis in einen produktiven Dialog zu bringen. Die große Resonanz auf den Workshop, sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf das internationale Interesse, unterstreicht die hohe Relevanz des Themas und das Potential zukünftiger Formate dieser Art.
Kontakt
PD Dr.
Paul Scheding
, Leitender Direktor Abteilung Madrid
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