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Nachruf Dr. Daniel Polz

NACHRUF

Dr. Daniel Polz // Ute Rummel

03.11.2025 | Abteilung Kairo

5.10.1957 − 27.10.2025.

Am 27. Oktober verstarb nach langer, schwerer Krankheit unser ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor, Kollege und Freund Dr. Daniel Polz.

Der akademische Weg von Daniel Polz begann 1978 im Institut für Ägyptologie der Universität Heidelberg, an der er zudem die Nebenfächer Ur- und Frühgeschichte, Linguistik und Klassische Archäologie belegte. Früh fand er seine Begeisterung für die archäologische Disziplin innerhalb der Altertumswissenschaften: Von 1979 bis 1981 zunächst in Deutschland Ausgrabungsmethodik lernend, nahm er bald seit 1980 an Ausgrabungen teil, die ihn jährlich nach Ägypten führten. Neben seiner mehrjährigen Mitarbeit in den Projekten des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo in Merimde und Dahschur war sehr bald die Thebanische Nekropole auf der Westseite von Luxor sein Hauptinteressensgebiet und das dortige Deutsche Haus in Qurna, in dem er 40 Jahre wirkte, eine zweite Heimat. Schon früh war es ihm ein Anliegen, auch in der Erforschung der bis dahin vor allem epigraphisch orientierten Gräberforschung archäologisch progressive Methodik umzusetzen. 1988 schloss er die Heidelberger Zeit mit der Promotion bei Jan Assmann mit einer Arbeit zum Grab des Hui und des Kel (Theben Nr. 54) ab und wurde hierfür 1989/1990 mit dem Reisestipendium des DAI ausgezeichnet. Von 1989 bis 1993 arbeitete Daniel Polz als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Kairo des DAI. Das von ihm 1991 initiierte Projekt in dem Nekropolenabschnitt Dra' Abu al-Naga zielte auf die große Wissenslücke um die Gräber und Bestattungspraxis der Epoche der Zweiten Zwischenzeit und des frühen Neuen Reiches ab. Dieses Projekt führte er auch von der nächsten Station seiner wissenschaftlichen Karriere als Assistant und Associate Professor an der University of California Los Angeles, an der er von 1993 bis 1999 Ägyptische Archäologie und Geschichte lehrte, weiter. Im Jahr 1999 wurde Daniel Polz zum Wissenschaftlichen Direktor des DAI Kairo berufen und baute das Projekt in der thebanischen Nekropole weiter aus. Neben reichen Ergebnissen zu den Jahren um 1650 bis 1550 v. Chr. gelangen wichtige Einsichten zu weiteren Epochen wie etwa zur Ramessidenzeit. Seine eigenen Forschungen fokussierten dabei auf das 2. Jahrtausend v. Chr., jedoch erkannte er bald das große Forschungspotenzial in dem oberhalb der Nekropole von Dra' Abu al-Naga gelegenen Baukomplex aus byzantinischer Zeit und eröffnete dort in einer Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien die Untersuchungen zum Paulus-Kloster von Deir el-Bachît. Sein Lebensweg führte ihn neben Heidelberg auch an die Universität München, an der er sich 2006 mit einer Arbeit mit dem Titel „Der Beginn des Neuen Reiches: zur Vorgeschichte einer Zeitenwende“ habilitierte. Als weiteren Forschungsgegenstand entwickelte er ein großes Interesse an der Wissenschaftsgeschichte, aus der als sichtbarstes Zeichen die von ihm begründete Reihe „Menschen Reisen Forschungen“ hervorging. Obwohl er die vergangenen Jahre nicht mehr als Lehrender an Universitäten tätig war, setzte er sich stets für jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein und förderte sie im Team auf der Grabung in Dra' Abu al-Naga wie auch in seinem professionellen Umfeld in Kairo. Die wissenschaftliche Leitung der Unternehmung ging mit seinem Eintritt in den Ruhestand 2022 an Ute Rummel über. Es war Daniel Polz nicht vergönnt, seinen Traum von einer nun folgenden, langen wissenschaftlich produktiven Phase zu erleben. Die Veröffentlichungen seiner Projektabschnitte in Dra' Abu al-Naga, an denen er mit großer Energie auch unter den erschwerten Bedingungen der Erkrankung weiterarbeitete, konnte er nun selbst nicht mehr zum Abschluss bringen.

Mit großer Leidenschaft und persönlichem Einsatz leitete er von 1999 bis 2022 die Redaktion der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts. Das Vermächtnis ist hier eine beeindruckende Zahl von annähernd 100 Büchern. Stets setzte er sich hierbei für die Umsetzung höchster Qualitätsmaßstäbe ein und führte Generationen studentischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diese anspruchsvollen Aufgaben im redaktionellen Bereich heran. Unvergessen ist auch sein herausragender Einsatz im Rahmen des hundertjährigen Bestehens der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts im Jahr 2007. Ebenso unvergessen bleibt für alle, die ihm begegneten, seine Leidenschaft für die Lösung soziopolitischer Fragestellungen im 2. Jahrtausend v. Chr. in – wie er oft betonte – dem weltweit größten archäologischen Museum, der Gräber- und Tempelwelt von Luxor.

Das Deutsche Archäologische Institut Kairo trauert um einen passionierten Wissenschaftler, seine engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauern um einen warmherzigen Freund. Die Abteilung Kairo wird Daniel Polz ein ehrendes Andenken bewahren und spricht den Hinterbliebenen tief empfundenes Mitgefühl aus.

Kontakt
Dietrich Raue , Erster Direktor
Dietrich.Raue@dainst.de

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