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Erste Feldkampagne des neuen DFG-Projektes "Honduras"

AUS DEN PROJEKTEN

Abb. 8: Eines der polychromen Keramikgefäße mit darin liegender Keramikfigur im Stil der Betulia-Zeit (300 v. Chr. – 300 n. Chr.). © DAI-KAAK // Mike Lyons

29.04.2025 | Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen

Im Frühjahr 2025 startete ein Team unter der Leitung von Markus Reindel zur ersten Feldkampagne des von der DFG geförderten Projektes „Honduras“. Unter dem Titel „Die vergessene Küste: Vorspanische Siedlungsmuster und Netzwerke im Nordosten von Honduras“ wird im Projekt die Siedlungsgeschichte an der Karibikküste von Honduras erforscht. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf der Dokumentation von vorspanischen Siedlungen verschiedener Zeitstufen in einer archäologisch noch wenig erforschten Region. Die Kenntnis der Siedlungsgeschichte an dieser Schnittstelle wichtiger Kulturgebiete ist wichtig für das Verständnis kultureller Prozesse in ganz Zentralamerika und der Karibik.

Das Team erreicht die teils schwer zugänglichen Fundplätze an der Küste und dem bergigen Hinterland mit Geländewagen, Motorrädern, Booten oder zu Fuß (Abb. 1a). Erstmals konnte in Honduras eine LiDAR-Drohne eingesetzt werden, was zur Entdeckung einer Vielzahl neuer Siedlungsplätze führte. Die Laserstrahlen der LiDAR-Drohne können in vielen Fällen die dichte tropische Vegetation durchdringen und ermöglichen es, den Untergrund dreidimensional zu vermessen. Dabei wurden an vielen Stellen Plattformen in regelmäßiger Anordnung um Höfe und Plätze sichtbar (Abb. 3).

Die Siedlungsplätze werden von den Teammitgliedern begangen und nach diagnostischem Fundmaterial abgesucht. Anhand der Oberflächenkeramik kann zumeist die Zeitstellung der Siedlungen bestimmt werden (Abb. 4). Die größte Anzahl der bisher etwa 80 dokumentierten Fundplätzen stammt aus der sogenannten Cocal-Zeit (1000-1500 n. Chr.). An zweiter Stelle rangieren die Siedlungen der Selin-Zeit (300-1000 n. Chr.). Erstmals konnten auch zwei Siedlungsplätze der Betulia-Zeit (300 v. Chr. – 300 n. Chr.) dokumentiert werden.

An dem namengebenden Fundort Betulia wurden zwei 4 x 4 m große Grabungsschnitte angelegt. In einem der Schnitte befand sich eine große Anhäufung von Steinen, vermischt mit außergewöhnlichen Mengen zerscherbter Keramik. Nach bisheriger Analyse datieren die Funde alle in die Betulia-Zeit. An mehreren Stellen waren Artefakte intentionell in die Füllung eingebracht worden, unter anderm zwei polychrome Keramikgefäße mit jeweils einer Keramikfigurine (Abb. 7, 8). Im zweiten Schnitt konnten ebenfalls viele Keramikfragmente und Ganzgefäße im Zusammenhang mit Siedlungsschichten dokumentiert werden (Abb. 10a). Die Funde aus Betulia erlauben es, diese Zeitstufe durch ihre Artefakte zu charakterisieren (Abb. 11). Mehrere Radiokarbonproben werden eine genaue zeitliche Eingrenzung dieser frühen Siedlungsepoche ermöglichen.

Am 14. März hatten wir die deutsche Botschafterin, Daniela Vogl, bei der Ausgrabung und in den Laborräumen des Projektes zu Besuch (Abb. 13). Sie informierte sich außerdem im kleinen Museum von Guadalupe, welches unter anderem mit Zuschüssen der Botschaft und des Auswärtigen Amtes finanziert wurde, über die Ergebnisse des Projektes. Das Museum von Guadalupe wird für diverse kulturelle Aktivitäten genutzt. Auf dem Schulgelände, in dem sich das Museum befindet, werden vor allem Aktivitäten mit Kindern veranstaltet. Das archäologische Projekt beteiligte sich auch an einer Kulturveranstaltung der indigenen Garifuna-Bevölkerung am 12. April, an dem an die Ankunft der Garifuna an der Festlandküste im Jahr 1797 erinnert wird (Abb. 15). In der nahegelegenen Departamentshauptstatt Trujillo organisierten wir eine Vortragsveranstaltung, in der ein Film des Fernsehsenders ARTE über das archäologische Projekt gezeigt und diskutiert wurde (Abb. 16).

Abb. 1a: Zu Fuß, mit dem Geländewagen, Motorrad oder Boot erreichen die Teammitglieder die oft schwer zugänglichen archäologischen Fundplätze. DAI-KAAK // Mike Lyons
Abb. 3: Die LiDAR-Drohne ermöglicht es in vielen Fällen, auch dicht bewaldete Fundplätze zu dokumentieren und 3D-Geländemodelle zu erstellen. DAI-KAAK // Jeannine Langmann
Abb. 4: Oberflächenkeramik erlaubt es in den meisten Fällen, die Siedlungsplätze zu datieren. DAI-KAAK // Markus Reindel
Abb. 7: Im zweiten Schnitt von Betulia befand sich eine kompakte Steinpackung, die mit zahlreichen Keramikscherben durchmischt war. In die Steinpackung waren Niederlegungen von Artefakten der Betulia-Zeit (300 v. Chr.-300 n. Chr.) eingebettet. DAI-KAAK // Markus Reindel
Abb. 10a: Keramikgefäße der Betulia-Zeit (300 v. Chr. – 300 n. Chr.) sind oft mit figürlichen Applikationen verziert. Ebenso finden sich anthropomorfe Figurinen. DAI-KAAK // Jeannine Langmann
Abb. 11: Die reichhaltigen Keramikfunde der Ausgrabungen in Betulia dienen als Grundlage für typochronologische Studien und der Charakterisierung der Keramik der Betulia-Zeit (300 v. Chr. – 300 n. Chr.). DAI-KAAK // Markus Reindel
Abb. 13: Die deutsche Botschafterin Daniela Vogl besuchte die Ausgrabungen und ließ sich die Funddokumentation von Mike Lyons erläutern. DAI-KAAK // Markus Reindel
Abb. 15: Am 12. April erinnert die indigene Garifuna-Bevölkerung von Guadalupe an die Ankunft der ersten Garifunas von der Insel St. Vincent im Jahr 1797. DAI-KAAK // Markus Reindel
Abb. 16: Bei einer Kulturveranstaltung in der Fortaleza Santa Barbara in Trujillo wurde ein Dokumentarfilm des Fernsehsenders ARTE über das archäologische Projekt gezeigt. DAI-KAAK // Jeannine Langmann

Kontakt
Prof. Dr. Markus Reindel , Referent für Amerika
Markus.Reindel@dainst.de

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