Pfusch am Bau oder erfolgreiche Baustrategie? Hölzerne Großbauten im frühkaiserzeitlichen Legionslager Marktbreit

Bauforschung im Wiegandhaus

Zum nächsten Vortrag in der Reihe Bauforschung im Wiegandhaus begrüßen wir Birgit Nennstiel (Berlin). Sie spricht zum Thema „Pfusch am Bau oder erfolgreiche Baustrategie? Hölzerne Großbauten im frühkaiserzeitlichen Legionslager Marktbreit“.

Die Bedeutung des Holzbaus für die Besetzung, die Sicherung und den Ausbau der nordwestlichen Provinzen ist unbestritten. Der Forschungsstand zur Holzbauweise des römischen Militärs ist dagegen lückenhaft und kann nur zum Teil mit der Überlieferung auswertbarer Befunde erklärt werden. Tatsächlich sind Nachweise der Holzbauphasen aufgrund der Vergänglichkeit des Materials fast ausschließlich über Bodenverfärbungen möglich, die auf die Gründungsstrukturen der vergangenen Holzbauten hinweisen. Diese begrenzten Befunde sind häufig von späteren Ausbauphasen überlagert und gestört. Ausnahmen bilden die großen augusteischen Legionslager rechts des Rheins, die nur wenige Jahre bestanden und deren Holzbauten in seltener Klarheit nachvollziehbar sind. Im römischen Lager Marktbreit konnten während der Ausgrabungen in den 1980er und 1990er Jahren die fast vollständigen Gründungsstrukturen mehrerer repräsentativer Großbauten im Lagerzentrum aufgedeckt werden, u.a. des Lagerforums (principia) und der Kommandantur (praetorium). Die außerordentlich gute Befundlage und die umfangreiche Grabungsdokumentation waren Grundlage für eine detaillierte Auswertung der baurelevanten Befunde aus bauforscherischer Perspektive. Die Auswertung der Befunde erbrachte nicht nur neue Erkenntnisse zur Bauweise und Konstruktion der Holzbauten selbst, sondern lieferte wesentliche Einblicke in Prozesse wie die Bauplanung, die Bauvorbereitung, die Vermessung und die Materialbeschaffung. Sie erlaubte zudem Einblicke in den Bauablauf und in die eigenverantwortliche Bauausführung der Legionäre.

Birgit Nennstiel studierte Architektur mit den Schwerpunkten Bauforschung und Denkmalpflege an der Technischen Fachschule und an der Technischen Universität in Berlin. Ihr langjähriger Tätigkeitsschwerpunkt ist die Wissenschaftskommunikation, durch Tätigkeiten an der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts, für den Exzellenz-Cluster Topoi und aktuell für das Berliner Antike-Kolleg. Mit dem Vortrag präsentiert sie Ergebnisse ihrer 2023 erfolgreich abgeschlossenen bauforscherischen Promotion an der TU Berlin.

Der Vortrag findet um 18:00 Uhr c.t. im Gartensaal des Wiegandhauses (Eingang Peter-Lenné-Str. 28) statt. Bei Interesse bitten wir Sie sich vorab per Mail an architekturreferat@dainst.de anzumelden. Der Vortrag wird parallel per Zoom übertragen. Zur Teilnahme am Zoom-Meeting können Sie sich über den oben angegebenen Link registrieren.